Der Anteil der Schwellen- und Entwicklungsländer am Welt-BIP wächst rasant. Lag er im Jahr 2000 noch bei 20 Prozent, so hat er sich bis 2012 auf 38 Prozent fast verdoppelt – ein Trend, der sich fortsetzen wird. Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie der BayernLB und des ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie mit dem Titel ‚Wachstumsperspektiven für die deutsche Elektroindustrie – Zehn Schwellenländermärkte im Fokus‘.
„Deutschland ist nach China und den USA Nummer drei beim internationalen Warenhandel. Angesichts der gegenwärtig schwachen Wachstumsperspektiven in Westeuropa ist es von großer Bedeutung, an der Dynamik der Emerging Markets teilzuhaben“, betont Hubert Siply, Leiter der Abteilung Länderrisiko- und Branchenanalyse der BayernLB. „Dank exzellenter Qualität genießen die Industriegüter ‚Made in Germany‘ weltweit einen hervorragenden Ruf.“ Dies sei eine gute Grundlage dafür, dass Deutschland auch künftig von der wachsenden Nachfrage in den Schwellenländern profitieren kann.
Bereits in den vergangenen Jahren konnte Deutschland seine Ausfuhren in die Schwellenländer deutlich ausdehnen. So stieg der Anteil der Warenexporte nach Asien von 10,5 Prozent im Jahr 2000 auf 16,3 Prozent im vergangenen Jahr. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der deutschen Warenexporte in die heutige Eurozone zurückgegangen: Von 45,5 Prozent auf 37,5 Prozent. Überdurchschnittlich stark entwickelten sich zudem die deutschen Exporte in die europäischen Länder außerhalb der Eurozone sowie in die GUS-Staaten. Mehr als ein Siebtel der deutschen Ausfuhren geht auf das Konto der Elektroindustrie, der mit mehr als 840.000 Inlandsbeschäftigten zweitgrößten Industriebranche in Deutschland. Die Studie nimmt für die deutsche Elektroindustrie perspektivisch wichtige Zukunftsmärkte in Europa, Mittel- und Südamerika sowie Asien in den Blick. „Der Warenaustausch zwischen Industrie- und Schwellenländern gewinnt rapide an Bedeutung. Das zeichnet sich in besonderer Weise in der Außenhandelsstruktur der Elektroindustrie ab“, erläuterte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann. Der Anteil der deutschen Elektroexporte in die Industrieländer lag im Jahr 2000 bei 82 Prozent. Seither hat die Nachfrage nach deutschen Produkten in den Schwellenländern deutlich stärker zugenommen als die in den etablierten Volkswirtschaften. Zuletzt ging bereits mehr als ein Drittel der Ausfuhren in diese Länder. Das Exportwachstum in die Industrienationen lag seit 2000 durchschnittlich bei zwei Prozent pro Jahr, in die aufstrebenden Länder hingegen bei neun Prozent.
Zehn Länder außerhalb der BRIC-Staaten detailliert analysiert
Die Volkswirte der BayernLB und des ZVEI haben im Rahmen ihrer Gemeinschaftsstudie detailliert Wachstumsmärkte außerhalb der häufig genannten BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China) untersucht. Bulgarien, Chile, Indonesien, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Philippinen, Polen, Thailand und der Türkei könnten der deutschen Industrie im Allgemeinen und der Elektroindustrie im Besonderen vielversprechende Wachstumsperspektiven bieten. Damit entstehen Möglichkeiten zur Diversifizierung des internationalen Geschäfts, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Die in der Studie betrachteten Schwellenländer haben im Vergleich zu den etablierten Handelspartnern wie etwa den USA, einigen europäischen Ländern oder China ein noch relativ geringes Gewicht im deutschen Elektro-Außenhandel. Gleichwohl sei ihnen zuzutrauen, innerhalb der nächsten Jahrzehnte aufgrund ihres fortschreitenden Industrialisierungsprozesses zu bedeutenden Absatzmärkten zu werden. „Immerhin belief sich ihr gemeinsamer Beitrag zum – um Kaufkraftunterschiede bereinigten – Weltwirtschaftswachstum 2012 bereits auf gut elf Prozent“, so Dr. Gontermann.
Zum Vergleich: Die Eurozone trug knapp vier Prozent bei. Zwar weisen die untersuchten Länder teilweise sehr unterschiedliche Profile auf. Kolumbien und Chile haben beispielweise Automatisierungsbedarf im Bergbausektor, Malaysia und die Philippinen haben Erweiterungsbedarf bei den Produktionskapazitäten für Bauelemente und die Türkei braucht eine Modernisierung der Energienetzinfrastruktur. Diese Länder sind aber im Zuge ihres Wachstumsprozesses auf die Einfuhr ausländischer Hochtechnologie angewiesen. Deutsche Unternehmen sind hier in vielen Bereichen führend. Elektrotechnische und elektronische Produkte und Systeme ‚Made in Germany‘ bleiben weltweit gefragt.
(Quelle: ZVEI)