Der Monitoring-Bericht zur Energiewende, der Erfahrungsbericht zum Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz und die Verabschiedung der Energieeffizienzstrategie Gebäude des Bundeskabinetts (Mehr Informationen) hat viel Zustimmung jedoch auch einige Kritik in der Verbandswelt erhalten.
BDEW lobt Fortschritte und fordert schnelleren Netzausbau
Der BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) mahnte beispielsweise an, sich nicht auf den Fortschritten auszuruhen. Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung erklärte: "Der Bericht zeichnet ein sehr positives Bild zum Stand der Umsetzung des Generationenprojekts Energiewende. Zwar sind auch aus unserer Sicht viele Fortschritte erkennbar. Es gibt aber weiterhin zahlreiche offene Energiewende-Baustellen und ungelöste Probleme. […] Der dringend erforderliche Netzausbau kommt nur schleppend voran. Auch aufgrund der massiven politischen Widerstände wurden im ersten Halbjahr 2015 gerade einmal 24 Kilometer des Ausbauziels von insgesamt 1876 Kilometer Übertragungsnetz realisiert. Zudem müssen die CO2-Einsparpotenziale beispielsweise im Verkehrssektor endlich entschlossen genutzt werden."
ZSW rügt CO2-Emissionen
Auch das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) weist auf diese Schieflage hin: "Noch nie wurden in Deutschland so viele Kilometer mit dem Auto gefahren und mehr Güter auf der Straße transportiert als im vorigen Jahr. Zudem sind immer leistungsstärkere und schwerere Autos unterwegs. Dadurch ist der Energieverbrauch im Verkehr deutlich gestiegen. Das Ziel, diesen bis 2020 um 10 Prozent zu senken, rückt damit in weite Ferne", sagt Prof. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW und Mitglied der Energiewende-Kommission.
"Um bei der Energiewende Kurs zu halten, müssen zusätzliche Maßnahmen umgehend Wirkung entfalten", betont auch Andreas Löschel, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und Vorsitzender der unabhängigen Expertenkommission zum Monitoring-Prozess "Energie der Zukunft". Aus Sicht der unabhängigen Expertenkommission sollten mögliche Verfehlungen einzelner Ziele des Energiekonzepts jedoch nicht allein der Politik zugeschrieben werden. So erschweren auch exogene Ursachen wie die niedrigen Weltmarktpreise für fossile Energien und CO2-Emissionsrechte das Erreichen der Energiewendeziele.
dena mahnt bessere Evaluation der Energieeffizienz-Strategie an
Auch die veröffentlichte Energieeffizienz-Strategie Gebäude wird als positiv jedoch noch nicht ausreichend bewertet. „Es ist gut, dass wir mit der Strategie nun langfristig angelegte Leitplanken haben, die zeigen, wie die Energiewende im Wärmesektor gelingen kann. Das ist eine wichtige Grundlage für eine konsequente Energieeffizienzpolitik im Gebäudebereich“, kommentiert Andreas Kuhlmann, geea-Sprecher und Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena).
Gleichzeitig müsse die Strategie noch weiterentwickelt werden. „Wichtig wäre eine Abschätzung der Wirkung, die die einzelnen Maßnahmen entfalten sollen“, so Kuhlmann weiter. „Nur dann kann man auch evaluieren, welche Maßnahmen wirklich zielführend sind und welche nachgebessert werden müssen – und ob man in Summe überhaupt genügend tut.“ Lege der Bund hier noch nach, sei die heute verabschiedete Strategie ein großer Schritt hin zu einer konsequenten Energieeffizienzpolitik im Gebäudebereich.
Quelle: BDEW / ZSW / dena