Warum der Leuchtenhersteller Pracht in die Elektromobilität einsteigt wollten wir vom Geschäftsführer, Jonathan Pracht wissen. Unter der Marke Pracht Energy Solutions wurde eine kostengünstige und modular aufgebaute Wallbox entwickelt.
ElektroWirtschaft: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in ein ganz neues Geschäftsfeld einzusteigen?
Jonathan Pracht: Bei uns gehören nachhaltige Innovationen schon seit Jahrzehnten zur Firmenphilosophie. Dabei sind wir sehr hartnäckig und denken auch über den Tellerrand hinaus. Wir glauben, dass Elektromobilität ein Anfang sein kann – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Klimaschutz. Dazu wollen wir beitragen. Das war jetzt so ähnlich wie damals, als mein Großvater angefangen hat, Leuchten zu bauen. Er war von der Sache begeistert und hat sich gefragt: „Warum mache ich das nicht einfach selbst?“
ElektroWirtschaft: Das heißt, am Anfang stand eine Vision. Wie haben Sie diese konkretisiert?
Jonathan Pracht: Bevor ich vor zwei Jahren nach reifl icher Überlegung entschieden habe, dass ich ein Elektroauto als Firmenwagen will, hatte ich viel ausprobiert und wurde von der Technologie und dem Fahrerlebnis begeistert. Schockiert war ich gleichzeitig über den aktuellen Ausbau der Ladeinfrastruktur. Bei meiner Analyse der Ladeninfrastruktur dachte ich: „Das muss doch günstiger und einfacher gehen!“ Deshalb setzen wir bei Pracht jetzt auf eine Doppelladestation: Mit einer Zuleitung kann man über unsere Wallbox gleichzeitig und bedarfsgerecht zwei Fahrzeuge laden.
ElektroWirtschaft: Konnten Sie für die Entwicklung der Wallbox existierendes Know-how bei Pracht nutzen?
Jonathan Pracht: Da gibt es viele Überschneidungen: Wie Leuchten für besondere Umgebungsbedingungen muss auch eine Wallbox, die 24 Stunden auf einem Parkplatz Dienst tut, hohe Anforderungen an Materialbeständigkeit, Dichtigkeit und Zuverlässigkeit erfüllen. Wir haben bei Pracht die entsprechende Material- und Elektronikkompetenz und dank des Fertigungsstandortes in Deutschland steht unsere ALPHA für schnelle Verfügbarkeit made in Germany.
ElektroWirtschaft: Wie sieht es mit dem Marktzugang aus? Müssen Sie als Newcomer in der Elektromobilität viel Überzeugungsarbeit leisten?
Jonathan Pracht: Nein, denn das, was wir immer wieder zu hören bekommen, ist: „Super! Wir trauen Euch das zu.“
ElektroWirtschaft: Denken Sie über Partnerschaften mit anderen Unternehmen nach?
Jonathan Pracht: Als Familienunternehmen haben wir die Devise, dass wir bei Bedarf zusammenrücken müssen, um Neues auf die Straße zu bringen. Wir hören mit dem Denken auch nicht am Stecker auf. Damit sind wir schnell beim Thema Photovoltaik und auch anderen Themenfeldern rund um die Erneuerbaren Energien.
ElektroWirtschaft: Welche Erfahrungen aus dem Lichtmarkt helfen Ihnen? Gibt es Synergieeffekte zwischen beiden Geschäftsfeldern?
Jonathan Pracht: Im Vergleich zur Installationstechnik herrscht im Lichtmarkt eine wahnsinnige Geschwindigkeit, damit sind wir also vertraut. Deshalb haben wir gelernt, schnell und agil zu sein. Davon können wir profi tieren: Die Elektromobilität ist aktuell ein sehr dynamischer Markt. Synergien sehe ich bei uns im Unternehmen bewusst nicht aus Kostensicht – sondern in Punkto Erfahrung und Lernfelder. Ich denke übrigens, dass wir „Lichtmenschen“ den Markt auch inspirieren können. Zum Beispiel sprechen wir bei unseren Leuchten viel über die Lebensdauer unserer Produkte. Das höre ich bei Wallboxes noch selten.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der April-Ausgabe der ElektroWirtschaft. Als Printabonnent haben Sie fünf Zugriffe auf die digitale Ausgabe inklusive. Stöbern Sie ansonsten in unserem Shop.
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