Der Ausbau der Ladeinfrastruktur nimmt weiter Fahrt auf: Mehr als 50.000 Ladepunkte sind aktuell bei der Bundesnetzagentur gemeldet. Insgesamt sind damit bereits mehr als 10.000 Ladepunkte in diesem Jahr hinzugekommen, und damit eine neue Höchstmarke erreicht. Gleichzeitig steigt auch die Ladeleistung der Ladepunkte weiter an, so wurden 2021 bisher mehr als 1.700 Schnelllader in Betrieb genommen. Insbesondere die Anzahl an sehr schnellen Ladepunkten ab 150 kW, den sogenannten High-Power-Chargern (HPC), habe sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (Dez. 2021: 2.936 HPC-Ladepunkte, Dez. 2020: 1.385 HPC-Ladepunkte).
Diese Entwicklung zeigt auch eine Abfrage des BDEW unter den großen Ladesäulenbetreibern zu den besonders leistungsstarken Modellen unter den Schnelladesäulen, die eine Ladeleistung ab 150 kW und höher aufweisen. So wurden allein von September bis November von den elf Ladesäulenbetreibern 414 neue HPC-Schnellladepunkte an 125 Standorten aufgebaut. Die neuen Hyper-Schnellladepunkte reichen vom nördlichen Greifswald, über den Berliner Ostbahnhof und Gemeinden wie Heiligengrabe in Brandenburg oder Petersberg in Thüringen bis nach Düsseldorf und weiter nach Kinding im bayrischen Altmühltal. Hinzu kommen Nachrüstungen bestehender Ladesäulen an 25 Standorten (53 Ladepunkte). An den gemeldeten Standorten wurde damit innerhalb von drei Monaten eine HPC-Ladeleistung von über 30.000 kW installiert. Das entspricht dem öffentlich geladenen, jährlichen Strombedarf von knapp 78.000 vollelektrischen Batteriefahrzeugen*.
„Bei der Ladeleistung von Fahrzeugen und Ladesäulen gibt es nach wie vor enorme technologische Sprünge“, erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Konnten die Fahrzeuge bis vor einigen Jahren in der Regel mit maximal 50 kW laden, steigt seit 2019 die Zahl der Fahrzeugmodelle mit einer Ladeleistung ab 100 kW zunehmend an und wir sehen eine Entwicklung hin zu 150 kW. Das ist eine Verdreifachung der Ladeleistung innerhalb weniger Jahre, die während des laufenden Aufbaus der Ladeinfrastruktur berücksichtigt werden muss. Die Ladesäulenbetreiber haben bereits vorausschauend auf die höheren Ladeleistungen der Fahrzeuge reagiert und bauen verstärkt HPC-Schnellladesäulen aus. Das zeigt: Der Markt funktioniert.
Damit der Ausbau nun schnell weiter vorankommt, brauchen die Unternehmen endlich einen verlässlichen regulatorischen Rahmen, Unterstützung bei der Flächenverfügbarkeit und schlankere Genehmigungsverfahren. Nur so schaffen wir den raschen Ausbau einer Ladeinfrastruktur, die sich zu fairen Preisen an den vielfältigen Bedürfnissen der e-Mobilistinnen und e-Mobilisten orientiert.
Wie viele öffentliche Ladepunkte wir im Jahr 2030 tatsächlich brauchen, kann heute kaum verlässlich beziffert werden. Der Bedarf wird entscheidend durch die Technologieentwicklung, das Nutzungsverhalten und natürlich durch den Hochlauf der E-Fahrzeuge, also durch den Markt, geprägt. Wir sind daher gut beraten, die Infrastrukturziele dynamisch zu fassen, wie es auch die Nationale Plattform für Elektromobilität getan hat. Es bringt schließlich nichts, Deutschland mit einer Million öffentlicher Ladepunkte zuzupflastern, wenn die Menschen ohnehin meist in der eigenen Garage oder am Arbeitsplatz laden möchten. Und genau dieser Trend ist absehbar: Das Förderprogramm der KfW unterstützt den Aufbau von mehr als 800.000 privater Wallboxen.
Über 500 Anbieter von Ladepunkten bauen das Ladenetz bereits seit Jahren beständig aus. Sie stehen dabei im Wettbewerb um Kundinnen und Kunden und um die besten Standorte. Was sie antreibt: Autos, die Strom laden. Das Ziel der neuen Bundesregierung, 15 Millionen reine Elektrofahrzeuge 2030 auf deutschen Straßen zu haben, ist daher ein starkes Signal und wird weitere Investitionen anreizen.“
* Bei einer Fahrleistung von 14.700 km pro Fahrzeug und Jahr, einem Verbrauch von 20 kWh/100 km und einem Anteil von 15 Prozent öffentlichem Laden. Bei den Ladepunkten werden drei Volllaststunden pro Tag und Ladepunkt zugrunde gelegt.