Die Stimmung in den e-handwerklichen Betrieben bleibt trotz der angespannten konjunkturellen Lage in der deutschen Gesamtwirtschaft dank weiterhin solider Auftragspolster und steigender Umsätze vergleichsweise gut. Die aktuelle ZVEH-Frühjahrskonjunkturumfrage zeigt aber auch erste Eintrübungen: Der Anteil der Betriebe mit offenen Stellen ist leicht rückläufig, bleibt aber immer noch auf einem hohen Niveau. Zudem gehen weniger Betriebe von einer Verbesserung der Geschäftssituation in den nächsten sechs Monaten aus.
Trotz weiterhin sehr guter wirtschaftlicher Kennzahlen zeigen sich im E-Handwerk vermehrt Anzeichen einer konjunkturellen Abkühlung. Das zeigt die zwischen dem 12. und 23. Februar 2024 durchgeführte Frühjahrskonjunkturumfrage des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH), an der 1.762 Unternehmen teilgenommen haben.
Weiterhin sehr gute Auftragslage
Wesentlicher Grund für die weiterhin gute Stimmung im E-Handwerk ist die im Durchschnitt sehr gute Auftragslage. 28,8 Prozent der Betriebe meldeten Auftragspuffer von vier und mehr Monaten. Im Herbst 2023 waren dies lediglich 26,0 Prozent. Bei der nun durchgeführten Umfrage konnten die teilnehmenden Betriebe erstmals explizit in Wochen angeben, wie hoch ihr Auftragsvorlauf ist. Somit konnten auch Unternehmen mit sehr langen Auftragsvorläufen identifiziert werden. So gab jeder sechste Betrieb an, Auftragsvorläufe von mehr als einem halben Jahr zu haben, 11,1 Prozent von mehr als acht Monaten, 6,1 Prozent von mehr als zehn Monaten und 1,7 Prozent sogar von über einem Jahr. Andererseits hat aber auch die Zahl der Betriebe mit Vorläufen von maximal einem Monat zugenommen (Frühjahr 2024: 26,8 Prozent / Herbst 2023: 22,3 Prozent). Im Schnitt betrug der Auftragsvorlauf 15,2 Wochen, also etwa dreieinhalb Monate.
Auch beim Auftragseingang scheint sich eine leichte Verschiebung anzudeuten. So gaben 26,1 Prozent der Betriebe an, dass sich die Zahl der Aufträge von Privatkunden in den letzten sechs Monaten reduziert habe. Eine Steigerung meldeten in diesem Segment lediglich 24,9 Prozent. Bei gewerblichen Kunden war die Tendenz in den letzten Monaten hingegen positiv, denn hier meldeten 25,4 Prozent eine Auftragszunahme und lediglich 22,4 Prozent einen Rückgang.
Wachsende Umsätze
Bei der guten Auftragslage ist es nicht verwunderlich, dass auch die Umsätze im E-Handwerk weiter zunahmen. 42,2 Prozent der Betriebe meldeten ein Umsatzplus gegenüber dem Vorhalbjahr. Nur 14,4 Prozent weisen einen Umsatzrückgang auf. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass ein nicht unerheblicher Teil dieses Wachstums preisgetrieben ist, denn rund zwei Drittel der Betriebe gaben an, ihre Angebotspreise im letzten Halbjahr erhöht zu haben. Dies lässt sich neben steigenden Lohnkosten auch auf Materialpreissteigerungen zurückführen. 83,0 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sich ihre Einkaufspreise in den letzten sechs Monaten erhöht haben.
Geschäftsklimaindex sinkt auf 75,7 Punkte
Mit 75,7 von 100 möglichen Punkten bleibt der Geschäftsklimaindex auf einem stabil hohen Niveau, liegt jedoch 4,3 Punkte unter dem Wert aus dem Herbst 2023 und weist damit auf eine leicht abflauende Stimmungslage im E-Handwerk hin. Dennoch bewerten lediglich 7,3 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als schlecht. Im Herbst 2023 lag dieser Wert mit 6,3 Prozent nur unwesentlich darunter.
Doch auch der Blick auf die kommenden sechs Monate fällt verhalten aus. So gehen nur 15,5 Prozent von einer Verbesserung ihrer Geschäftssituation aus, während 23,5 Prozent eine Verschlechterung erwarten. Es ist davon auszugehen, dass diese Skepsis zumindest teilweise mit der Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und den für das Elektrohandwerk bedeutenden Wirtschaftszweigen – z. B. der Bauwirtschaft – zusammenhängt.
Fachkräftebedarf weiterhin hoch
Die Zahl der Unternehmen, die offene Stellen melden, ist zwar leicht rückläufig, liegt aber mit 57,5 Prozent immer noch auf einem sehr hohen Niveau und verdeutlicht, dass der Großteil der Betriebe auch mittelfristig von einer guten Geschäftslage ausgeht. 27,7 Prozent der Betriebe erwarten zudem, dass sie in den nächsten sechs Monaten die Zahl ihrer Beschäftigten erhöhen können, nur 10,7 Prozent erwarten diesbezüglich einen Rückgang.
Dies ist umso erstaunlicher, als dass die Betriebe in Hinblick auf die tatsächliche Beschäftigungsentwicklung der vergangenen sechs Monate eine negative Tendenz melden. So gaben 23,4 Prozent der Unternehmen einen Rückgang ihrer Beschäftigtenzahl an. Nur 14,3 Prozent meldeten einen Anstieg. Hierin zeigt sich eine Diskrepanz zwischen der erwarteten und der tatsächlich eingetretenen Beschäftigungsentwicklung. Denn auch im Herbst 2023 hatten die Betriebe für das nachfolgende Halbjahr in Hinblick auf die Beschäftigung eine deutlich positivere Entwicklung prognostiziert (25,8 Prozent Zunahme; 11,4 Prozent Abnahme).
Umsätze bei PV und Speicher mit größtem Wachstum
Ein Blick auf die Umsatzverteilung zeigt, dass private und gewerbliche Auftraggeber mit 38,8 Prozent beziehungsweise 36,1 Prozent am Umsatz weiterhin die bedeutendsten Kundengruppen darstellen. Öffentliche Auftraggeber und Wohnungsbaugesellschaften tragen 13,7 Prozent beziehungsweise 11,4 Prozent zum Umsatz im Elektrohandwerk bei. Diese Verteilung hat sich gegenüber der Herbstumfrage so gut wie nicht verändert und verdeutlicht die Vielseitigkeit der Einsatzbereiche elektrohandwerklicher Tätigkeiten.
Doch die Krisenfestigkeit der E-Handwerke macht sich nicht nur im Hinblick auf das breite Kundensegment bemerkbar, sondern auch hinsichtlich der zahlreichen Geschäftsfelder. So kann die Stagnation im Neubau (12,3 Prozent Umsatzanteil) durch Leistungen im Bereich der Gebäudesanierung (18,7 Prozent) ausgeglichen werden. Vor allem die Bereiche PV und Speicher wachsen weiterhin. Ihr Umsatzanteil stieg innerhalb der letzten sechs Monate von 7,2 Prozent auf 7,7 Prozent. Im Bereich der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität ist weiterhin eine seit einem Jahr rückläufige Nachfrage zu beobachten. Hier sank der Umsatzanteil gegenüber der Herbstumfrage von 4,5 Prozent auf 3,8 Prozent. Diese Entwicklung ist mit einer Sättigung in diesem Segment zu erklären, denn in den Jahren 2021 und 2022 wurden infolge attraktiver KFW-Förderprogramme überproportional viele private Ladestationen installiert.