In mittlerweile über 35 Berufsjahren habe ich so einige Pressetexte zu Papier gebracht und je mehr Erfahrung ich darin gesammelt habe, umso leichter sind mir solche Texte aus der Feder gefl ossen. Nicht so heute. Noch nie ist es mir schwerer gefallen, hoffentlich einigermaßen passende Formulierungen für ein Vorwort zu finden. Bis zum 23. Februar 2022 regierte bei uns allen wohl die Zuversicht. Die Corona-Pandemie war – trotz steigender Infektionszahlen – zumindest gefühlt bezwungen und die Elektrobranche sah mit einigem Optimismus auf das noch junge Jahr. 2022 würde das ohnehin schon sehr gute Jahr 2021 wohl nochmals toppen können. Am 24. Februar 2022, dem Tag, an dem der russische Präsident Putin mit einer großangelegten Invasion die Ukraine angegriffen hat, ist der Krieg nach Europa zurück gekehrt. In der Sondersitzung des Bundestages am 27. Februar 2022 hat Bundekanzler Olaf Scholz von einer Zeitenwende gesprochen.
Zur Drucklegung dieses Artikels ist leider noch keine Lösung des in der Ukraine tobenden Konfliktes abzusehen. Im Gegenteil, selbst weitere Eskalationen sind nicht auszuschließen. Zu diesem Thema sind Sie aber sicher aus den tagesaktuellen Medien auf dem letzten Stand der Dinge.
Die Frage, die sich uns im März stellte, war die Frage, ob die Durchführung unserer pandemiebedingt mehrfach verschobenen VEG-Jahreshauptversammlung am 26. April 2022 in Leipzig angemessen ist. Wir meinen ja, denn die Zeitenwende verdrängt zwar vordergründig die Klima-, die Mobilitäts- und Energiewende aus den ganz großen Schlagzeilen. Aber bereits in den Überschriften der nächst kleineren Buchstabengröße sind „unsere“ Themen allgegenwärtig. Es ist offensichtlich, dass die nun nochmal beschleunigte Abkehr von fossilen Energieträgern die Wachstumsdynamik und Bedeutung der „Elektrifizierung“ weiter unterstreicht. Die IEA (International Energy Agency) prognostiziert in ihrem World Energy Outlook von Oktober 2021, dass der Anteil der elektrischen Energie, die im Gebäude verbraucht wird, von 33 Prozent im Jahre 2020 auf 46 Prozent in 2030 auf 66 Prozent in 2050 steigen wird. Die gleiche Zahlenreihe für den Industriesektor wird mit 22 Prozent über 28 Prozent auf 46 Prozent angegeben. Aus dem Blickwinkel unserer Branche sind also mindestens die mittel- und langfristigen Geschäftsaussichten trotz der „normalen“ Widrigkeiten wie Fachkräftemangel, Probleme in den Lieferketten, steigende Transportkosten usw. eindeutig als positiv zu bezeichnen. Es gibt also viel zu diskutieren in Leipzig. Und darauf freuen wir uns trotz des – geopolitisch – so entsetzlichen Umfelds.
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