Deutschlands Innovationsfähigkeit ist im Vergleich zu anderen Ländern weiter erodiert: Unter 35 Volkswirtschaften, die der Innovationsindikator 2024 analysiert, erreicht das Land Rang 12 bei der Innovationsfähigkeit und büßt damit gegenüber dem Vorjahresbericht zwei Plätze ein. Der Indikatorwert für Deutschland sank zwar nur leicht von 45 auf 43 Punkte (von 100 möglichen), allerdings haben andere Länder ihr Engagement in Sachen Innovation ausgeweitet und sind daher aufgerückt. Auch in einzelnen Schlüsseltechnologien hat die Bundesrepublik etwas an Boden verloren, konnte jedoch insgesamt über alle betrachteten Technologien den siebten Rang behaupten. In der Kategorie Nachhaltig Wirtschaften erreicht Deutschland wie schon in den Vorjahren den dritten Rang.
Der Innovationsindikator, dessen aktuelle Ausgabe der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Unternehmensberatung Roland Berger vorstellten, analysiert die Entwicklung der Innovationsfähigkeit wichtiger Volkswirtschaften im Betrachtungszeitraum seit 2005. Die obersten zehn Ränge besetzen dabei erneut kleinere Nationen, die auf einzelne Technologien spezialisiert sind: Platz 1 hält die Schweiz, gefolgt von Singapur und Dänemark sowie weiteren kleineren Ländern.
Im Vergleich der großen Industrieländer führt Südkorea (Gesamtrang 11). Deutschland liegt unter den großen Industrieländern direkt hinter Südkorea, gefolgt von Großbritannien (Gesamtrang 13), den USA (Gesamtrang 18) und Frankreich (Gesamtrang 21). China ist die einzige große Volkswirtschaft, die ihre Innovationsfähigkeit in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesteigert hatte. Bedingt durch die Corona-Krise hat jedoch auch Chinas Innovationsfähigkeit stagniert, das Land liegt im Gesamtranking im hinteren Mittelfeld auf Platz 25.
Stark in Forschung und Entwicklung, Schwächen bei der Umsetzung
Dass Deutschland zumindest unter den großen Industrieländern gut abschneidet, ergibt sich aus seinem ausbalancierten Innovationssystem, mit guten Werten in allen Teilprozessen der Entstehung und Nutzung von Innovationen. Die höchste Punktzahl erreicht das Land im Teilprozess Wissensgenerierung. Hier wirken die Bemühungen der Innovationspolitik, Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) zu erhöhen: 2017 wurde das Ziel von 3,0 Prozent des BIP erreicht, für 2025 gilt 3,5 Prozent als Ziel. Schlechter bewertet wurde Deutschland dagegen im Teilprozess Transfer von Wissen in Innovationen. Gründe dafür sind unter anderem die ungünstige Situation bei der Fachkräftegewinnung, die nach wie vor niedrigen Wagniskapitalinvestitionen sowie eine im internationalen Vergleich geringe staatliche Förderung von betrieblichen FuE-Aktivitäten.
„Unsere Wettbewerbsfähigkeit hängt im Kern von unserer Innovationsfähigkeit ab”, sagt BDI-Präsident Siegfried Russwurm. „Die Unternehmen investieren in Innovation, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehören niedrigere Energiepreise, effiziente Verwaltungsverfahren und wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern. Ebenso wichtig ist eine mutige Schwerpunktsetzung bei der staatlichen FuE-Finanzierung, bessere Start-up-Bedingungen und eine kluge Annäherung von ziviler und militärischer Forschung.”
In der Kategorie Schlüsseltechnologien steht Deutschland insgesamt erneut auf Platz 7. Besonders bei Technologien für die Kreislaufwirtschaft (Platz 1), innovativer Produktionstechnologie (Platz 2) sowie Energietechnologien (Platz 3) schneidet das Land gut ab. Dagegen sind Platz 10 in der Digitalen Vernetzung und Platz 17 bei Biotechnologie lediglich Mittelmaß. Dadurch droht Deutschland langfristig an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. In Sachen Nachhaltiges Wirtschaften erreichte Deutschland hinter Dänemark und Finnland erneut Platz 3. Nach einer deutlichen Steigerung der Punkte zwischen 2010 und 2020 zeigt sich aber auch hier eine Stagnation.
Zu den ausführlichen Ergebnissen des Innovationsindikators gelangen Sie hier.