Im Interview mit der ElektroWirtschaft spricht Johanna Otting, Referentin Politik & Energiewirtschaft beim Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V., über die Zukunft der Wärmepumpe und die Herausforderungen beim Thema Installation und Wirtschaftlichkeit.
ElektroWirtschaft: Nach der jüngsten Novelle des GEG steht der Wärmepumpenmarkt voraussichtlich vor einer rosigen Zukunft. Wie entwickelt sich das Geschäftsfeld?
Johanna Otting: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hatte enorme Preissteigerungen bei fossilem Erdgas sowie eine große Besorgnis um die Versorgungssicherheit mit Energie in Deutschland zur Folge. Daraufhin erlebte die Branche im vergangenen Jahr einen beispiellosen Nachfrageanstieg. Gleichzeitig formulierte die Bundesregierung ihre politischen Ziele zur Wärmepumpen-Offensive. Mit einer Wegmarke von 500.000 installierten Wärmepumpen im Jahr 2024 soll der Wärmepumpenbestand bis 2023 auf insgesamt sechs Millionen Geräte ansteigen. Die Industrie ist bereits massiv in Vorleistung gegangen, um diesen Hochlauf zu bewerkstelligen. Mittlerweile sind über 5 Mrd. Euro an Investitionen durch die Hersteller angekündigt oder bereits getätigt, die in Aufbau und Ausweitung von Produktions- und Schulungskapazitäten gesteckt werden.
Derzeit ist die unmittelbare Zukunft im Markt aber von starken Unsicherheiten geprägt. Die aktuelle Heizungsdebatte führt zu starken Vorzieheffekten mit hohen Auftragszahlen für Öl- und Gaskessel. Für einen geordneten Umstieg von fossilen Heizkesseln zu Wärmepumpen brauchen die Hersteller dringend Planungssicherheit im GEG.
ElektroWirtschaft: Bei einem Neubau ist es ja noch relativ einfach, eine Wärmepumpe zu installieren. Wenn ich allerdings ein Bestandsgebäude damit ausstatten möchte, wird es schon schwieriger. Wo liegen die Herausforderungen? In welcher Art von Gebäude macht sie wirtschaftlich Sinn?
Johanna Otting: Im Neubau hat sich die Wärmepumpe mittlerweile als Standardheizung etabliert, oft auch in Kombination mit einer PV-Anlage oder einer Ladestation für Elektrofahrzeuge. Aber die meisten Wärmepumpen werden mittlerweile nicht mehr im Neubau, sondern in Bestandsgebäuden installiert. Wärmepumpen funktionieren dort entgegen einem weit verbreiteten Mythos auch ohne Fußbodenheizung. In den meisten Fällen werden alte Heizkörper einfach weiterverwendet. Unter Umständen kann es notwendig sein, einige Umfeldmaßnahmen zu ergreifen, wie etwa den Austausch zu kleiner Heizkörper oder auch eine Verbesserung der Gebäudehülle z.B. durch den Austausch von Fenstern. Das verbessert allerdings die Effizienz von Heizungssystemen generell und ist keine spezielle Anforderung von Wärmepumpen. Hier kommt aber entgegen, dass solche Umfeldmaßnahmen auch über die BEG gefördert werden. Die Firma Vaillant hält 70 Prozent der Wohngebäude für Wärmepumpen-tauglich. Bei den übrigen 30 Prozent ist es ratsam, über Alternativen nachzudenken (z.B. Fernwärme in Innenstadtlagen) oder zunächst die Gebäudehülle zu verbessern.
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