Blitz-Umfrage unter Managern und Hochschulprofessoren im VDE sieht Deutschlands Innovationskraft in Gefahr. VDE-CEO Ansgar Hinz vergleicht die KI-Forschung mit einem Kampf gegen Windmühlen. Der VDE fordert die Konzentration auf Mikroelektronik und IT-Security, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Der Technologieverband VDE fragte einen ausgewählten Kreis an Managern, Forschungschefs und Hochschulprofessoren, wie es um die Innovationskraft Deutschlands zukünftig bestellt ist. Ihr Blick in die Glaskugel ist Weckruf zugleich: Die Mehrheit der Befragten sieht „Künstliche Intelligenz“ (KI) und ihre Anwendungen als eines der technischen Top-Zukunftsthemen. Weit abgeschlagen folgt auf Platz 2 erst die Automation/Robotik, das Gebiet, auf dem Deutschland traditionell führend ist. So hoch für die Experten das Potenzial von KI ist, so niedrig schätzen sie den Entwicklungsstand bei der Erforschung von KI in Deutschland und Europa ein: Nur drei Prozent sehen hier Deutschland als „Vorreiter“. Spitzenreiter in KI sind dagegen die USA (59 Prozent), China (39 Prozent) und Israel (31 Prozent), gefolgt von Japan und Süd-Korea mit jeweils 17 Prozent. Sie alle hängen Europa um Längen ab. „Die USA und China haben einen quantitativen Vorteil: Sie verfügen im Gegensatz zu uns über einen nicht bezifferbaren Schatz an Datensätzen. Selbst wenn wir in Deutschland diese Daten hätten, wir dürften sie nicht verwenden. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, Innovation voranzutreiben, ohne gleichzeitig die starren Leitplanken des Datenschutzes zu verletzen“, ärgert sich Ansgar Hinz, CEO des VDE. „Ohne leichtfertig agieren zu wollen, wir stehen uns in Deutschland selber im Weg und gefährden durch überzogene Regelungen langfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit“, sagt der VDE-Chef.
Nicht genug Mittel für Forschung und Entwicklung
Auch wenn 41 Prozent der Befragten Deutschland als „gut aufgestellt“ sehen, eine tonangebende Rolle traut die Mehrheit unserer Forschung und Wirtschaft derzeit nicht zu. „Gut aufgestellt“ sind dagegen Japan (57 Prozent), Süd-Korea (52 Prozent), China (49 Prozent) und Israel (47 Prozent). „Das Ergebnis überrascht nicht. Auf die Frage, ob es in Deutschland bzw. Europa genügend finanzielle Mittel für die Umsetzung revolutionärer Technologien gibt, antworteten nur 4 Prozent mit „ja“. Es ist kein Geheimnis, dass die USA und China dagegen die Erforschung von KI massiv mit hohen Summen fördern. In Deutschland wird stattdessen lange diskutiert, was wie hoch gefördert wird. Die Politik muss endlich aufwachen und die Weichen dafür stellen, dass Unternehmen schnell und unbürokratisch gefördert werden. Gerade Start-Ups, die revolutionäre Technologien auf den Markt bringen wollen, fehlt es oftmals an Venture Capital. Wir müssen Investitionsbarrieren abbauen und attraktiver für Investoren werden. Wir müssen sie dazu bringen, ihr Geld hierzulande gut zu investieren und nicht nur im Silicon Valley. So können wir vielleicht auch die Gründer von Start-Ups, die ausgewandert sind, zurückgewinnen. „Nicht diskutieren, machen!“, fordert Ansgar Hinz.
Quelle: VDE