Die deutsche Elektroindustrie ist mit gemischter Bilanz ins neue Jahr gestartet: Während Umsatz und Export im Januar stiegen, gingen Auftragseingang und Produktion zurück. "Obwohl die Produkte der deutschen Elektroindustrie weltweit gefragt und wettbewerbsfähig sind, nehmen aktuell die Hemmnisse auf der Nachfrageseite wieder zu", führt ZVEI-Präsident Michael Ziesemer aus. "Angesichts der hohen Unsicherheit – angefangen beim Protektionismus über weltweit nachlassendes Wachstum bis hin zum Brexit – halten wir deshalb an unserer vorsichtigen Prognose vom Jahresanfang fest und erwarten ein reales Produktionswachstum von einem Prozent."
Die USA und China sind weiterhin die größten Absatzmärkte für die deutsche Elektroindustrie. Wobei China 2018 sowohl seine Stellung als größter Abnehmer als auch den Abstand zu den USA weiter ausgebaut hat. Mit 21 Milliarden Euro gingen zehn Prozent mehr Ausfuhren in das Reich der Mitte als ein Jahr zuvor. "Gleichwohl lässt das Wachstum in beiden Länder nach, was auch Einfluss auf den Handel nach sich zieht", erklärt Ziesemer. Nicht zuletzt wegen anhaltender Handelskonflikte hätten sich die allgemeinen Geschäftserwartungen der Elektrobranche zuletzt spürbar eingetrübt.
2018 stiegen die nominalen Erlöse auf einen neuen Höchststand von 193,5 Milliarden Euro. Aktuell beschäftigt die Branche 888.000 Menschen im Inland. Im vergangenen Jahr wurden 22.000 Arbeitsplätze neu geschaffen. Allein 96.000 Beschäftigte arbeiten im Bereich Forschung und Entwicklung.
Industrielles 5G beschleunigt Aufbau eines digitalen Ökosystems
Der Ausbau der digitalen Infrastruktur wird mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G ein gutes Stück vorankommen. "Der ZVEI hat sich gemeinsam mit anderen Verbänden erfolgreich dafür stark gemacht, dass die besonderen Bedarfe der Industrie an 5G von Anfang an berücksichtigt werden. Nun wird ein Viertel des Frequenzbands für lokale Anwendungen freigehalten. So kommt 5G dorthin, wo es seine Stärken am besten ausspielen kann – in die Unternehmen", sagt Ziesemer. Dies sei eine wichtige Voraussetzung für Erfolg im internationalen Wettbewerb.
"Für Industrie 4.0 ist es gelungen, ein Ökosystem zu schaffen, das weltweit seinesgleichen sucht. Nun gilt es, in Deutschland und Europa eine industriepolitische Strategie zu gestalten, die ein ebensolches Ökosystem für industrielle Daten- und Plattformökonomie schafft", erklärt Ziesemer und betont weiter: "Auch bei Anwendungen von Künstlicher Intelligenz im Industrie- und B2B-Bereich wollen wir eine führende Rolle einnehmen." Umso bedauerlicher sei es, dass die Bundesregierung ihre KI-Förderung bis 2025 deutlich auf nur ein Drittel der geplanten Summe reduziert hat. Das sei alles andere als ambitioniert – gerade jetzt, wo KI reif sei für den breiten Einsatz in der Industrie.
Digitale Geschäftsmodelle als Herausforderung
Deutschland habe nicht nur Spitzeningenieure, sondern auch hervorragende Unternehmer, so Ziesemer weiter. Deren Herausforderung in der zunehmend digitalen Welt ist die Transformation bestehender und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Nicht zuletzt dabei will auch der Verband unterstützen. So haben seine Servicegesellschaft ZSG und McKinsey mit Unterstützung des ZVEI den "Chancenkompass Datenwirtschaft" erarbeitet. Der Handlungsfaden hilft, vorhandene Potenziale zu identifizieren, zu bewerten und in konkrete Geschäftsmodelle zu übersetzen.
Quelle: ZVEI