Zum 1. Juli sinkt die EEG-Umlage auf Null. Das werde Stromkunden spürbar entlasten, verspricht die Bundesregierung. Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3.800 Kilowattstunden würde noch in diesem Jahr knapp 200 Euro sparen. Doch wird die Maßnahme überhaupt beim Endkunden ankommen? Wirtschaftsvertreter zeigen sich skeptisch.
Ursprünglich war im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die EEG-Umlage zum 1. Januar 2023 wegfällt. Um Stromkunden schneller von den stark gestiegenen Energiekosten zu entlasten, wird dies jetzt schon zum 1. Juli 2022 geschehen. Bereits zum Jahresbeginn wurde die EEG-Umlage reduziert – von 6,5 auf 3,72 Cent/kWh. Anfang Juli fällt sie auf Null.
Eine Abschaffung ist das offiziell nicht, wie Dr. Andreas Rademachers betont. Er ist Energieexperte beim Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Den Preis für etwas auf null Cent zu setzen, hinterlasse offene Fragen, sagt er: „Bleibt die EEG-Umlage wirklich dauerhaft auf Null? Reichen die Fördersätze von PV-Anlagen wirklich aus, um die Preissteigerungen der letzten Monate und Jahre zu kompensieren?“
Stromanbieter sind verpflichtet, die Senkung in vollem Umfang weiterzugeben. Aber sie sind natürlich einigermaßen frei darin, den Preis aus anderen Gründen zu korrigieren.
Das deutet die Stromindustrie auch an. So sagt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass die hohen Stromkosten, die auch der regionale Versorger beim Einkauf zahlen muss, dazu führen könnten, dass die geplante Entlastung nicht voll beim Endkunden ankommt. Sie könnten „den senkenden Effekt der EEG-Umlage teilweise oder vollständig aufheben“.
Umweltverbände sehen den Wegfall der Umlage ohnehin kritisch. Mit sinkenden Preisen seien Endkunden weniger motiviert, ihren Verbrauch einzuschränken. Ein Problem, dass natürlich nicht auftritt, wenn Strom ab Juli gar nicht günstiger wird.