Was das IoT für den Bereich Ambient Assisted Living bedeuten kann, zeigte ein Pilotprojekt der EU für altersgerechte Wohnumgebungen. An „Activage“, dem 45-monatigen, im Oktober 2020 erfolgreich beendeten Programm waren zwölf Regionen in neun Ländern beteiligt – damit war es das größte europäische IoT-Pilotierungsprojekt für intelligentes Wohnen. Auf deutscher Seite brachte das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD seine Kompetenzen ein. Die Experten des Instituts sind überzeugt: Intelligente Technologie kann kostengünstig dazu beitragen, das unabhängige Leben im Alter zu verlängern. Werden, wie bei den Activage-Systemen, über Sensoren und IoT-Geräte Daten gesammelt und interpretiert, lassen sich die Autonomie, Gesundheit und Sicherheit der Menschen im Alter verbessern.
Jedes der Pilotprogramme in den einzelnen Ländern und Regionen hatte ein anderes Ziel. In Deutschland stand die Frage im Vordergrund: Wie lassen sich Sensoren und Aktoren in der häuslichen Umgebung einsetzen und machen dann anhand der Daten erkennbar, welche Situation in der Wohnung vorliegt? »Während beim Smart Home die Steuerung und die Information im Fokus stehen – also etwa das Licht anzupassen oder auch eine Benutzeroberfläche, mit der sich die Stromverbräuche optimieren lassen –, gehen wir hier einen Schritt weiter: Wir greifen aufgrund der Daten assistierend in die Geschehnisse ein«, erläutert Mohammad-Reza Tazari vom Fraunhofer IGD, der dem Projektmanagementkomitee angehört. In Deutschland hatte das Fraunhofer-Forscherteam die technische Verantwortung für die Ausstattung von 102 Assistenzsystemen in Wohnungen und 71 in Pflegezimmern. Insgesamt kamen dabei über 4250 Geräte zum Einsatz, die monatlich im Durchschnitt über 86.000 Nachrichten erzeugt haben – pro Wohneinheit, versteht sich! Solche Nachrichten waren etwa Bewegung der Person, Türkontakt, Bettnutzung oder auch der Wasserverbrauch. Um all die Signale automatisch verarbeiten zu können, hatten die Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer IGD bereits eine gute Basis: ihre Plattform »universAAL-IoT«. Auf dieser Basis entwickelten sie das Assistenzsystem »uLive«, das in den Wohnungen zur Anwendung kam und mittlerweile Produktreife erlangt hat. Das Fazit von »ACTIVAGE«: IoT eignet sich optimal, um heterogene Geräte auf einfache und flexible Weise miteinander zu verbinden, die Situation in der Wohnung zu erfassen und spezielle Reaktionen daraufhin zu organisieren.