Wer für sich oder die Firma ein Elektroauto kauft, bekommt Geld dazu. Der Umweltbonus, den Staat und Hersteller zahlen, kann bis zu 9.000 Euro betragen. Noch. Denn nächstes Jahr sinkt der Zuschuss um 2.000 Euro.
Klar ist: Die Prämie funktioniert. Sie hat die Nachfrage gerade im unteren Preissegment kräftig angekurbelt. Wer noch den vollen Zuschuss kassieren will, sollte sich aber beeilen.
Prämie nicht beim Kauf beantragen
Denn die Prämie kann man nicht beim Kauf des Elektroautos beantragen, sondern erst wenn das Fahrzeug zugelassen ist. Zwischen der Bestellung und der Lieferung können aber Monate vergehen. Zuletzt wurde die Lieferzeit auf sechs Monate geschätzt. Probleme in der Lieferkette bei vielen Herstellern können diese noch verstärken. Einige Hersteller haben bereits angekündigt, die Produktion mancher Elektroautos zu drosseln. Während die Nachfrage steigt. Und das, so Forscher, hängt direkt mit der erhöhten Kaufprämie zusammen.
So hat sich die Kaufprämie entwickelt
Sechs Jahre ist es her, dass erstmals ein Zuschuss beim Kauf eines Elektroautos gezahlt wurde. Damals gab es 4.000 Euro – je zur Hälfte vom Bund und dem Hersteller gezahlt. Drei Jahre später kletterte der Umweltbonus auf 6.000 Euro und seit Mitte 2020 sind sogar 9.000 Euro möglich, weil der Bund seinen Anteil um die so genannte Innovationsprämie verdoppelt hat. Er zahlt nun bis zu 6.000 Euro, der Händler 3.000. Die Höhe der Prämie variiert dabei nach dem Kaufpreis. Kostet das neue Auto zwischen 40.000 und 65.000 Euro, bekommt man nur 7.500 Euro dazu. Bei Autos unter 40.000 Euro sind es die vollen 9.000 Euro. Doch diesen Betrag gibt es nur noch dieses Jahr.
Nach Informationen aus dem Wirtschaftsministerium gibt es nun Pläne, wie es ab 2023 weitergehen soll. Demnach wird die Prämie 2023 reduziert. Der Bund zahlt statt 6.000 dann 4.000 Euro. Hinzu kommen 3.000 Euro vom Händler, also insgesamt 7.000 Euro. Ab 2024 würde man dann zur normalen staatlichen Förderung von 3.000 Euro zurückkehren, was mit dem Anteil der Hersteller dann 6.000 Euro Prämie bedeuten würde. Neu ist auch, dass es ab 2023 keine Staffelung nach Kaufpreis mehr geben würde. Vom Kleinwagen bis in die gehobene Mittelklasse gibt es denselben Geldbetrag. Nur Autos die mehr als 65.000 Euro kosten, müssen ohne Förderung finanziert werden. Außerdem gibt es die Förderung dann nur noch für reine Elektroautos, nicht für Plug-in-Hybride. Leasingfahrzeuge können künftig nur noch ab einer Leasingdauer von mindestens zwölf Monaten gefördert werden. Wer sein Auto zwei Jahre oder länger least, kann die volle staatliche Förderung bekommen. Bei einer Dauer von 12 bis 23 Monaten ist die Förderung nur halb so hoch.
Lobbyisten fordern Klarheit
Beschlossen sind diese Änderungen aktuell aber noch nicht. Ein Entwurf der neuen Richtlinie wurde kurz vor Ostern in Regierungskreisen abgestimmt und befindet sich noch immer in der Abstimmung. Damit die Änderungen beschlossen und umgesetzt werden können, braucht es auch noch eine Zustimmung der Europäischen Kommission, weil es hier um Wirtschaftsbeihilfen geht.
„Der Gesetzgeber muss so schnell wie möglich Klarheit und Transparenz schaffen, von wem und für welche Fahrzeuge die Innovationsprämie ab 2023 abgerufen werden kann“, sagt Sven Hübschen vom Auto Club Europa. Schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs waren bei den Herstellern die Mikrochips knapp. Der Krieg habe weitere Lieferausfälle und Produktionsverzögerungen verursacht.
Die Folgen des Ukraine-Kriegs auf den Automarkt
Denn tatsächlich spielt die Ukraine auch auf dem europäischen Automarkt eine wichtige Rolle. Das Land ist einer der wichtigsten Lieferanten von Kabelbäumen, wie sie in jedem Auto verbaut werden. Die Industrie versucht nun offenbar, die Produktion in andere Billiglohnländer wie Rumänien, Bulgarien, Serbien oder Tunesien zu verlagern. Doch VW-Chef Herbert Diess deutete an, dass dies mindestens sechs Monate dauern werde. Deutsche Hersteller, etwa Autokabel-Management aus Hausen im Wiesental, könnten ebenfalls neue Aufträge bekommen. Aktuell sei das aber noch nicht passiert, heißt es aus dem Unternehmen.
Was bedeutet das nun für die Käufer? Von einer Verknappung von Elektrofahrzeugen wollen die Händler erstmal nichts wissen. „Wir haben rechtzeitig für einen sehr hohen Bestand an Lagerfahrzeugen und Bestellvorlauf gesorgt, insbesondere bei den Modellen und Baureihen, die für die Förderprogramme zum Thema E-Mobilität infrage kommen“, sagt Karl Dörflinger, Filialleiter beim Multimarken-Händler BHG in Freiburg. Er verweist darauf, dass die Lieferzusagen der Hersteller unverändert gelten würden. Gleichzeitig setzt er auf ein Signal aus der Politik: „Wir hoffen aufgrund der aktuellen Situation auch auf eine Fristverlängerung für die Gültigkeit bereits genehmigter Förderanträge in Form von Übergangs- oder Kulanzregelungen.“
Eins ist sicher: Die Prämie wirkt
Es gibt keine Zweifel, dass die erhöhte Prämie wirkt. Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) legt dar, dass die Nachfrage nach E-Autos vor allem mit der Innovationsprämie – also dem Anstieg von 6.000 auf 9.000 Euro Zuschuss – noch mal kräftig angestiegen ist. So wurden Anfang 2019 monatlich nur etwa 4.600 Elektroautos zugelassen. Im Dezember 2020 waren es fast zehn Mal so viele: Mit 44.000 Neuzulassungen war Elektro in einer anderen Liga angekommen und hat Diesel bei den Neufahrzeugen bereits überholt. Der Umweltbonus wurde seit seiner Einführung vor sechs Jahren bereits mehr als eine Million mal ausgezahlt. Den Monatshöchstwert erreichte der Bonus im Dezember 2021 mit knapp 85.000. Im März dieses Jahre wurde er für 55.000 Fahrzeuge beantragt. Diese Zahlen nennt das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa).
Mehr Elektroautos sind Teil der politischen Agenda – nicht erst seit der Wirtschaftsminister ein Grüner ist. Schon zuvor war es gewollt, bis 2030 15 Millionen neue Elektroautos auf die Straßen zu bringen. Davon sei man aber mit den aktuellen Zahlen weit entfernt, sagt DIW-Forscher Aleksandar Zaklan: „Für dieses Ziel würden wir im Durchschnitt 130.000 neu zugelassene Elektroautos pro Monat brauchen. 2021 waren es etwa 30.000 monatlich.“ Nun muss sich zeigen, welche Auswirkung die Absenkung der Förderung im nächsten Jahr haben würde.
Zaklan mahnt auch, dass es noch andere Maßnahmen bräuchte, um mehr Käufer von Elektro zu überzeugen, etwa einen stärkeren Ausbau der Ladeinfrastruktur oder teurere konventionelle Kraftstoffe. Er sagt aber auch: Die Prämie jetzt wieder zu reduzieren, wäre kontraproduktiv.