Die Elektrobranche ist im Wandel und nutzt verstärkt digitale Möglichkeiten, um Prozesse zu optimieren, schneller und zielgerichteter zu handeln und den Kontakt mit den Kunden zu verbessern. Die ElektroWirtschaft sprach mit Adalbert Neumann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Busch-Jaeger Elektro GmbH, über intelligente digitale Lösungen und ihre Chancen, aber auch über Hürden und Herausforderungen.
ElektroWirtschaft: Herr Neumann, durch die Schnittstelle ELBRIDGE hat die Branche gezeigt, dass sie in der digitalen Zukunft gemeinsam handeln kann. Warum war das so wichtig?
Adalbert Neumann: Nach Diskussionen mit dem ZVEH und VEG haben wir festgestellt, dass wir mit ELBRIDGE die Bestellkette größtenteils schnittstellenfrei machen und somit einen echten Mehrwert für die Mitglieder innerhalb der Wertschöpfungskette schaffen können. Elektroinstallateur, Hersteller und Großhandel sind miteinander über diese Schnittstelle verbunden, der gesamte Prozess ist digitalisiert, die Prozesse wurden beschleunigt und optimiert. ELBRIDGE erhöht die Wettbewerbsfähigkeit unseres dreistufigen Vertriebs und bietet so einen Mehrwert für alle Beteiligten.
ElektroWirtschaft: Bei der digital vernetzten Planung von Gebäuden, dem BIM-Modell, gibt es dagegen unterschiedliche Ansätze. Manche setzen auf ein standardisiertes, andere wiederum auf ein proprietäres System, zugeschnitten auf den jeweiligen Hersteller. Was macht ein gemeinsames Handeln da so schwierig?
Adalbert Neumann: BIM ist die Digitalisierung des Bauens. Diese Planungsmethode kann in Verbindung mit 3D-Druckverfahren die Baukosten signifi kant um bis zu 50 Prozent senken, da der Materialbedarf sinkt, Prozesse digitalisiert, verschlankt und beschleunigt werden. Die Daten sämtlicher am Bau beteiligten Gewerke, darunter auch der Elektro- und Sanitärbereich, können darüber erfasst und verarbeitet werden. Durch das BIM-Modell bekommt der Architekt zudem mehr gestalterische Freiheiten. Er muss sich aber entscheiden, mit welcher Software er arbeitet. Viele gängige Software- Lösungen sind BIM-fähig, das ist aber noch kein Standard. Das ist meiner Meinung nach der Flaschenhals. Die am Bau beteiligten Gewerke müssen zudem ihre Daten so standardisieren, dass sie über BIM erfasst und verarbeitet werden können. Busch-Jaeger und ABB machen das bereits. Wenn sich aber die gesamte ELBRIDGE-Gemeinde daran beteiligen würde, entstünde ein richtiges Kraftpaket.
ElektroWirtschaft: Die individuelle Produktfertigung ist keine Barriere, wie Busch-Jaeger beweist. Können Sie ein Beispiel nennen? Was ist für die Realisierung solcher Lösungen notwendig?
Adalbert Neumann: Der gesamte Prozess muss digitalisiert werden, es darf keine Unterbrechungen geben und keine Möglichkeit, unterwegs Fehler einzubauen. Wir müssen nur von Anfang an wissen, wie das Produkt aussehen und wie es konfi guriert sein soll. Ein Beispiel: Ein Architekt in Buenos Aires plant ein Hotelzimmer. Die sind in der Regel standardisiert aufgebaut, nur wenig ist individuell gestaltet. Zimmernummern zum Beispiel. Er plant also über sein Programm, wie die Zimmernummer drei aussehen soll. Dann schickt er die Bestellung an seine Supply Chain ab. Die Bestellung landet dann sofort bei uns mit sämtlichen Angaben, wie der Lieferweg aussehen soll, welcher Installateur das Projekt umsetzt, zu welcher Baustelle angeliefert werden soll, welcher Großhandel involviert ist und wann das Produkt gebraucht wird. Wir bestätigen den Liefertermin und dann geht es in die Produktion. Vom Auftragseingang bis zum Einbau vergehen nur wenige Wochen.
ElektroWirtschaft: Digitalisierung kann nicht nur die Fertigung, sondern auch die Kundeninformation optimieren, zum Beispiel vor dem Hintergrund der durch Corona ausfallenden Messen. Welche Wege nutzt Busch-Jaeger, um den Dialog mit den Kunden nicht abreißen zu lassen?
Adalbert Neumann: Bereits zur vergangenen Light + Building hatten wir ein digitales Messe-Format mit Produktvorstellungen, Moderationen, Vorträgen und Erklärungen zu einzelnen Produktbereichen. Das haben wir im vergangenen Jahr weiterentwickelt. So bieten wir beispielsweise seit dem vergangenen Sommer unseren internationalen Kunden virtuelle Werksbesichtigungen an. Kunden aus Jakarta oder Moskau buchen jetzt eine Werksbesichtigung mit einem meiner lokalen Kollegen in Lüdenscheid, schauen sich die Fertigung, die Stadt und die nähere Umgebung an und lernen sie kennen. Dazu gibt es virtuelle Produktvorführungen und interaktive Diskussionsrunden. Dadurch haben wir auch Besucher erreicht, die normalerweise gar nicht gekommen wären und konnten sogar neue Projekte generieren. So haben Planer aus Rio de Janeiro an einem virtuellen Werksbesuch teilgenommen und waren so begeistert davon, dass wir im Nachhinein auch Ausschreibungen für Projekte in Brasilien bekamen.
ElektroWirtschaft: Ein weiteres digitales Informationstool ist die Busch-Jaeger Community. Welcher Zweck…
Sie möchten weiterlesen? Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der Mai-Ausgabe der ElektroWirtschaft. Als Printabonnent haben Sie fünf Zugriffe auf die digitale Ausgabe inklusive. Stöbern Sie ansonsten in unserem Shop.