Ausreichend investiertes Kapital ist ein entscheidender Faktor, damit ein KI-Ökosystem in einem Land oder einer Region entstehen kann. Daher lässt sich an den Investitionssummen, die in den jeweiligen Ländern in KI-Startups fließen,
gut ablesen, wie sich die jeweiligen KI-Ökosysteme entwickeln. Dies gilt für die Vereinigten Staaten und China – die sich als Vorreiter beim Thema KI etabliert haben – genauso wie für die Europäische Union, ihre Mitgliedstaaten, Verbündeten und Nachbarn.
Vor diesem Hintergrund haben Roland Berger und France Digitale eine fundierte Datenbank erstellt, die die 28 Mitglieder der Europäischen Union sowie Norwegen, die Schweiz und Israel umfasst. 80 Prozent der Investitionen in KI-Startups, so das Ergebnis, entfielen in den Jahren 2009 bis 2019 auf nur vier Länder – und zwar Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Israel. In Zahlen: 8,6 Mrd. USD von insgesamt rund 10,8 Mrd. USD.
Ein florierendes KI-Ökosystem
Erst seit 2014 nehmen die Investitionen in KI-Startups rasant zu – auch innerhalb der EU und in den genannten Ländern. Die jüngst von Roland Berger und France Digitale veröffentlichte Studie “The road to AI – Investment dynamics in the European ecosystem” knüpft an eine Publikation aus 2018 an und zeigt, dass dieser Trend ungebrochen ist: Das europäische KI-Ökosystem mit seinen Spitzenreitern Frankreich, Großbritannien und Deutschland verzeichnet aktuell eine durchschnittliche Wachstumsrate von 55% pro Jahr und Land.
In 2019 wurden allein in Deutschland schätzungsweise 510 Mio. USD in KI-Startups investiert (Vorjahr: 273 Mio. USD). Das entspricht nahezu der Summe, die noch vor fünf Jahren in KI-Startups in allen Ländern investiert wurde (528 Mio. USD in 2014). Gleichzeitig könnte Frankreich in 2019 erstmals Großbritannien an der Pole Position ablösen; mit 1,26 Mrd. USD (F) im Vergleich zu 1,24 Mrd. USD (UK).
Die Investitionen in KI-Startups nehmen also rasant zu, doch das europäische KI-Ökosystem ist nach wie vor fragmentiert und leidet unter mangelnder Integration. Probleme, die der nahende EU-Austritt Großbritanniens noch verschärfen könnte. Auch dies geht aus der Studie “The road to AI – Investment dynamics in the European ecosystem” hervor. Jochen Ditsche, Partner bei Roland Berger, sieht die neue EU-Kommission daher unter Zugzwang: “Die EU hat sich selbst einen ambitionierten politischen Fahrplan verordnet. Dieser sollte auch beim Thema KI gelten.” Die EU, so Ditsche, müsse nun bessere Rahmenbedingungen schaffen, damit Europa im Vergleich mit den USA und China konkurrenzfähig wird.
Quelle: Roland Berger