Nachhaltiges Wirtschaften wird immer wichtiger und bedeutet, auf Unternehmens- und auf Produktebene schrittweise mehr Verantwortung für Mensch und Natur zu übernehmen – vom Unternehmensstandort über die Wertschöpfungskette bis hin zur Gesellschaft. Welche Aufgaben übernimmt dabei der Elektrogroßhandel? Dazu haben wir mit Bernhard Weber, Geschäftsführer Vertrieb Sonepar Deutschland, gesprochen.
ElektroWirtschaft: Herr Weber, Nachhaltigkeit ist dieses Jahr ein Schwerpunktthema bei Sonepar. Was bedeutet das?
Bernhard Weber: Wir werden Kunden, Partner und Mitarbeiter mit Initiativen, Aktionen und Vertriebsideen für dieses wichtige Thema sensibilisieren – und wollen so einen neuen Spirit dafür erzeugen. Denn Nachhaltigkeit ist ja nicht nur eine Frage der unternehmerischen Verantwortung, sondern auch eine große strategische Chance. Dieser Perspektivwechsel, von der Pflicht zur Chance, der ist mir wichtig – und den wollen wir in diesem Jahr besonders fördern.
ElektroWirtschaft: Klingt gut, aber wie wollen Sie das schaffen?
Bernhard Weber: Indem wir es so einfach und attraktiv wie möglich machen, sich nachhaltig zu entscheiden. Unsere Kunden sollen davon profitieren, wenn sie ihren Kunden die nachhaltigste Lösung empfehlen. Wir wollen deshalb sichtbar machen, wie sich solche Lösungen auszahlen – für unsere Kunden und den Endanwender. Daher arbeiten wir zum Beispiel an einer neuen Produktauszeichnung besonders nachhaltiger Produkte in unserem Shop. Für diesen „Green Offer“ analysieren wir die Klima- und Umweltwirkungen bestimmter Produkte entlang ihres gesamten Lebenszyklus, von der Rohstoffbeschaffung über die Herstellung und Nutzungsphase bis hin zum Recycling.
ElektroWirtschaft: Also ein neues Produkt-Label?
Bernhard Weber: Ja. Da geben wir aktuell mit dem Label „E+“ schon eine gewisse Orientierung für energieeffiziente Produkte. Das wollen wir zu einem Label für Nachhaltigkeit ausbauen und mit zusätzlichen Anreizen noch attraktiver machen. Unsere Kunden dürfen sich noch auf einige weitere Neuerungen in Sachen Nachhaltigkeit freuen.
ElektroWirtschaft: Nachhaltigkeit beginnt ja vor der eigenen Haustür. Wie sieht’s damit denn bei Sonepar konkret aus?
Bernhard Weber: In den letzten sechs Jahren haben wir unsere CO2-Emissionen um 15 Prozent senken können. Auch unseren Wasser- und Energieverbrauch sowie unsere Abfallmenge konnten wir deutlich reduzieren. An unseren Standorten tun wir eine ganze Menge für mehr Energieeffi zienz, Stichworte wie Geothermie, LED-Beleuchtungen, Wärmetauscher oder großfl ächige PV-Anlagen und vieles mehr wären hier zu nennen. All diese Maßnahmen werden wir in Zukunft noch deutlich ausbauen.
ElektroWirtschaft: Welche konkreten Ziele haben Sie im Visier?
Bernhard Weber: Im Rahmen unseres strategischen Zukunftsprogramms „Impact“ haben wir einen 10-Punkte-Plan erstellt. Darin sind Anforderungen an unser Handeln beschrieben: Wir streben geschlossene Materialkreisläufe an, wollen plastikfrei sein und als Sonepar Deutschland bis 2040 klimaneutral sein. Für unsere Logistik haben wir dieses Ziel übrigens bereits im letzten Jahr erreicht und eine bilanzielle Klimaneutralität realisiert.
ElektroWirtschaft: Was heißt bilanziell?
Bernhard Weber: Wir haben jedes Fahrzeug und seinen Verbrauch aus unserer internen und externen Fuhrparkflotte unter die Lupe genommen. So haben wir die Summe klimaund umweltrelevanter Emissionen ermittelt und, wo möglich, durch optimierte Prozesse reduziert. Die danach nicht mehr vermeidbaren Emissionen kompensierten wir durch Investitionen in globale Klimaschutzprojekte. Konkret ging es dabei um die Erzeugung von regenerativer Energie mit dem Wasserkraftwerk Kinnaur in Indien. Dadurch konnten wir die rund 33.000 Tonnen CO2-Emissionen kompensieren, die durch die Firmenfahrzeuge unseres Fuhrparks und durch unsere interne und externe Logistik angefallen waren. So war unsere Logistik in diesem Jahr in Summe – also bilanziell – klimaneutral.
ElektroWirtschaft: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie persönlich?
Bernhard Weber: Nachhaltigkeit bedeutet für mich Generationengerechtigkeit, manche sagen auch „Enkeltauglichkeit“. Das Wort gefällt mir. Daneben reizt mich aber auch die unternehmerische Herausforderung.
ElektroWirtschaft: Was genau meinen Sie damit?
Bernhard Weber: Nachhaltigkeit ist eine Querschnittanforderung an alle Produkte, Lösungen und Dienstleistungen. Und zwar ganz gleich, um welches Sortiment oder welche Technologie unserer Branche es gerade geht. Ob nun Automatisierung, Installationstechnik, Licht oder E-Mobility – Nachhaltigkeit muss Grundlage und Leitmotiv unseres Handelns in allen Bereichen sein. Das ist ein gewaltiger Transformationsprozess.
Der Beitrag ist bereits im Kundenmagazin „Report“ (Ausgabe 219/ Februar 2021) von Sonepar erschienen.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der März-Ausgabe der ElektroWirtschaft. Als Printabonnent haben Sie fünf Zugriffe auf die digitale Ausgabe inklusive. Stöbern Sie ansonsten in unserem Shop. Übrigens: Das Licht-Special steht Ihnen digital kostenfrei zur Verfügung!