Aus einem ifeu-Paper geht hervor: Die Entscheidung für ein Elektroauto ist fast immer die klimafreundlichere Option, wenn man den gesamten Lebensweg von Neufahrzeugen betrachtet. Dies liegt vor allem an den geringeren Klimagasemissionen der Fahrzeugnutzung, da Strom in Deutschland bereits zu mehr als der Hälfte und mit wachsendem Anteil mit erneuerbaren Energien produziert wird. Die gegenüber Verbrennern deutlich höheren Herstellungsemissionen von Elektroautos können durch die niedrigen Nutzungsemissionen bei durchschnittlicher Lebensfahrleistung mehr als ausgeglichen werden. Die Entscheidung für ein neues Elektroauto spart gegenüber einem neuen Verbrenner über den Lebensweg etwa 48 Prozent Treibhausgasemissionen ein, wenn man den geplanten weiteren Ausbau der Erneuerbaren berücksichtigt.
Viele Fahrzeugbesitzer stellen sich jedoch die Frage, ob sie die Anschaffung eines Elektroautos aus ökologischen Gründen dann nicht sogar vorziehen sollen oder ob es umgekehrt nicht besser ist, den alten Verbrenner weiterzufahren, um die Herstellungsemissionen von Elektroautos zu vermeiden. Auch wenn die Bilanz je nach gezogener Bilanzgrenze und individuellem Nutzungsmuster leicht unterschiedlich ausfällt, der Umstieg auf den neuen Elektro-Pkw ist aus Klimasicht fast immer sinnvoller als den alten Verbrenner weiterzu- fahren. Und: Für das Klima ist es sogar besser, den Umstieg vorzuziehen als hinauszuzögern.
In der Bilanzgrenze des Fahrzeuglebens werden die Lebenszyklusemissionen von Verbrenner-Pkw durch die direkten Emissionen während ihrer Nutzung dominiert. Der Klimavorteil einer Nutzung von Elektroautos ist gegenüber Verbrenner-Pkw jedoch bereits heute so groß, dass ein Wechsel fast immer sinnvoll ist. Ähnliches gilt auch für viele andere Produkte, bei denen die Emissionen über den Lebensweg tendenziell stärker durch die Nutzung als durch ihre Herstellung bestimmt werden (z.B. Kühlschränke oder Waschmaschinen). Hier gilt auch: Der vorzeitige Umstieg auf die effizientere Technologie, auch noch vor dem Le- bensende des bisher eingesetzten Produkts, spart auf lange Sicht Klimagasemissionen ein. Das alte ineffiziente Produkt sollte dabei nicht zusätzlich weiterbetrieben werden. Bei Autos bilden allein ausgeprägte „Garagenwagen“ mit Jahresfahrleistungen unter 3.000 km heute noch eine Ausnahme.
Viele Nutzer behalten ihr Fahrzeug jedoch nicht über das gesamte Fahrzeugleben, sondern geben dieses als Erstnutzerin einige Jahre nach dem Neukauf an einen Zweitnutzer ab. Dann fallen zwar die Herstellungsemissionen in den Nutzungszeitraum der Erstnutzer, von den verbesserten Nutzungsemissionen profitiert jedoch auch jeder Folge- nutzer. Es ist daher sinnvoll, die Herstellungsemissionen dann gedanklich auf die Lebensfahrleistung umzulegen und beiden einen gerechten Anteil an diesen zuzurechnen. Eine solche „Abschreibung“ der herstellungsbedingten Klimalasten bietet eine gute Grundlage für individuelle Entscheidungen und zeigt ebenfalls, dass ein Umstieg auf Elektrofahrzeuge in den meisten Fällen klimafreundlicher ist. Aus Sicht der nationalen Klimabilanz ist es also eindeutig positiv, Elektro-Pkw in den Markt zu bringen. In einer globalen Perspektive werden alte Verbrenner-Pkw aus Deutschland in vielen Fällen natürlich trotzdem weitergenutzt. Dann ersetzen sie jedoch in der Regel zunächst noch ältere (und weniger effiziente) Verbrenner an anderer Stelle. Zu einem späteren Zeitpunkt wird erwartet, dass zunehmend auch E-Pkw aus Deutschland exportiert werden und in den Exportstaaten sukzessive die Verbrenner ersetzen können. Auch mit Blick auf die internationale Klimabilanz ist der nationale Hochlauf an Elektro-Pkw daher wichtig und sinnvoll. Potenziell können die Hürden für die Weiternutzung ineffizienter Verbrenner in den Importstaaten jedoch geringer sein als in Deutschland, wenn z.B. technische Über- wachung weniger strikt betrieben wird, Reparaturkosten geringer sind, keine Umweltzonen existieren oder die nötige Infrastruktur für E-Pkw nicht aufgebaut wird.