„Es ist immer wieder eine Herausforderung“

Auch das Elektrohandwerk leidet unter der Corona-Krise, zumal vom Gesetzgeber derzeit nur ein Gewerk am Bau erlaubt ist. Reiner Ullmann, Elektroinstallateurmeister und Geschäftsführer von Elektro Ullmann in Freiburg, blickt allerdings positiv in die Zukunft.

ElektroWirtschaft: Wie erleben Sie den derzeitigen Lockdown im Vergleich zur ersten Welle? Erwarten Sie eine dritte Welle und könnte das Auswirkungen auf die Arbeit des Elektrohandwerks haben? Bislang ist nur ein Gewerk am Bau erlaubt.

Reiner Ullmann: Durch die Erfahrungen im ersten Lockdown konnten wir relativ schnell und effektiv auch bei der zweiten Welle reagieren. Auch für uns ist es immer wieder eine Herausforderung, die Arbeiten coronakonform auszuführen, gerade weil wir einen hohen Anteil an Montageleistungen haben. Besonders anstrengend war für uns die Umstellung von den bisherigen Stoffmasken auf medizinische Masken. Durch unsere vielschichtigen Tätigkeitsfelder werden wir auch bei einer dritten Welle versuchen, unserer Verpflichtung als systemrelevanter Betrieb nachzukommen.

ElektroWirtschaft: Ende Januar hat der ZVEH die Ergebnisse der dritten Corona-Sonderumfrage veröffentlicht: Der Geschäftsklimaindex ist weiter hoch, doch die Erwartungen für 2021 sind verhalten. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Reiner Ullmann: Als Unternehmer ist es meiner Ansicht nach extrem wichtig, grundsätzlich positiv in die Zukunft zu schauen und dies auch all unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so zu vermitteln. Nur mit positiven Gedanken und Einstellungen können positive Ergebnisse erzielt werden, sowohl im Miteinander, aber auch gerade bei den Arbeitsergebnissen.

ElektroWirtschaft: Können Sie bestätigen, dass es Beschaffungsprobleme gab?

Reiner Ullmann: Es ist allgemein bekannt, dass alle Waren und Materialien, die elektronische Bauteile beinhalten, extrem lange Lieferzeiten haben. Beispielsweise sind zweistellige Lieferzeiten im Bereich der E-Ladetechnik für Elektro-Fahrzeuge inzwischen nichts Außergewöhnliches mehr. Für uns als kundenorientiertes Unternehmen fällt es schwer, hier die schnelle Umsetzung unserer Aufträge abzuschließen.

ElektroWirtschaft: Schrumpfen die Auftragspolster?

Reiner Ullmann: Aktuell ist eine gewisse geringere Nachfrage im Bereich von größeren Projekten zu spüren. Glücklicherweise haben wir jedoch ein so breites Tätigkeitsfeld, dass wir in den vergangenen Jahren gut gefüllte Auftragsbücher hatten und dies sicher auch zukünftig der Fall sein wird.

ElektroWirtschaft: Werden Sie 2021 ausbilden? Oder kommt die Ausbildung im Lockdown zu kurz?

Reiner Ullmann: Wir werden auch im Jahr 2021 versuchen, unsere vier Ausbildungsplätze im Handwerk zu besetzen, denn nur so können wir auf den fortschreitenden Fachkräftemangel positiv einwirken. Wir sind auch guter Dinge, dass wir unsere zwei noch freien Ausbildungsplätze in diesem Bereich an motivierte Menschen vergeben können. Aber nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Weiterbildung ist durch Corona gestört. Seit der Pandemie können wir unsere bisherigen regelmäßigen und persönlichen Treffen mit unserem Montage-, Ausbildung- und Büro-Bereich nicht mehr durchführen. Hier fehlt nicht nur die betriebsinterne Weiterbildung unserer Fachkräfte, sondern auch der wichtige persönliche Austausch unter den Kolleginnen und Kollegen. Hier sehnen wir uns sehr danach, diese Treffen bald wieder durchführen zu können.

ElektroWirtschaft: Wo steht das Handwerk in Sachen Digitalisierung aus Ihrer Sicht heute? Ist die Corona-Pandemie ein Turbo bei der Digitalisierung?

Reiner Ullmann: Im Bereich der Digitalisierung ist sicher vieles in den vergangenen Monaten angeschoben beziehungsweise neu gestartet worden. Da wir selbst seit 2009 unsere Dokumente beleglos digital ablegen und auch seit Jahren betriebsintern grundsätzlich per E-Mail kommunizieren, hatten wir relativ wenig Probleme bei der Realisierung von Heimarbeitsplätzen. Auch konnte das ein oder andere Dokument somit digital untereinander ausgetauscht werden. Hier ist sicher noch in manchen Bereichen Optimierungsbedarf. Aber aus unternehmerischer Sicht hat man immer mehrere Brillen auf, deshalb ist der Faktor Investition und Liquidität sicher nicht der schlechteste Ratgeber bei Entscheidungen zu Anpassung.

ElektroWirtschaft: Wird sich das Handwerk durch die Krise
verändern?

Reiner Ullmann: Das Handwerk musste sich schon sehr oft an geänderte Rahmenbedingungen anpassen, dadurch bin ich mir sicher, dass wir es auch hier wieder schaffen werden, nach der Pandemie positiv und zuversichtlich in die Zukunft zu schauen.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der April-Ausgabe der ElektroWirtschaft. Als Printabonnent haben Sie fünf Zugriffe auf die digitale Ausgabe inklusive. Stöbern Sie ansonsten in unserem Shop.

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