Im Zuge der Digitalen Transformation werden Unternehmen gezwungen, bestehende Prozesse anzupassen und durch wesentlich effizientere, digitale Prozesse abzulösen. Wie bereitet sich der Elektrogroßhandel vor? Wir haben nachgefragt bei Uwe Schaffitzel, Geschäftsführer Würth Elektrogroßhandel GmbH & Co. KG.
Inwieweit treibt die Digitalisierung den Wandel im Elektrogroßhandel voran?
Nach meinem Dafürhalten ist die Digitalisierung der Wandel in der Branche. Prozesse verändern sich, Verhalten verändert sich, Vertriebskanäle verändern sich usw. Es muss dabei aber berücksichtigt werden, dass Digitalisierung nur dann erfolgreich wird, wenn alle an einer Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen, also vom Hersteller bis zum Handwerker, für eine vollumfängliche, durchgängige Digitalisierung sorgen und damit auch gesamthaft Prozesse vereinfacht werden und Produktivitätsvorteile entstehen. Hier gibt es unterschiedliche Entwicklungsstadien bei den jeweiligen Unternehmen in der eben beschriebenen Wertschöpfungskette. Mit die größte Wichtigkeit ist nicht die Technik, sondern die Verfügbarkeit von Daten, und zwar von guten aussagefähigen Daten. Beispielhaft seien hier die ETIM Kriterien genannt. Wenn diese nicht vorhanden sind, wird ein Produkt auch online nur schwer oder gar nicht gefunden. Deshalb sind auch die Projekte in unserer Branche, wie Open Datacheck, unwahrscheinlich wichtig, um die Datenqualität zu verbessern. Auch Themen wie ELBRIDGE, also der Zugriff auf die Konfiguratoren der Hersteller, sind Prozesse, die Produktivität und damit Geschwindigkeit bringen. Wichtig ist aber, dass jeder an seinen Prozessen arbeitet und jeder Digitalisierung ernst nimmt und wir dafür sorgen, dass wir sehr gute Daten haben.
Wie entwickelt sich die Digitale Transformation in Ihrem Unternehmen in der Coronakrise weiter? Führt die Situation zu einer schnelleren Umsetzung digitaler Vorhaben?
Man muss ehrlicherweise zugeben, dass dies ein positiver Nebeneffekt, vermutlich der einzige positive Nebeneffekt, der Coronakrise ist. Alle mussten sehr schnell lernen bzw. waren gezwungen, vom Homeoffice aus die anfallenden Arbeiten zu erledigen. Nachdem es keine Präsenzmeetings mehr gab, wurde unwahrscheinlich schnell auf Telefon-/Videokonferenzen umgeschaltet. Die Schwierigkeit war hier, dass unterschiedliche Softwareanwendungen unterschiedliche technische Voraussetzungen und eine unterschiedliche Handhabung benötigen. Die Zurverfügungstellung von entsprechenden Anbindungen und Kapazitäten in die Firmennetze, um stabil von extern auf alles zugreifen zu können, und das mit der gegebenen, notwendigen Sicherheit, sind Herausforderungen, die extrem schnell erledigt werden konnten. Natürlich ist das Arbeiten vom Homeoffice nur dann möglich, wenn digitale Prozesse bereits installiert sind, also die digitale Papierverarbeitung, die Möglichkeit, von extern unterschiedliche Prozesse wie Zahlungsläufe anzustoßen usw. Zusammengefasst kann man sicherlich sagen, dass diese Krise uns an diesem Punkt nochmals deutlich beschleunigt hat.