Die Jahreszahl 2020 steht für elementare gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen, die wir vor wenigen Monaten noch ins Reich der Utopie verbannt hätten. Der Begriff „Corona“ wurde zum Synonym für tiefgreifende Einschnitte in nahezu alle privaten und beruflichen Lebensbereiche. Die Wirtschaft wurde bis in die Grundfesten erschüttert. Wichtige internationale Fach- und Publikumsmessen, wie die Light + Building in Frankfurt und die IFA in Berlin mussten abgesagt werden. Was bedeuten derartige Einschnitte für die Kommunikation eines Unternehmens, dem wichtige Plattformen für den direkten Dialog mit den Kunden quasi von heute auf morgen entzogen werden? Die ElektroWirtschaft sprach darüber mit Christina Geier und Simon Graeber, Marketing Specialists bei der Busch-Jaeger Elektro GmbH.
ElektroWirtschaft: Wie hart hat Sie die Absage der beiden großen Messen Light + Building und IFA getroffen?
Simon Graeber: Die Absage der beiden großen Veranstaltungen war ein schwerer Schlag für die gesamte Branche und natürlich auch für Busch-Jaeger. Zumal wir uns auf der Light + Building in der neuen Halle 12.0 gemeinsam mit der ABB und ABB Striebel & John multimedial mit dem Leitthema „Smarter City“ präsentieren wollten. Auf einem völlig neu konzipierten, über 2 000 Quadratmeter großen, zweigeschossigen Messestand. Und auch für die IFA war unser Konzept bereits aufbaufertig…
ElektroWirtschaft: Wie geht man mit einer solchen Situation um?
Simon Graeber: Im Kontext der IFA 2019 haben wir – ohne zu ahnen, was 2020 kommen würde – wichtige Meilensteine gesetzt, was die Kommunikation anbelangt. Wir haben unsere Website www.busch-jaeger.de grundlegend optimiert und ein völlig neues Konzept entwickelt und umgesetzt: inhaltlich, gestalterisch und auch hinsichtlich der User-Experience. Gleichzeitig haben wir unsere Aktivitäten in den sozialen Medien nochmal deutlich intensiviert – mit neuen inhaltlichen Konzepten und neuen Formaten…
ElektroWirtschaft: Und das hat Ihnen dabei geholfen, auf die Absage der Messen in 2020 mit neuen Ideen zu reagieren?
Christina Geier: Auf jeden Fall. Wir konnten auf diese Ausnahmesituation sehr schnell reagieren. Die Grundidee dabei: Wir haben das Internet und auch die wichtigen Social Media-Plattformen von Facebook über LinkedIn bis YouTube zur Messe-Showbühne erklärt und unseren Kunden unsere Messe-Highlights in neuen virtuellen Online-Kommunikationsformaten präsentiert. Mit professioneller Unterstützung durch die Moderatorin Désirée Duray, die wir eigentlich für die Light + Building engagiert hatten. Als Gesprächspartner auf der virtuellen Bühne fungierten unsere Führungskräfte aus den verschiedenen Geschäftseinheiten. Dieses Konzept hat ganz hervorragend funktioniert. Und wir haben sehr viele positive Rückmeldungen aus der Branche, insbesondere auch von unseren Marktpartnern im Elektrogroßhandel und im Handwerk, bekommen.
ElektroWirtschaft: Sie sehen das Internet also mehr denn je für alle Kundensegmente als zentrale Anlaufstelle?
Christina Geier: Genau. Für Profis bündeln wir abseits des eingebetteten Onlinekataloges alle Services, Tools und Fachinformationen. Als Anlaufstelle beispielsweise für den Großhandel, das Handwerk, aber auch für Entwickler. Unsere Website ist der zentrale Ankerpunkt für unsere Partner im dreistufigen Vertrieb der Elektrobranche.
Gleichzeitig aber auch für unsere Endkunden, die wir für die starke Marke Busch-Jaeger begeistern möchten. Hier geht es darum, Kunden zu inspirieren – ihnen zu vermitteln, dass Busch-Jaeger-Lösungen einfach smarter sind. Durch intuitive Bedienung, faszinierendes Design und zukunftssichere Technologien. Hier geht es weniger um technische Details, als vielmehr um Emotionen. Dafür haben wir eine spezielle Bildsprache entwickelt, die weniger die Produkte in Szene setzt, als vielmehr die Menschen, die sie benutzen.
Tiefergehende Informationen – für diejenigen, die mehr erfahren möchten – gehen nicht verloren, sondern sind ganz nach Wunsch aufrufbar. Intuitive Bedienung ist nicht nur bei unseren Produkten ein wesentliches Kriterium, sondern auch bei unseren Tools für die Kommunikation. Ein gutes Beispiel dafür sind unsere Konfiguratoren, die sowohl Endkunden als auch Planern und Architekten wertvolle Hilfestellungen bieten.
ElektroWirtschaft: Welche Kanäle sind aus Ihrer Sicht besonders wichtig?
Simon Graeber: Es gibt nicht „den einen“ Kanal. Ich glaube, das wissen alle, die sich mit diesem Thema beschäftigen, aus eigener Erfahrung. Jeder Kanal hat seine ganz speziellen Möglichkeiten und seine typischen Nutzerstrukturen. Und jeder Kanal bietet ein anderes Umfeld für seine Themen und seine Botschaften. So suche ich beispielsweise ganz gezielt auf YouTube, wenn ich ein Tutorial finden möchte. Hier gibt’s aber auch Anwendungsvideos und Home-Stories. Und natürlich präsentiert Busch-Jaeger hier auch seine Neuheiten – entweder direkt vom Messestand aus oder in alternativen Settings.
Auf Instagram lasse ich mich inspirieren. Oder ich möchte Einblicke in spezielle Arbeitswelten gewinnen und ein Unternehmen mit den Menschen dahinter kennenlernen. Oder nehmen wir zum Beispiel LinkedIn. Dieser Kanal impliziert ja von vornherein einen gewissen geschäftlichen Kontext. Grundsätzlich gilt: Schnittmengen gibt es überall, und jeder Nutzer „konsumiert“ ganz individuell und unter dem Einfluss ganz persönlicher Vorlieben und aktueller Präferenzen…
ElektroWirtschaft: Was denken Sie? Wohin geht die kommunikative Reise?
Simon Graeber: Busch-Jaeger hat – ausgelöst durch die Messe-Absagen – zahlreiche neue kommunikative Formate entwickelt. Anstelle der klassischen Pressekonferenz beispielsweise eine virtuelle Präsentation in Form einer moderierten Internet-„Talkshow“ in unterschiedlicher Besetzung. Wie bereits gesagt: Mit sehr gutem Erfolg. Wohin die Reise gehen wird in Sachen Kommunikation? Sicherlich noch stärker in Richtung digitale Medien und digitale Formate – und die lassen sich ja auch auf der „klassischen Bühne“ einer realen Messe hervorragend nutzen…
Christina Geier: Printmedien werden auch weiterhin ihre Existenzberechtigung haben. Insbesondere im Bereich der Fachmedien. Die wichtigen Titel sind ja schon längst durch digitale Lösungen crossmedial flankiert – und es gibt namhafte Experten, die dem Thema Print ein zukunftsträchtiges Revival voraussagen…
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der Juli-Ausgabe der ElektroWirtschaft.