Die Elektrifizierung des Transportsektors schafft zusätzliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Es werden komplett neue Wertschöpfungsketten im Automobilsektor entstehen, die europaweit nahezu 200.000 lokale Arbeitsplätze schaffen.
Demgegenüber steht ein voraussichtlicher Verlust von 75.000 Stellen in der Produktion der deutschen Automobilindustrie. Allerdings ist dieser Stellenabbau nicht allein der Umstellung auf Elektromotoren geschuldet. Fortschritte in der Automatisierung und die allgemeine Verschlankung der Produktionsprozesse führen schon seit geraumer Zeit zu personellen Veränderungen. Tatsächlich liegt der Anteil der abgebauten Stellen, die der Elektromobilität zuzurechnen sind, bei circa 27 Prozent. Als Herausforderung für den Arbeitsmarkt werden das Verlagern von Tätigkeitsbereichen und die sich verändernden Anforderungen an die Arbeitnehmer gesehen.
Der Anstieg der Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen führt zu signifikanten Geschäftsmöglichkeiten für das E-Handwerk und für kleine- und mittelständische Unternehmen im Allgemeinen. Dies wird ein Treiber der lokalen Wirtschaft in ganz Europa sein. Momentan erleben wir den Beginn der Entwicklung neuer Märkte. Es zeichnet sich ab, dass die Elektrifizierung des Transportsektors neben den Automobilen auch flächendeckend Schiffe, Busse, LKWs und den Flugverkehr erreichen wird. Diese Erkenntnisse bezieht die Europäische Vereinigung der Elektro-Handwerke (European Association of Electrical Contractors – AIE) aus ihrer Studie “Powering a new value chain in the automotive sector – The job potential of transport electrification”, welche auf Anfrage beim ZVEH bezogen werden kann.
In der Studie wird die gesamte Wertschöpfungskette im Geschäftsfeld Elektromobilität untersucht. Sowohl die Herstellung von Batterien und Ladeeinrichtungen als auch die Installation, Betrieb und Wartung sowie die Erweiterungen der Stromnetze werden eingerechnet. Ein Großteil der neu entstehenden Stellen wird im Bereich der Installation und Netzanschluss (16 Prozent) und der Wartung (39 Prozent) von Ladepunkten zu finden sein. Der Studienfokus liegt auf elektrohandwerklichen Dienstleistungen rund um elektrische PKW und betrachtet den Zeitraum bis zum Jahr 2030. Die Auswirkungen anderer Elektrofahrzeuge auf den Arbeitsmarkt sind noch hinzuzurechnen.
Den Ergebnissen der Studie liegt die konservative Annahme zugrunde, dass bis 2030 der Anteil der Elektrofahrzeuge an den insgesamt verkauften Neuwagen auf 35 Prozent steigt. Heute sind europaweit ein Prozent der PKW elektrisch angetrieben. Die Zahl der neu verkauften Elektrofahrzeuge hat sich zwischen 2014 und 2017 verdreifacht (2018: 217.000). Die Anzahl der Ladepunkte hat sich seit 2014 bis heute verfünffacht, auf insgesamt 132.000. Bis 2030 wird ein Anteil der Elektrofahrzeuge an allen PKW in Europa von zehn Prozent erwartet.
Zweiter Workshop E-Mobilität
Die sich abzeichnende Marktentwicklung war Grund für den ZVEH, zum zweiten Workshop „E-Mobilität“ einzuladen. Andreas Habermehl, ZVEH-Referent für Normung, Berufsbildung und Innovation, begrüßte am 28. Januar 2019 rund 15 Experten aus den Landesverbänden der E-Handwerke. Eingeladen waren außerdem Referenten des Zentralverbandes des KFZ-Gewerbes (ZDK), des FNN und der Firma Mennekes, um über die neuesten Entwicklungen und Kooperationen zu berichten.
Dort wurde unter anderem auch über den Sachstand zur Kooperation mit dem ZDK wurde berichtet. So ist mit der Auslage eines gemeinsamen Flyers in den Autohäusern die Zusammenarbeit gestartet. Die Flyer weisen insbesondere auf die Kompetenzen und Angebote von E-Handwerksbetrieben zur Installation der Ladeinfrastruktur hin. Darüber hinaus sollte in der Erstberatung der Autoverkäufer den Kunden grundlegend darüber aufklären können, dass von der Verwendung vorhandener CEE oder „Schuko“-Steckdosen als Lademöglichkeit abzuraten ist. Auch an dieser Stelle wird erneut das Hinzuziehen eines E-Mobilität Fachbetriebes empfohlen. Um die Endkundenaufklärung zu verbessern, erarbeiten ZVEH, FNN und HEA derzeit Checklisten und Broschüren. Diese werden den Betrieben der E-Handwerke und den Autohäusern zur Verfügung gestellt.
Regional führen aktuell die Verantwortlichen der Innungen Gespräche über Kooperationsvereinbarungen mit Partnern (wie z. B. Netzbetreibern) vor Ort. Um die Akteure zu unterstützen, haben die Teilnehmer des Workshops sich darauf verständigt, eine allgemeine Handlungsempfehlung für Kooperationsgespräche zu erarbeiten. Es wurde außerdem festgehalten, was bei einer Angebotserstellung für eine Ladeeinrichtung im Privatbereich kalkulatorisch zu berücksichtigen ist. Um die Betriebe zu unterstützen, werden derzeit Musterkalkulationen und Wartungs- beziehungsweise Serviceverträge erarbeitet, die demnächst den E-Betrieben als Grundlage zur Verfügung gestellt werden.
Damit die Verkehrswende gelingt – da waren sich alle Teilnehmer einig – ist eine gesetzliche Regelung zur Mindestvorbereitung im Neubaubereich von großer Bedeutung, um die Voraussetzung für den großflächigen Ausbau von Elektromobilität zu schaffen. ZVEI und ZVEH bereiten daher eine Vergleichskalkulation von Häusern mit und ohne Vorbereitung für E-Mobilität vor, die die Politik adressiert. Ziel ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten, um die erforderlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Quelle: ZVEH