Vielfältige Lieferstörungen und Produktionsprobleme führen in vielen Volkswirtschaften zu ungewöhnlich hohen Preisanstiegen. Zuletzt lagen die Verbraucherpreise in Deutschland um fast acht Prozent über dem Vorjahresniveau.
Die russische Invasion in der Ukraine sorgt für zusätzliche Kostenschocks bei den Unternehmen – vor allem für eine erhebliche Verteuerung von Energie und Rohstoffen. Im Vorjahresvergleich stiegen die Erzeugerpreise in Deutschland zuletzt um 33,5 Prozent an – der höchste Anstieg seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Damit werden die Preiseffekte früherer Kostenschocks Mitte der 1970er, Anfang der 1980er Jahre sowie unmittelbar vor der globalen Finanzmarktkrise bei Weitem übertroffen. Unternehmensbefragungen des Instituts der deutschen Wirtschaft liefern eine empirische Grundlage dafür, welche Determinanten die Erzeugerpreise in Deutschland derzeit bestimmen.
Bis zum Jahresende 2022 erwarten über 90 Prozent der befragten Firmen starke und mittlere Effekte von verteuerten Energie- und Rohstoffkosten auf ihre eigenen Preise. Die Unternehmen befürchten mittelfristig höhere Erzeugerpreise infolge steigender Arbeitskosten. Für über 80 Prozent der befragten Firmen gilt dies in starkem und mittlerem Ausmaß. Insgesamt zeigt die Befragung, dass in erster Linie angebotsseitige Bestimmungsfaktoren die Entwicklung der Erzeugerpreise am aktuellen Rand sowie bis zum Jahresende 2022 erklären. Der Vergleich mit der Vorjahresbefragung macht deutlich, dass die angebots- oder kostenseitigen Erklärungsfaktoren an Bedeutung gewonnen haben. Der nachfragebedingte Preisdruck hat dagegen deutlich nachgelassen, was die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste abgeschwächte Weltwirtschaft widerspiegelt. Darauf aufsetzend liefern die IW-Umfragen von 2021 und 2022 eine Orientierung dazu, ob und in welchem Ausmaß die Unternehmen die höheren Produktionskosten an ihre Kunden weiterreichen können. Derzeit können zwölf Prozent der Unternehmen die höheren Produktionskosten in einem hohen Ausmaß und 46 Prozent im mittleren Ausmaß an ihre Kunden überwälzen. Im Vergleich mit der Lage im Frühsommer 2021 haben sich Preisspielräume aus Sicht der Unternehmen erweitert, was in erster Linie vor dem Hintergrund der erheblich schlechteren Kostensituation – vor allem infolge der höheren Energiekosten – gesehen werden muss.