Deutsche Volkswirte sind gespalten bei den geplanten EU-Zöllen für Autos aus China. 33 Prozent der Teilnehmer des ifo-Ökonomenpanels halten die geplanten Ausgleichszölle der EU für genau passend, um den Subventionen der chinesischen Regierung entgegenzuwirken. 11 Prozent der Teilnehmer wollen niedrigere Ausgleichszölle, sechs Prozent höhere. Gleichzeitig sind 33 Prozent der Professorinnen und Professoren der Meinung, dass keine Ausgleichszölle angebracht wären. Sie führen vor allem das Risiko eines drohenden Handelskriegs an. Sie argumentieren, dass Zölle nicht die Dominanz chinesischer E-Autos beheben, und die europäischen Hersteller durch Zölle nicht effizienter würden. „Der Umgang mit China ist herausfordernd. Geopolitische Risiken, Antworten auf Chinas Wirtschafts- und Exportstrategie und das Aufrechterhalten des Freihandels müssen miteinander abgewogen werden“, sagt Niklas Potrafke, der Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen.
Gleichzeitig sagen 34 Prozent der Teilnehmer, sie seien für EU-Subventionen in Zukunftsindustrien, um die Abhängigkeit von China zu verringern, 53 Prozent lehnen dies ab. Die Volksrepublik China ist für sie gleichzeitig Partner, wirtschaftlicher Konkurrent, systemischer Rivale und geopolitischer Widersacher. Und zwar in dieser Reihenfolge. China als Partner betrachten 65 Prozent der Teilnehmer, 59 Prozent sehen es jeweils als wirtschaftlichen Konkurrenten bzw. systemischer Rivale; und 51 Prozent kreuzen „geopolitischer Widersacher“ an.
Gefragt nach der Abhängigkeit des deutschen Außenhandels von China, finden 88 Prozent der Professorinnen und Professoren, sie sei hoch oder sehr hoch. Umgekehrt gilt das nicht: Nur 13 Prozent denken, China sei in hohem oder sehr hohem Maße abhängig von Deutschland. Fragt man, wie hoch die Abhängigkeit der EU von China ist, so verschieben sich die Gewichte etwas: 63 Prozent sehen sie hoch oder sehr hoch abhängig von China. Und China umgekehrt hängt zu 29 Prozent hoch oder sehr hoch von der EU ab.
72 Prozent der Befragten sehen ein hohes oder sehr hohes Risiko dafür, dass die chinesische Regierung in den kommenden fünf Jahren die wirtschaftliche Abhängigkeit ausnutzen wird, um außenpolitische Ziele gegenüber Deutschland durchzusetzen. In den kommenden zehn Jahren steigt für sie das Risiko sogar auf 80 Prozent.
Folglich sprechen sich 69 Prozent für eine Strategie des De-Risking aus, also die verstärkte Suche nach anderen Bezugsquellen und Märkten als China. Eine völlig wirtschaftliche Entkopplung wollen nur 7 Prozent. Keinerlei Einschränkungen in unternehmerische Entscheidungen halten rund 15 Prozent für die beste Vorgehensweise. Für einen intensiveren Handel mit China sprechen sich lediglich zwei Prozent aus.
An der Umfrage haben 162 Professorinnen und Professoren teilgenommen.