Digitale Angebote wie Videokonferenzen, Streaming oder Online-Games und Online-Shopping sowie digitale Geräte verzeichnen während der Corona-Pandemie eine rasant wachsende Nachfrage. Das bestätigt eine repräsentative Umfrage* des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom). So gab die Mehrheit der Befragten an, digitale Technologien hätten ihnen im ersten Corona-Jahr geholfen, die Pandemie zu meistern. Gleichzeitig haben sich die meisten Befragten länger und intensiver mit digitalen Geräten und Diensten beschäftigt – und dafür tiefer in die Tasche gegriffen.
Der Studie zufolge empfanden acht von zehn Bürgern (83 Prozent) digitale Technologien in mindestens einem Lebensbereich als große Hilfe. Am größten war die Zustimmung im Bereich der Arbeit. Hier kamen nach eigener Angabe 60 Prozent derjenigen, für die das Thema relevant ist, dank digitaler Technologien besser durch das Jahr. 56 Prozent profitierten in puncto Kommunikation mit Freunden und Familie, 55 Prozent in Sachen Einkaufen. 52 Prozent fanden Angebote im Bereich „Gesundheit“ hilfreich, 51 Prozent nutzen solche im Bereich „Sport und Fitness“.
Anstieg der Bildschirmstunden
Insgesamt gaben 78 Prozent der Befragten an, digitale Technologien, Geräte und Dienste in der Corona-Zeit häufiger genutzt zu haben als davor. Dadurch stieg auch die Bildschirmzeit deutlich an – von acht Stunden in der Vor-Corona-Zeit auf 10,4 Stunden während der Pandemie. Bei der Bildschirm-Zeit wurde nicht differenziert, ob Smartphone, Computer-Monitor oder Fernseher genutzt wurden und ob die Nutzung privat oder beruflich geschah.
An Bedeutung gewonnen
Viel mehr Zeit verbringen die Bundesbürger seit Corona mit Videostreaming. So hat sich die Streaming-Zeit nahezu verdoppelt: von 3,9 Stunden vor Corona auf nun 7,1 Stunden pro Woche. Auch die Zahl der Heavy Streamer – 20 oder mehr Stunden Videostreaming pro Woche – verdoppelte sich (von vier auf acht Prozent).
Im Alltag angekommen sind Pandemie-bedingt auch private Videochats. Lag die Nutzung vor Corona im Durchschnitt nur bei 0,6 Stunden pro Woche, so sind es nun 3,3 Stunden. Ebenfalls an Bedeutung gewonnen hat während der Corona-Zeit das Online-Shopping. So wurden vor Corona im Durchschnitt 16 Prozent aller Produkte online gekauft. Dieser Anteil hat sich mit inzwischen 37 Prozent mehr als verdoppelt.
Schnellerer Anschluss
Die vermehrte Nutzung digitaler Angebote hat bei vielen Befragten den Wunsch nach einem schnelleren Internetanschluss verstärkt. Laut Umfrage haben 29 Prozent der Befragten inzwischen geprüft, ob und wie sie mehr Breitband bekommen können. Fünf Prozent haben sich zudem für einen leistungsfähigeren Tarif entschieden.
Höhere Ausgaben
Die große Bedeutung digitaler Technologien während der Pandemie zeigt sich auch daran, dass die Menschen trotz verbreiteter wirtschaftlicher Unsicherheit in diesem Bereich nicht gespart, sondern, im Gegenteil, mehr Geld ausgegeben haben. Nur zwei Prozent sparten nach eigener Angabe im Corona-Jahr 2020 Geld für digitale Technologien ein. 21 Prozent schätzten, in etwa gleich viel ausgegeben zu haben. 28 Prozent wollten dagegen mehr ausgegeben haben, 37 Prozent sogar deutlich mehr. Die durchschnittlichen Ausgaben – darunter fiel die Anschaffung von Geräten wie Laptop oder Drucker ebenso wie zusätzliche Ausgaben für Streaming-Dienste, schnelleres Internet oder digitale Angebote wie zum Beispiel kostenpflichtige Fitness-Apps – wurden dabei auf 482 Euro geschätzt.
Nutzung altersabhängig
Große Unterschiede bei der Nutzung digitaler Technologien gibt es zwischen den Altersgruppen. So sagten 44 Prozent aller Befragten, dass ihnen digitale Technologien dabei geholfen hätten, Kontakt zu Freunden und Familie zu halten. Unter den Jüngeren bis 29 Jahre ist der Anteil mit 63 Prozent am höchsten, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es noch 49 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen 39 Prozent. Unter den Senioren ab 65 Jahren nutzen nur noch 29 Prozent digitale Technologien für die Kommunikation im Familien- und Freundeskreis.
Mit steigender Akzeptanz neuer Kommunikationswege steigt allerdings auch der Stressfaktor: 38 Prozent der Bundesbürger fühlen sich durch den zunehmenden Einsatz digitaler Technologien im Alltag gestresst. Mit 51 Prozent mach hier Senioren ab 65 Jahren den höchsten Anteil aus. Am wenigsten gestresst fühlen sich Menschen bis 29 Jahre (23 Prozent), gefolgt von den 30- bis 64-Jährigen (36 Prozent).
Wie geht es weiter?
Bei der Frage, ob der Digitalisierungsschub von Dauer sein wird, gehen die Meinungen auseinander. So glauben zwar 57 Prozent der Umfrage-Teilnehmer, dass die Pandemie die Digitalisierung der Wirtschaft nachhaltig vorantreibt. Hinsichtlich der öffentlichen Verwaltung erwarten jedoch lediglich 44 Prozent eine nachhaltige Digitalisierung. 53 Prozent rechnen eher damit, dass die Ämter und Behörden das Rad nach der Pandemie wieder zurückdrehen werden.