Diebstahl Geistigen Eigentums ist kein Kavaliersdelikt
Heute Mittag wurde der "Plagiarius" auf der Frankfurter Konsumgütermesse "Ambiente" zum 38. Mal verliehen. Ziel ist es, die unlauteren Geschäftspraktiken sowohl von Markenfälschern als auch von Plagiatoren, ins öffentliche Licht zu rücken. Darüber hinaus sollen Industrie, Politik und auch die Verbraucher für die Problematik sensibilisiert werden. Trophäe ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase – als Symbol für die exorbitanten Profite, die die Produktpiraten sprichwörtlich auf Kosten kreativer Designer und innovativer Unternehmen erwirtschaften.
Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze durch Nachahmungen gefährdet
Produkt- und Markenpiraterie und die oftmals vorausgehende Wirtschaftsspionage haben sich zu einer der gravierendsten Formen von Wirtschaftskriminalität entwickelt. Allein 2012 haben die EU-Zollbehörden knapp 40 Millionen rechtsverletzende Produkte im Wert von 1 Milliarde Euro an den EU-Außengrenzen beschlagnahmt. Rund 72% der festgehaltenen Waren kamen aus China und Hongkong. Zu den Top Ten der Herkunftsländer gehören auch die Vereinigten Arabischen Emirate (8,37%) sowie die Türkei und zahlreiche osteuropäische Länder. Fakt ist, dass die Industrieländer selbst oftmals die Auftraggeber oder aber Importeure von Nachahmungen sind und ebenfalls vom Handel mit Plagiaten profitieren. Betroffene Designer und KMUs melden der Aktion Plagiarius zunehmend auch von Problemen mit Nachahmern aus dem eigenen Land. Sogar einzelne Markenhersteller – bisher Opfer von Plagiaten – werden hin und wieder selbst zum Täter. Das Bewusstsein für Geistiges Eigentum endet manchmal an den Grenzen des Firmengeländes. Vorsätzliche Nachahmungen jeder Art stellen aber eine ernsthafte Bedrohung für innovative Unternehmen dar und gefährden insbesondere im Mittelstand Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze.
Bandbreite der Fälschungen – Von Billigkopie bis hochwertigem Nachbau
Heutzutage gibt es Plagiate und Fälschungen in allen Preis- und Qualitätsabstufungen: Von gefährlichen Billigimitaten bis hin zu qualitativ einwandfreien Produkten, die nur im Labor als Fälschung entlarvt werden können. Bei Billigkopien setzen die Fälscher auf schnelle Gewinnmaximierung und kopieren plump ein erfolgreich am Markt etabliertes Produkt. Oftmals verwenden sie minderwertige Materialien, verzichten auf Qualitäts- und Sicherheitskontrollen, produzieren unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und setzen billigend die Gesundheit der Fabrikarbeiter sowie der Verbraucher aufs Spiel. Im Fall hochwertiger Nachahmungen haben die Plagiatoren über Jahre Know-how aufgebaut und Erfahrungen gesammelt und sind nun in der Lage Qualitätsprodukte herzustellen. Würde dieses Potential zukünftig in eigenes Design und eigene technische Lösungen investiert werden, so könnte fairer, legaler Wettbewerb entstehen, der die Märkte positiv beleben würde.
Das Internet – (k)ein rechtsfreier Raum ?
Unseriöse Anbieter nutzen zunehmend das Internet. Teils täuschen sie leichtgläubige Konsumenten mit vermeintlichen Marken-Websites und Originalproduktfotos, teils verstecken sie sich in der Anonymität einschlägiger Online-Verkaufsplattformen, die für Fälschungen bekannt sind. Für die Markenhersteller ist es extrem schwierig gegen solche Fälschungen vorzugehen. Zwar besteht auf vielen Plattformen die Möglichkeit, rechtswidrige Angebote zu melden und Antrag auf Löschung sowie auf Herausgabe der Kontaktdaten des Anbieters zu stellen – oftmals aber ohne jedwede Reaktion. Hersteller bzw. Händler der Fälschungen sind schwer zu ermitteln, eine Rechtsverfolgung entsprechend aussichtslos. Auch für geprellte Online-Käufer ist eine Rückabwicklung meist schwierig. Umso ärgerlicher ist es, wenn man auf einer gefälschten Marken-Website viel Geld für ein unechtes Produkt ausgegeben hat. Verbraucher sollten Online-Angebote immer sorgfältig und kritisch prüfen. Ein Blick ins Impressum sowie auf die Website des Markenherstellers hilft meist weiter.
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