Weltweit zeigen Vorstände zwar ein starkes Bewusstsein für die Herausforderungen des Klimawandels, sind aber – insbesondere in Deutschland – zögerlich in der Umsetzung. Dennoch wächst auch der Optimismus, die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen zu können, wie der CxO Sustainability Survey 2022 von Deloitte, eine Befragung von mehr als 2000 Executives, zeigt. Zugleich bestehen Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit der getroffenen Maßnahmen, wie die Untersuchung zeigt.
Das Bewusstsein dafür, dass sich die Welt an einem Wendepunkt befindet, ist im vergangenen Jahr weltweit gestiegen, auch in Deutschland. Hier ist der Anstieg jedoch weniger stark ausgeprägt als im weltweiten Vergleich. Auch die persönliche Betroffenheit der Vorstände ist der Deloitte-Umfrage zufolge in Deutschland geringer. Die Gründe für die zögerliche Umsetzung der nötigen Maßnahmen sind jedoch woanders zu verorten.
Der Wandel naht – zumindest im Kopf
„Oft führen Executives Margen- und Kostenfragen an, zum Teil auch die mangelnde Nachvollziehbarkeit nachhaltiger Maßnahmen“, sagt Dr. Thomas Schlaak als Lead Sustainability Partner bei Deloitte. „In der Konsequenz tun viele Unternehmen noch zu wenig für eine wirkliche Transformation. Hier hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher und tut sich vermutlich aufgrund des starken Wettbewerbs in den Weltmärkten schwer, schnell umzulenken. Weltweit nehmen die Executives zwar die Dringlichkeit des Klimawandels viel ernster als noch vor ein, zwei Jahren, doch es scheint, als würden gerade deutsche Vorstände noch zu wenig Druck verspüren, um die keineswegs geringen Herausforderungen in punkto Nachhaltigkeit konsequent anzugehen.“
Umdenken: na klar! Umsetzung: naja
Trotz aller Widerstände: Das Bewusstsein für den Klimawandel, seine Folgen und zu erwartenden Herausforderungen und Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung der Unternehmen hat stark zugenommen, und auch die Auswirkungen auf die Geschäftsstrategie schätzt jeder zweite Executive als groß bis sehr groß ein.
Es fällt jedoch auf, dass die deutschen CxOs trotz ihres wachsenden Bewusstseins für das Thema zurückhaltender als ihre weltweiten Kollegen bei der Umsetzung konkreter klimaschonender Maßnahmen sind. Vor allem bei den Maßnahmen, die wirklich etwas bewirken können, ist es zum Teil deutlich unwahrscheinlicher, dass sie diese ergreifen als ihre Kollegen in anderen Ländern weltweit. Woran liegt das?
Weltweit überwiegt der Handlungsdruck, in Deutschland eher das Zögern
„Es scheint, als würden die CxOs hierzulande die Auswirkungen des Klimawandels eher im Regulatorischen spüren als in der tatsächlichen Veränderung des Klimas – anders im weltweiten Vergleich, wo eher die operativen Folgen der Klimarisiken gefürchtet werden und entsprechend stärkerer Handlungsdruck besteht“, sagt Schlaak.
„Bislang denken Vorstände hierzulande, dass sich klimaschützende Maßnahmen vor allem auf die weichen Kennzahlen wie die Marke, die Kundenzufriedenheit, Moral und das Recruiting positiv auswirken werden und weniger auf die harten KPIs wie Umsatz und Marge. Dies hat zu einer gewissen Lähmung geführt – unterstützt von der regulatorisch bedingten Unsicherheit und den Schwierigkeiten, wirklich in der Tiefe glaubhaft die Nachhaltigkeit des unternehmerischen Tuns zu beziffern, zu bewerten und darstellen zu können“, so Schlaak. „Trotz der Zögerlichkeit ist es erstaunlich, dass auch der Optimismus, bei sofortigen Maßnahmen gegenlenken zu können, bei den Vorständen ungebrochen besteht und gegenüber unserer vorjährigen Untersuchung sogar einen Anstieg verzeichnet.“