Die deutsche Industrie hat im Mai nochmals leicht an Dynamik gewonnen. Das signalisiert der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der binnen Monatsfrist um 0,3 Punkte auf 52,1 stieg. Damit wurde nicht nur ein Viermonatshoch erreicht, sondern auch der Langzeit-Durchschnittswert von 51,9 Punkten übertroffen. Mit der höchsten Notierung seit Jahresbeginn zeigt der Mai-EMI zudem, dass sich die deutsche Industrie weiter im Aufwind befindet. Der Index liegt bereits den 18. Monat in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Das Industrie- und Konjunkturbarometer spiegelt das Ergebnis der Mai-Umfrage unter 500 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in einem Wert wider.
Robuste Verfassung
„Trotz zahlreicher internationaler Krisenherde bleibt die deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs. Ihre robuste Verfassung stimmt uns auch für die kommenden Monate optimistisch“, betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Donnerstag in Frankfurt.
Risiko: Brexit und Nichtzustandekommen TTIP
„Langsam, aber stetig – so bewegt sich der EMI in den vergangenen Monaten nach oben und dies trotz all der vermeintlichen Risiken wie Brexit oder der Abschottungstendenzen einzelner Länder, auch wenn diese zumindest bislang nur verbal geführt werden. Aber sowohl ein Brexit, als auch ein Nichtzustandekommen des TTIP bedeuten Belastungen für die stark exportorientierte deutsche Industrie“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME. So bleibe zu hoffen, dass diese beiden Risiken sich nicht materialisieren.
Kritik: Schwung lediglich durch starke Binnenkonjunktur
Es gibt aber auch kritische Stimmen: „Die Industrie wächst weiterhin nur moderat, richtiger Schwung ist nicht da. Zuwächse gibt es allein auf Grund der starken Binnenkonjunktur“, kommentierte DIHK-Konjunkturexperte Dr. Dirk Schlotböller die aktuellen EMI-Daten. Das Wachstum der Auslandsnachfrage hingegen bleibe deutlich hinter den guten Exportjahren seit der Wiedervereinigung zurück. Bedenklich für den konjunkturellen Ausblick stimme der Rückgang der Nachfrage nach Vorleistungsgütern. „Ein geringer Bedarf an Vorleistungsgütern ist häufig Vorbote einer langsameren Gangart der Konjunktur“, sagte Schlotböller dem BME.
Quelle: BME