Die Elektroinstallationen der Bestandswohngebäude sind großteils weder tauglich für die Energiewende noch für Elektromobilität. Zu diesem Ergebnis kommt der ZVEI auf Grundlage der Studie „Zustandserhebung elektrischer Anlagen für Gebäude“, die im Auftrag des ZVEI von der Fachhochschule Südwestfalen in Soest und der Leuphana Universität in Lüneburg durchgeführt wurde und auf der efa in Leipzig offiziell vorgestellt wurde.
1.360 Befragungen von Mietern und Eigentümern haben ergeben, dass 70 Prozent der Gebäude die vor 2006 errichtet wurden, nicht die heutigen, in einer Norm festgelegten Anforderungen an eine Mindestausstattung erfüllen. Solche, die zwischen 1950 und 1979 errichtet wurden, kommen am schlechtesten weg. Diese Gebäude machen den größten Teil der heutigen Wohngebäude aus. Viele noch ältere Gebäude wurden bereits elektrisch saniert, jüngere – ab 1980 errichtet – haben modernere Ausstattungen.
Bei Renovierungen wird vielfach lediglich der sichtbare Teil der Installation – Schalter und Steckdosen – erneuert, die Verkabelung bleibe die alte. „Wenn Nutzungsänderungen wie beispielsweise die Integration von Batterie- oder Warmwasserspeicher, Photovoltaik-Anlagen oder Ladesäulen für Elektromobile hinzukommen, sinkt die elektrische Sicherheit der Installation“, stellt Andreas Bettermann, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektroinstallationssysteme, fest. „Die Elektroinstallationen in vielen Wohngebäuden sind eindeutig nicht energiewendefähig, und häufig haben sie die normale Lebensdauer längst überschritten.“ Mehr als zwei Drittel der installierten Elektrik sei älter als 35 Jahre.
Heute würden deutlich mehr Stromverbraucher die Elektroinstallation mit einer anderen Lastcharakteristik als zur Zeit der Bauphase belasten. Die veraltete Technik sei zudem nicht in der Lage, Messwerte zu erfassen, sei nicht regel- und steuerbar. „Daher laufen im Gebäudebestand auch Smart-Meter- und Smart-Home-Funktionalitäten wie Preissignale vom Netzbetreiber oder Einspeisesignale vom Gebäude kommunikativ ins Leere“, moniert Betterman: „Ich stelle mir die Frage: Scheitern Energieeffizienz, Digitalisierung und Smart Home an den existierenden Elektroanlagen in Wohngebäuden?“
Bettermann fordert die Politik auf, die Elektroinstallation als „das vergessene System“ in den Fokus zu rücken. Unter dem Schlagwort „Bestandsschutz“ sende die Politik bisher das falsche Signal, den Status Quo zu erhalten. Bettermann kritisiert: „Es besteht aus unserer Sicht die Gefahr der Fehllenkung von Investitionen, wenn KfW-Fördersysteme nur Sanierungsmaßnahmen der Gebäudehülle und der Heizungsanlage berücksichtigen. Desgleichen wenn das Erneuerbare Energiegesetz (EEG) die Integration von Photovoltaik-Anlagen und Batterien fördert, aber keine strukturierte Anlagenüberprüfung vorsieht.“
Die Kurzfassung der Studie finden Sie hier.
Quelle: ZVEI