Die durch die Corona-Krise eingetrübte Stimmung im Großhandel hat sich im Sommer 2021 aufgehellt. Die Unternehmen sind wieder zuversichtlicher, auch wenn die Pandemie noch nicht bewältigt ist. Die Großhändler – konkret 84 Prozent der Befragten – erwarten von der Politik aber, dass es nun ohne neuerlichen Lockdown weitergeht. Dies ist die zentrale Erkenntnis der BGA-Umfrage zur wirtschaftlichen Lage und zur weiteren Perspektive bei den Großhändlern für die zweite Jahreshälfte 2021. Nach der Herbstprojektion erwartet die Bundesregierung ein Wirtschaftswachstum für dieses Jahr von 2,6 Prozent nach -4,8 Prozent im Krisenjahr 2020.
Der Großhandelsklimaindikator des BGA zeigt erstmals wieder nach dem Einbruch durch die Corona-Pandemie einen positiven Wert: insgesamt fast 120 Punkte. Er spiegelt damit eine wieder positive Grundstimmung im Großhandel wider. Um 36 Punkte ist der Wert von 84 Punkten zum Jahreswechsel 2020/21 gestiegen. Die Stimmungslage hat sich somit für die zweite Jahreshälfte erfreulich aufgehellt. Die Großhandelsunternehmen erholen sich allmählich von den Folgen der Krise. Lage und Erwartungen werden wieder positiv bewertet.
Die wirtschaftliche Entwicklung nimmt insgesamt wieder Fahrt auf. Dadurch dürften die Großhandelsumsätze 2021 über dem Vorjahreswert und in etwa auf dem Niveau von 2019 liegen. In diesem Jahr erwirtschafteten die ca. 143.000 Unternehmen mit ihren über 1,9 Millionen Beschäftigten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Umsätze in Höhe von 1.366 Milliarden Euro. Die wirtschaftliche Erholung wird allerdings durch Engpässe bei der Versorgung mit Rohstoffen und Vorprodukten überlagert. Hinzukommen die bestehenden Herausforderungen aus dem Strukturwandel. Das Risiko von Versorgungsschwierigkeiten mit Rohstoffen und Vorprodukten wird von den Großhändlern auf einer Skala von eins – überhaupt kein Problem – bis sechs – starkes Problem – mit einem Durchschnittswert von 4,2 als drängende Schwierigkeit angesehen. Dies gilt insbesondere für den baunahen Großhandel und den Großhandel mit Rohstoffen, Halbwaren und Maschinen.
Unternehmer fordern konkrete Hilfe bei der Bewältigung der vielen Herausforderung
Von der Politik erwarten die Unternehmen zur Bewältigung der Herausforderungen auch in der Umwelt- und Klimaschutzpolitik, die Wachstumskräfte durch Investitionen und Entlastungen zu stärken. Zugleich sprechen sich die Unternehmer im Großhandel klar dafür aus, an der Schuldenbremse festzuhalten und zu ausgeglichenen Haushalten ohne Schulden zurückzukehren. Nur vier Prozent der Befragten plädieren, die Schuldenbremse generell zu streichen, für 32 Prozent kann von der Schuldenbremse abgewichen werden, wenn stärker investiert wird. Mit 64 Prozent ist jedoch eine große Mehrheit dafür, die Schuldenbremse beizubehalten und zu ausgeglichenen Haushalten zurückzukehren. Unter dieser Prämisse plädieren auch sieben von zehn Großhändlern für eine Stärkung der Wachstumskräfte durch Investitionen und Entlastungen bei Steuern und Bürokratie. Sozialpolitisch sind für die Unternehmen die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Sicherung der Beitragsstabilität in den Sozialversicherungen von unter 40 Prozent wichtige politische Themen. 65 bzw. 61 Prozent der Befragten halten diese Aufgaben für prioritär.