Die Dynamik der deutschen Wirtschaft hat sich abgeschwächt. Nach dem sehr starken Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal (+0,7 %) war dies zu erwarten. So war die Frühjahrsbelebung im Baugewerbe nach dem produktionsintensiven milden Winter weniger ausgeprägt als üblich. Die Industrieproduktion war Mitte des zweiten Quartals saisonbereinigt geringer als im Durchschnitt des ersten Quartals, wobei allerdings auch Brückentageeffekte zu Buche schlugen.
Privater Konsum gedämpft, Geschäftsklima aber aufgehellt
Die Beschäftigung nahm insbesondere in den Dienstleistungsbereichen weiter zu, in einigen Bereichen allerdings langsamer als zuvor. Auf der Nachfrageseite entwickelten sich die Ausfuhren weiter überraschend dynamisch. Die privaten Konsumausgaben scheinen eine ruhigere Gangart eingeschlagen zu haben. Das Geschäftsklima in der gewerblichen Wirtschaft hat sich aber seit dem Frühjahr insbesondere hinsichtlich der Geschäftserwartungen merklich aufgehellt.
Daten vor dem Brexit
Die vorliegenden Daten geben den Stand vor dem Brexit-Votum der Briten wieder. In Abhängigkeit vor allem von der wirtschaftlichen Entwicklung im Vereinigten Königreich können Unwägbarkeiten nach dem Votum negative Rückwirkungen auf die wirtschaftliche Situation in Deutschland haben. Die deutsche Wirtschaft ist allerdings in einer guten Verfassung und hat es immer wieder geschafft, sich auf neue Situationen einzustellen.
Starke Exporte
Die Weltwirtschaft zeigt nur ein moderates Wachstum. Nach Schätzung der OECD dürfte es mit 3,0 % in diesem Jahr nicht höher ausfallen als im vergangenen Jahr. Angesichts des weltwirtschaftlich schwierigen Umfelds haben sich die deutschen Warenausfuhren in diesem Jahr bislang überraschend stark gezeigt. Trotz eines Rückgangs im Mai in jeweiligen Preisen um 1,8 % blieben sie im saisonbereinigten Dreimonatsvergleich mit +2,2 % deutlich aufwärtsgerichtet. Die Zuwächse kamen überwiegend aus dem Euroraum. Angesichts der gestiegenen Risiken der Weltwirtschaft dürften die Exporte in den nächsten Monaten moderater zunehmen. Die Einfuhren an Waren entwickelten sich demgegenüber schwach. Bei Stagnation im Mai nahmen sie im Dreimonatsvergleiche nominal um 2,2 % ab.
Schwache Produktion in der Industrie
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe blieb Mitte des zweiten Quartals ohne Schwung. Im Mai wurde 1,3 % weniger produziert als im Vormonat. In der Industrie ging die Erzeugung noch etwas kräftiger zurück (-1,8 %). Im Baugewerbe wurde saisonbereinigt nochmals weniger produziert als im Vormonat (-0,9 %). Die Energieerzeugung wurde demgegenüber um 3,9 % ausgeweitet. Zur schwachen Industrieproduktion hat allerdings die überdurchschnittliche Zahl an Brückentagen beigetragen.
Auftragseingänge schleppend, Baugewerbe kommt langsam in Fahrt
Auch die Auftragseingänge in der Industrie entwickeln sich gegenwärtig schleppend. In den vergangenen Monaten hellte sich das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe allerdings etwas auf. Nach einer etwas schwächeren Entwicklung im zweiten Quartal dürfte sich die Industrieproduktion im weiteren Verlauf daher moderat beleben. Die Produktion im Baugewerbe konnte saisonbereinigt das witterungsbedingt hohe Produktionsniveau des ersten Quartals noch nicht wieder erreichen. Ursache war nicht zuletzt nach dem milden Winter eine schwächere Frühjahrsbelebung als sonst üblich. Nach dem Auslaufen dieses Sondereffekts dürfte die für sich genommen gute Konjunktur im Baugewerbe wieder sichtbar werden.
Quelle: BMWi