Die weltweite Halbleiterindustrie steht vor einem Wachstumsjahrzehnt und kann bis 2030 zu einer Billion-Dollar-Branche werden. Dies geht aus einer neuen Analyse der Unternehmensberatung McKinsey & Company zum Chipmarkt hervor. Der Umsatz der Branche lag 2021 bei 600 Mrd. US-Dollar und könnte in diesem Jahrzehnt um jährlich sechs bis acht Prozent wachsen. Damit würde die Industrie die Schallmauer von 1-Billion-US-Dollar 2030 durchbrechen.
„Die Digitalisierung aller Lebensbereiche und aller Unternehmen hat sich durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich beschleunigt“, sagt Ondrej Burkacky, Senior Partner im Münchner Büro von McKinsey und Leiter der globalen Halbleiterberatung. „Megatrends wie das Arbeiten von zu Hause, das Wachstum künstlicher Intelligenz und die steigende Nachfrage nach Elektroautos führen dazu, dass die Nachfrage nach Halbleitern stark anziehen wird; vorausgesetzt, die Gesamtwirtschaft bleibt trotz veränderter Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel höherer Inflation, grundsätzlich auf einem stabilen Wachstumspfad“. Bereits 2021 wuchs die Halbleiterbranche mit 20 Prozent.
Chipmangel wird 2022 noch anhalten
Aktuell steht die Industrie vor allem im Fokus, da sie die hohe Nachfrage nicht vollständig bedienen kann. „Die Effekte sehen wir beispielsweise in der Automobilindustrie, die wegen des Chipmangels 2021 weniger Autos verkaufen konnte als eigentlich an Kundennachfrage vorhanden war“, so Burkacky. Die Wartezeit für einzelne Chips ist mit aktuell teilweise mehr als 20 Wochen so lang wie noch nie. Diese angespannte Situation wird auch 2022 für Chips der Größe zwischen 22 und 65 Nanometern noch anhalten; erst 2023 werde Angebot und Nachfrage wegen dann zusätzlicher Produktionskapazitäten wieder stärker ins Gleichgewicht kommen.
Halbleitermarkt für Autoindustrie wächst besonders stark
70 Prozent des Branchenwachstums bis 2030 resultiert aus drei besonders boomenden Bereichen: Halbleiter für die Autoindustrie, Computing und Datenspeicher sowie Chips für drahtlose Kommunikation. „Den stärksten Zuwachs mit jährlich 13 bis 15 Prozent erwarten wir bei Chips für das Auto – der Markthochlauf der Elektrofahrzeuge mit ihrem größeren Bedarf für Steuerungselektronik sowie das hoch- und vollautomatisierte Fahren sind hier die wesentlichen Gründe“, sagt Burkacky. Der Chipmarkt für Computing und Datenspeicher wächst mit vier bis sechs Prozent, vor allem wegen des Aufbaus zusätzlicher Serverkapazitäten für KI-Anwendungen oder Cloud-Dienste. Im Bereich drahtlose Kommunikation sind vor allem weiter starke Smartphone-Verkäufe, insbesondere in Schwellenländern, sowie der Ausbau des 5G-Netzes der wesentliche Treiber.
Burkacky: „Die Zeichen in der Halbleiterbranche stehen auf Wachstum. Für die Unternehmen der Wertschöpfungskette gilt es, ihre Forschungs- und Entwicklungskapazitäten, ihre Produktionsstätten und ihren Materialeinkauf auf diese Entwicklung einzustellen.“