Die deutsche Industrie hat im Juni erneut empfindliche Einbußen hinnehmen müssen. Der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) für das Verarbeitende Gewerbe sank gegenüber dem Vormonat von 49,4 auf aktuell 48,6 Zähler. Damit notierte der wichtige Konjunkturfrühindikator bereits den vierten Monat in Folge unter der Schwelle von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird. Die meisten Unternehmen konnten ihre Produktion zwar geringfügig steigern, sahen sich jedoch ein weiteres Mal mit schrumpfenden Auftragseingängen konfrontiert. Viele Hersteller reagierten auf die rückläufigen Bestellungen mit weiteren Stellenstreichungen und den stärksten Preissenkungen seit dreieinhalb Jahren.
„Die Unternehmen profitierten auch im Juni von sinkenden Einkaufspreisen. Niedrigere Kosten halfen ihnen, dem Wettbewerbsdruck besser standzuhalten“, betonte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), in Frankfurt.
„Der jüngste Rückgang des EMI zeigt, dass die deutsche Industriekonjunktur zurzeit schwächelt. Wir sehen darin aber keine Trendwende für eine erneute Abwärtsentwicklung. Vielmehr dürfte der kleine Schwächeanfall den Folgen des Hochwassers geschuldet sein“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME. Obwohl lokal begrenzt, habe die jüngste Flut Lieferketten unterbrochen und damit auch Auftragseingänge behindert. Mit Blick auf die Auslandskonjunktur sei eine Reorientierung festzustellen. „Asien neigt zur Schwäche, während die USA wieder die Wirtschaftslokomotive der Welt sind. Dies sollte in den kommenden Monaten auch in Deutschland seinen positiven Niederschlag finden“, so Traud abschließend.
Nach Einschätzung des DIHK-Konjunkturexperten Dr. Dirk Schlotböller erhält die deutsche Wirtschaft derzeit nur vom Konsum spürbaren Auftrieb. „Für größere Sprünge beim Export verläuft die Erholung in Europa noch zu schleppend“, sagte Schlotböller dem BME.