Eine aktuelle Studie bringt neue Erkenntnisse zum Personalrecruiting im Großhandel. Die von Prof. Dr. Christian Rafflenbeul-Schaub von der Ostfalia Hochschule durchgeführte und vom BGA und seinen Mitgliedsverbänden unterstützte bundesweite Befragung hatte wichtige Fragen der Personalbeschaffung zum Gegenstand.
Wie wirken die Unternehmen dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegen? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Arbeitgeberleistungen und dem Rekrutierungserfolg? Welche Rekrutierungskanäle werden für verschiedene Zielgruppen genutzt? Die Studie repräsentiert die Antworten von bundesweit 125 Großhändlern aller Unternehmensgrößenklassen.
Lkw-Fahrer am schwierigsten zu bekommen
Die größten Probleme in der Personalbeschaffung sehen die befragten Unternehmen bei Lkw-Kraftfahrern. 90 Prozent der Befragten beurteilten die Stellenbesetzung in dieser Tätigkeitsgruppe als eher schwer bis sehr schwer, davon über die Hälfte (48 Prozent) als sehr schwer. Auch die Rekrutierung von Fachkräften in kaufmännisch-verwaltenden Tätigkeiten fällt ebenfalls überwiegend eher schwer bis sehr schwer aus (70 Prozent), ebenso in der Lagerlogistik (62 Prozent). Eher leicht bis sehr leicht fällt hingegen die Rekrutierung von Hilfskräften (71 Prozent).
Allgemein gilt, dass größere Unternehmen potenziellen und aktuellen Arbeitnehmern attraktivere Arbeitsbedingungen bieten, aus denen ein Vorteil bei der Gewinnung und Haltung von Arbeitnehmern erwächst. Dieser Zusammenhang besteht im Großhandel jedoch nur in Bezug auf die Gruppe der kaufmännisch-verwaltenden Mitarbeiter, nicht jedoch in Bezug auf die gewerblichen Mitarbeiter.
Arbeitgeberattraktivität steigern
Die beiden häufigsten Ansätze, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, sind laut der Studie die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität und die Forcierung der Aus- und Weiterbildung. Da die Besetzung von Ausbildungsstellen zunehmend schwieriger wird, gerät dieser Ansatz jedoch unter Druck. Die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität ist daher in diesem Zusammenhang ein folgerichtiger Ansatz. Mittelfristig werden die Unternehmen auch bisher weniger genutzte Ansätze, wie die Erschließung alternativer Zielgruppen, verfolgen müssen, empfiehlt Rafflenbeul-Schaub.
Erwartungsgemäß sind die Top-Recruiting-Kanäle Mitarbeiterempfehlungen bzw. persönliche Kontakte, Online-Stellenanzeigen und die Übernahme eigener Auszubildender. Insbesondere letzteres wird als sehr erfolgreich beurteilt. Die am meisten verwendete Online-Stellenbörse für sowohl kaufmännisch-verwaltendes als auch gewerblich-technisches Personal ist die der Bundesagentur für Arbeit. Lediglich in größeren Unternehmen wird dieser Kanal beim kaufmännisch-verwaltenden Personal noch überboten von einem privaten Anbieter (Stepstone). Post und E-Mail sind nach wie vor die meist verwendeten Bewerbungskanäle. Sie werden von nahezu allen Unternehmen gleichermaßen angeboten. Hingegen bieten nur größere Unternehmen ab 250 Mitarbeitern die Bewerbung über eigene Online-Portale an.
Die aktive Suche nach Personal in Online-Plattformen wie XING oder LinkedIn spielt dagegen keine Rolle. Dies liegt zum Teil daran, dass der Kanal eher für hochqualifizierte Zielgruppen prädestiniert ist, die bei den Rekrutierungen im Großhandel nur einen geringen Anteil ausmachen. Beliebtestes Instrument zur Beurteilung von Bewerbern ist Probearbeit und zwar nicht nur bei gewerblichen, sondern auch bei kaufmännisch-verwaltenden Mitarbeitern.