Die Strategieberater von McKinsey und Roland Berger haben analysiert, wie Deutschland aus der Coronakrise kommt. Sie empfehlen drei Phasen für den erfolgreichen Exit – und Maßnahmen, wie Deutschland sogar dauerhaft profitieren könnte.
Dreistufiges Vorgehen: Der Aktionsplan “Sicheres Hochfahren” von Roland Berger
Roland Berger hat den Aktionsplan “Sicheres Hochfahren” entwickelt. Dieser besteht aus drei Elementen:
- So lange die Zahl der Neuinfektionen weiterhin drastisch ansteigt,
ist der derzeitige “lockdown” unbedingt einzuhalten. Begleitend gilt es,
bereits jetzt ein differenziertes Schutzkonzept aufzubauen. Die
Bereitstellung flächendeckender Testmöglichkeiten (Virus bzw.
Antikörper) und der dafür notwendigen Infrastruktur ist dabei zentral.
Daneben gilt es, eine ausreichende Versorgung mit Schutzmaterial, z.B.
Atemmasken und Desinfektionsmittel, zu gewährleisten.
- In einem zweiten Schritt sorgt der Aktionsplan “Sicheres Hochfahren” dafür, dass unsere Gesellschaft und Wirtschaft kontinuierlich wieder auf Touren kommen. Dabei empfehlen wir ein sequentielles Vorgehen (vgl. B): Zunächst muss das öffentliche Leben wieder in Schwung kommen. Das betrifft vor allem Schulen und Kitas. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass ohne diese öffentlichen Dienstleistungen ein wirtschaftlicher Normalbetrieb gar nicht möglich ist. Danach muss der öffentliche Warenstrom wieder in Gang kommen. Außerdem müssen in den Betrieben und Unternehmen geeignete Schutzmaßnahmen entwickelt werden, damit ein “Arbeiten unter Corona-Bedingungen” möglich wird, ohne dass dies zu einem Anstieg des Infektionsrisikos führt. Dies betrifft zunächst die Produktion und ausgewählte, die Produktion begleitende Dienstleistungen.
Diese Sequenz von Maßnahmen ergibt sich aus der unterschiedlichen Relevanz von Angebot und Nachfrage im Krisenverlauf: Während es in der akuten Krise vor allem gilt, mit Hilfe von Finanzspritzen und Krediten das wirtschaftliche Angebot sicherzustellen, kommt es nach der Überwindung des Höhepunkts der Krise vor allem darauf an, die wirtschaftliche Nachfrage zu stimulieren.
Was die industrielle Produktion in der Automobilbranche betrifft, so empfehlen wir konkrete Maßnahmen, wie die Erhöhung der E-Auto Förderung im Sinne einer Abwrackprämie 2.0, die verstärkte Förderung von schadstoffarmen Autos sowie die Stundung von CO2-Strafzahlungen. Was den Einzelhandel insbesondere in der Gastronomie betrifft, empfehlen wir Maßnahmen wie Konsumgutscheine, temporäre Mehrwertsteueranpassungen und Erleichterungen bei der Einkommenssteuer.
- Schließlich müssen drittens bereits jetzt die richtigen gesellschaftlichen und ökonomischen Lehren für die Zeit nach der Krise gezogen werden: Das betrifft Unternehmen und Gesellschaft:
Unternehmen müssen ihre Investitionen überdenken, ihre Krisen-Resilienz erhöhen, ihre digitalen Geschäftsmodelle weiterentwickeln und agile Arbeitsmethoden einführen. In der Produktion müssen vor allem regionale und lokale Lieferantennetzwerke gestärkt werden.
Im öffentlichen Leben hat sich gezeigt, wie dringlich hierzulande eine digitale Bildungsoffensive auf allen Ebenen ist. Voraussetzung dabei ist der flächendeckende und beschleunigte Ausbau der Netzinfrastrukturen.
Quelle: Roland Berger