„Wir müssen als Staat lernen, wieder mehr loszulassen“

Das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung Niedersachsen hat den Bau-Turbo gezündet. Bauminister Olaf Lies spricht im Interview mit der ElektroWirtschaft über die Vereinfachung der Bauvorschriften, Chancen und Herausforderungen.

ElektroWirtschaft: Seit dem 1. Juli ist die Reform in Kraft, die das Bauen in Niedersachsen einfacher, schneller und günstiger machen soll, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die Bauwirtschaft zu stärken. Wie sieht die Vereinfachung der Bauvorschriften konkret aus und mit welchen Maßnahmen wird der „Bau-Turbo“ umgesetzt?

Bauminister Olaf Lies: Mit der am 1. Juli in Kraft getretenen Änderung unserer Niedersächsischen Bauordnung haben wir in Niedersachsen einen baupolitischen Paradigmenwechsel mit Vorbildcharakter eingeleitet. In Zeiten hoher Mieten, gestiegener Baukosten und hoher, an vielen Stellen zu hoher Standards, brauchen wir dringend praktikable Lösungen.

Unser Ziel ist klar: Wir wollen schneller, einfacher und kostengünstiger bauen. So können wir die Bauwirtschaft ankurbeln und Druck aus dem angespannten Wohnungsmarkt nehmen. Deshalb haben wir entscheidende Impulse insbesondere für Neu- und Umbauvorhaben gesetzt, indem
wir staatliche Vorgaben und Kontrollen minimiert und die unternehmerische Freiheit und Verantwortung gestärkt haben.
Wir müssen als Staat lernen, wieder mehr loszulassen. Dieser Paradigmenwechsel erleichtert vor allem den Umbau bestehender
Gebäude erheblich – hier liegt viel Potenzial, wenn wir schnell mehr Wohnraum schaffen wollen. Unser Leitgedanke ist: Ein Gebäude muss nach dem Umbau nicht mehr können als vorher. Bei baulichen Änderungen oder Nutzungsänderungen müssen Wände, Stützen, Decken, Böden, Dächer und Treppen nicht mehr nach den neuesten Standards umgebaut werden.
Das spart Zeit und Geld. Natürlich bleiben auch nach den gesetzlichen Neuerungen die Standsicherheit des Gebäudes und der grundlegende Brandschutz gewährleistet, aber hierfür müssen eben nicht mehr alle
aktuell geltenden Regelungen herangezogen werden. Energetische Regeln bleiben davon erst einmal unberührt. Dazu setzen wir auch den Bau-Turbo weiter um: Der Weg für den Gebäudetyp E wird geebnet, eine Genehmigungsfiktion wurde eingeführt, der Dachgeschossausbau vereinfacht und die Stellplatzpflicht für den Wohnungsneubau abgeschafft.

Das komplette Interview lesen Sie in der ElektroWirtschaft 9-2024.

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