Obwohl die Immobilienbranche auf einen neuen Zyklus eingestellt ist, stellen sich Immobilienexperten weltweit auf ein weiteres herausforderndes Jahr voller Unsicherheiten ein. Anhaltende Inflation – hauptsächlich verursacht durch geopolitische Instabilität und anhaltend hohe Zinssätze in einigen Regionen – könnte die erhoffte Erholung der Investment- und Vermietungsmärkte verzögern.
Dies geht aus dem Emerging Trends in Real Estate Global Outlook 2025 von PwC und dem Urban Land Institute (ULI) hervor, der zur Immobilienmesse MIPIM veröffentlicht wird. Der Bericht bietet globale Investitions- und Entwicklungsperspektiven, indem er die Befragungsergebnisse aus Europa, Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum zusammenfasst und analysiert.
Politische Risiken und geopolitische Unsicherheiten beeinflussen Investmentlandschaft
Der diesjährige weltweite Bericht hebt hervor, dass das politische Risiko eine übergeordnete Branchenbesorgnis darstellt – insbesondere in Bezug auf gesetzgeberische Entscheidungen, die die Geldpolitik, das Wirtschaftswachstum und die Auswirkungen globaler Konflikte beeinflussen. Unsicherheiten, die unter anderem durch die Zollpolitik der US-Regierung und geopolitische Veränderungen getrieben werden, verändern die globale Investmentlandschaft. Finanzmärkte und Investitionsentscheidungen in allen drei Regionen stehen vor wachsenden Herausforderungen und zunehmenden regionalen Divergenzen, die gemeinsame Ansätze zur Bewältigung globaler Krisen erschweren könnten.
In diesem Kontext steht auch der politische Widerstand gegen Klimaziele und die ESG-Agenda in den USA, die Europa und möglicherweise den asiatisch-pazifischen Raum beeinflussen können. Gleichzeitig stellen sich durch veränderte Investitionsprioritäten in den globalen Immobilienmärkten zusätzliche Herausforderungen. Die Einschätzungen variieren je nach Region: Während 67 Prozent der Befragten in Europa Umwelt- oder Dekarbonisierungsanforderungen als wichtige Anliegen betrachten, ist das Thema in Asien-Pazifik und Nordamerika weniger vorrangig. Eine mögliche Lösung sehen Branchenexperten darin, sich verstärkt auf den Return on Investment (ROI) in Bezug auf Energie- und Klimaschutzmaßnahmen zu konzentrieren.
Trotz dieser dominierenden Unsicherheiten herrscht teilweise Optimismus, dass die Branche sich dem Ende eines dreijährigen Erneuerungsprozesses nähert. 2025 könnte einen Wendepunkt darstellen oder den Beginn eines neuen Zyklus markieren – allerdings bleibt Vorsicht hinsichtlich der Geschwindigkeit der Erholung geboten.
Entwicklung der regionalen Immobilienmärkte
Der Bericht prognostiziert eine allmähliche Verbesserung der Investitionsaussichten in allen regionalen Märkten. Globale Investmentdaten von MSCI für 2024 bestätigen diesen Trend, da Transaktionen durch zunehmende Preisstabilität unterstützt werden. Allerdings besteht das Risiko, dass eine Inflation eine weitere Erholung, insbesondere in den USA, verzögern könnte.
In Europa erlebte der Gewerbeimmobilienmarkt das geschäftigste vierte Quartal der letzten zwei Jahre mit einem Transaktionsvolumen von 55,6 Milliarden Euro und insgesamt 188,8 Milliarden Euro für 2025 – ein Anstieg von 12 Prozent gegenüber 2023 (MSCI). Aus der makroökonomischen, monetären und immobilienwirtschaftlichen Perspektive wird Europa als gut positioniert angesehen, da die Zinssenkungsprogramme der Zentralbanken auf sinkende Inflation und langsameres Wachstum reagieren. Dennoch werden geopolitische Spannungen weiterhin Unsicherheiten mit sich bringen.
Alternative Immobilienanlagen und Investmenttrends
Interviews für den diesjährigen Bericht zeigen zudem, dass alternative Immobilienanlagen mittlerweile viele klassische Anlageklassen übertreffen. Solche Assets bieten oft höhere Renditen, erfordern jedoch spezielles Fachwissen.
Die attraktivsten Investitionschancen liegen laut Bericht in Logistik, Rechenzentren und neuer Energieinfrastruktur, da diese Sektoren durch Energiesicherheit, KI-Expansion und wirtschaftliche Unabhängigkeit eine wachsende Bedeutung erhalten. Besonders Rechenzentren verzeichneten 2024 Rekord-Transaktionsvolumina.
Der Bericht betont jedoch, dass erfolgreiche Investoren über traditionelle Risikobetrachtungen hinausgehen und sich mit Digitalisierung, KI, Energiebedarf und Lieferkettenresilienz befassen müssen. Strategische regionale Unabhängigkeit, insbesondere Daten- und Energiesouveränität, wird als entscheidend angesehen.
„Die globalen Immobilienmärkte senden positive Signale. Der Trend, dass Immobilienstrategien zur Renditesteigerung neben dem reinen Eigentum auch weitere Elemente umfassen, wie das operative Betreiben des Assets, zieht sich durch fast alle Anlageklassen. Dies erfordert jedoch spezialisiertes Know-how, vertikale Integration und neue Partnerschaften. Die größten Renditechancen liegen an der Schnittstelle von Immobilien und Infrastruktur, mit einer möglichen Beschleunigung von Investitionen in diesem Jahr.”
Thomas Veith (Global Real Estate Leader bei PwC)
Ein bedeutender Wandel sei zudem, dass jeder Baustein der Immobilienwertschöpfungskette auf seinen positiven Beitrag überprüft werde – von ESG-Kriterien über operative Daten bis hin zu Baumaterialien. Dies werde Innovationen fördern und die Branche langfristig widerstandsfähiger machen.
Auch das Wohnsegment bleibt im Fokus, insbesondere altersgerechtes und studentisches Wohnen, da das Nachfrageangebot weltweit unzureichend ist. Schließlich verzeichnet der Bericht eine Rückkehr des Investoreninteresses an Einzelhandels- und wertsteigernden Büroimmobilien, sofern die Preisniveaus attraktiv sind. Die Zukunft von sekundären Büroimmobilien bleibt jedoch, insbesondere in den USA und Europa, ungewiss.