Industrie 4.0 bietet Deutschland die Chance, sich auch im 21. Jahrhundert als einer der weltweit führenden Industriestandorte und Fabrikausrüster zu positionieren. Neben den technischen Voraussetzungen – insbesondere der Integration von cyber-physischen Systemen (CPS) in die Produktion und Logistik sowie der Anwendung des Internets der Dinge und Dienste in industriellen Prozessen – legen insbesondere konsensbasierte Normen und Spezifikationen das Fundament für die erfolgreiche Umsetzung neuer Konzepte und Technologien in die industrielle Praxis. Vor diesem Hintergrund veranstalteten die Normungsorganisationen VDE|DKE und DIN sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Kooperation mit der Plattform Industrie 4.0 am 19. Februar 2015 die Tagung "Normen für Industrie 4.0 – grundlegende Methoden und Konzepte". Rund 200 Experten kamen in das BMWi-Konferenzzentrum in Berlin, um zu informieren und auszutauschen.
"Die heutige Veranstaltung zeigt die große Bedeutung, die der Normung bei der Umsetzung von Industrie 4.0 beigemessen wird." stellte Prof. Ulrich Epple, Vorsitzender des initiierenden DIN/DKE-Steuerkreises "Industrie 4.0", fest." Auch wenn in den letzten Wochen teilweise der Eindruck vermittelt wurde, dass in Deutschland wenig Greifbares aus den bisherigen Diskussion entstanden sei, dokumentieren die nun erarbeiteten Konzepte der verschiedenen Gremien, dass das Gegenteil richtig ist. Die heutige Veranstaltung demonstriert daher auch, wie gut die verschiedenen Gremien mittlerweile vernetzt sind und erfolgreich an einem Strang ziehen."
Einigkeit herrschte unter den Teilnehmern, dass bereits vieles für Industrie 4.0 vorgedacht ist und heute schon angewandt werden kann und auch eingesetzt wird. Experten stellten wesentliche Grundlagen aus den Bereichen Referenzarchitektur, Engineering, Semantik und Kommunikation vor. Epple kündigte die nächste Version der Normungs-Roadmap "Industrie 4.0" für diesen Herbst an.
Für Dr. Bernhard Thies, Sprecher der VDE|DKE-Geschäftsführung, sind die Anforderungen und die Erwartung an die Normung mit Themen wie Industrie 4.0, Smart Grids oder dem Internet der Dinge gewachsen. "Auch die Normung entwickelt sich innovativ weiter. Aus diesem Grunde hat VDE|DKE das Programm Normung 2020 gestartet", so Thies. Epple unterstrich, dass die Normung insbesondere auch die teilweise anderen Erwartungen und Herangehensweisen der jüngeren Generation, wie im DKE-Programm Next Generation begonnen, stärker einbeziehen müsse.
Referenzmodelle, Datenmodelle der digitalen Fabrik, Cloud-Dienste und MES-Produktionsplanung wurden in der Auftaktsession adressiert und intensiv diskutiert. Konkret fanden die Konzepte der I40-Komponente, einer Kombination von Dingen und ihrer virtuellen Repräsentation, und das Reference Architecture Model Industrie 4.0 (RAMI4.0) großes Interesse. RAMI4.0 ist ein kubisches Schichtenmodell, das neben den Kommunikationslayern den Lebenszyklus von Anlage bzw. Produkt und der Automatisierung- und IT-Ebenen betrachtet.
Aufgrund der Interoperabilität von M2M-Kommunikation und der firmenübergreifenden Vernetzung ist eine möglichst eindeutige Semantik erforderlich, welche allerdings eine große Herausforderung darstellt und nicht nur in der zweiten Session thematisiert wurde. Semantik ermöglicht nicht nur den Austausch von Daten, sondern ist auch für ein gemeinsames Verständnis und der korrekten Interpretation der Daten essentiell. Die letzte Session befasste sich mit wichtigen und spezifischen Aspekten der Kommunikationstechnik. Neben der Normungswelt der heutigen Kommunikationstechnologien wurden insbesondere Zuverlässigkeit, Echtzeitfähigkeit und Sicherheit als wesentliche Anforderungen an die Kommunikation für Industrie 4.0 herausgestellt.
Nähere Informationen zum Kompetenzzentrum Industrie 4.0 finden Sie hier.
Quelle: VDE