Die aktuelle Deloitte Studie untersucht den gegenwärtigen Stand und die zukünftige Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland (Stand 11/2020). Auch wenn sich die Automobilindustrie in den nächsten zehn Jahren bis 2030 dramatisch verändern wird, spielen bisherige Erfolgsfaktoren wie Größe und Verbundvorteile weiterhin eine große Rolle, weil Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Fahrzeugen sehr kapitalintensiv sind und bleiben werden.
Bereits ohne die COVID-19-Pandemie war die Zielerreichung von einem Bestand von zehn Millionen Elektrofahrzeugen in Deutschland für das Jahr 2030 auf dem Stand des Klimaschutzprogramms von 2019 ambitioniert. Nach Berechnungen von Deloitte werden die Auswirkungen von COVID-19 den kumulierten Absatz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben bis 2030 um bis zu 500.000 Einheiten reduzieren. Doch das kürzlich beschlossene Konjunkturpaket wird sich positiv auf den Hochlauf alternativer Antriebe auswirken, den negativen Einfluss der COVID-19 Pandemie kompensieren und letztlich die Entwicklung hin zu alternativen Antrieben mit insgesamt 650.000 Einheiten beschleunigen. Zusätzlich haben die Unternehmen der Automobilindustrie die Chance, die Transformation um weitere 1,4 Millionen Einheiten voranzutreiben.Noch im Januar 2020 – also vor der Krise – prognostizierte Deloitte auf Basis des Elektromobilitätsmodells kumulierte Neuzulassungen mit alternativen Antrieben von insgesamt 6,2 Mio. bis 2030 . Dabei unterstützen insbesondere die 2019 beschlossenen Maßnahmen des Autogipfels sowie des Klimaschutzprogramms 2030 den Hochlauf alternativer Fahrzeuge. Dennoch zeigt sich eine deutliche Abweichung vom hierzulande angestrebten Ziel und von den durch die CO2-Regularien erforderlichen sieben bis zehn Millionen E-Fahrzeugen und Plug-In Hybriden bis 2030 um fast vier Millionen Fahrzeuge.
Langfristig werden alternative Antriebe Verbrennungsmotoren ablösen und ersetzen. In der Übergangszeit geschieht dies auch über Hybridantriebe, um bestehende Wertschöpfungsketten auszuschöpfen und zugleich die CO₂-Vorgaben einzuhalten.
Die aktuelle Pandemie beeinflusst die bisherigen Planungen von Unternehmen und Politik zur Elektromobilität dabei durchaus. Deloitte hat dies vor Kurzem in einer Prognose für den deutschen Markt nach COVID-19 und dem Konjunkturpaket 2020 untersucht.
Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abzufedern, hat die Bundesregierung im Juni 2020 ein Konjunkturpaket auf den Weg gebracht, bei dem nicht nur Hilfen verteilt, sondern auch die strukturellen Rahmenbedingungen für ein langfristig ökologisches wirtschaftliches Handeln und die Dekarbonisierung gestärkt werden. Drei Maßnahmen stechen dabei heraus und können für einen erhöhten Absatz von zusätzlich 650.000 Fahrzeugen mit alternativen Antrieben führen:
- Strompreis: Die Festlegung der EEG-Umlage auf 6,5 und 6,0 ct/kWh auf den Strompreis für die nächsten zwei Jahre
- Kundenprämien: Die kurzfristige Verdopplung der Kaufprämie für elektrische Fahrzeuge auf 6.000 EUR bei gleichzeitiger Erhöhung der förderwürdigen Kaufpreisgrenze von 40.000 auf 60.000 Euro
- Innovationsförderung: Direkte Förderungen von Herstellern und Zulieferern bei Zukunftsinvestitionen mit maximal zwei Mrd. EUR bis Ende 2021 und Förderung des Masterplans Ladeinfrastruktur, Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bereich Elektromobilität sowie Batteriezellenfertigung mit maximal 2,5 Mrd. Euro.
Ursprünglich hatte die Bundesregierung geplant, bis 2030 das Ziel von zehn Millionen zugelassenen Fahrzeugen mit alternativen Antrieben zu erreichen. Die bisherigen Prognosen zeigen, dass dieses Ziel mit den Maßnahmen bis zum Mai 2020 schon um 4,3 Mio. Fahrzeuge verfehlt werden könnte. Mit den neuen Maßnahmen steigt der Erwartungswert bis 2030 auf 6,35 Mio. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.
Damit reichen nach derzeitigem Wissensstand die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Förderungen nicht aus, um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, werden aber langfristig den Absatz alternativ angetriebener Fahrzeuge beschleunigen.