Das europäische elektrohandwerkliche Netzwerk EuropeOn hat untersucht, welche Chancen die Corona-Pandemie den Elektrohandwerken bietet und die Ergebnisse in einer Studie aufbereitet.
Auch, wenn es angesichts von wochen- und monatelangen Einschränkungen und Shutdowns schwer erscheint: Wie fast alle Krisen birgt auch die Corona-Pandemie Chancen. Welche das sind, will eine Studie des europäischen elektrohandwerklichen Netzwerks EuropeOn aufzeigen. Unter dem Titel „Business opportunities since Covid-19“ erarbeiteten die Mitglieder der „AG Wertschöpfungskette“ einen Katalog mit Geschäftschancen für die Zeit während und nach der Pandemie.
Ziel der Studie ist es, zu verdeutlichen, welchen Beitrag die europäischen E-Handwerke zum grünen und digitalen Wirtschaftsaufschwung nach Bewältigung der Covid-Krise leisten können und die daraus resultierenden Chancen aufzuzeigen. Gleichzeitig macht sie deutlich: Corona beschleunigt den Wandel, auf den die E-Handwerke in Europa reagieren müssen.
Chancen …
Als große Chance bewertet die Studie, dass sich politische Entscheidungsträger europaweit dazu bekennen, Energiewende und Digitalisierung weiter vorantreiben und entsprechende Investitionen tätigen zu wollen, so dass beide Aspekte europaweit in einen grünen und digitalen Wirtschaftsaufschwung münden können. Profiteure sind die Elektrohandwerke, die mit ihrer Arbeit die Grundlagen für die Energiewende legen und diese in den kommenden Jahren tatkräftig begleiten werden. Darüber hinaus hält „Business opportunities since Covid-19“ fest, dass die Steigerung der Lebensqualität in Gebäuden in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Profiteure sind die Elektrohandwerke, denn Smart-Living- und Gebäudeautomationslösungen erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
… und Herausforderungen
Homeoffice, Online-Shopping und -Beratungen, Konferenzen per Zoom, Rückzug in die eigenen vier Wände – die Pandemie und die durch sie forcierte Digitalisierung verändern Alltag und Arbeitsleben langfristig. Sie beeinflussen das Verhalten der Kunden und sorgen dafür, dass neue Geschäftsmodelle und Wettbewerber – wie zum Beispiel Online-Marktplätze und -Plattformen – entstehen.
Für elektrohandwerkliche Betriebe bedeutet das: Wollen sie auch künftig erfolgreich sein, müssen sie sich und ihr Geschäft/ihre Dienstleistungen an die veränderten Wettbewerbsbedingungen anpassen. Die Zukunft der E-Handwerke liegt dabei nach Ansicht der Autoren der Studie beispielsweise im Auf- und Ausbau digitaler Infrastrukturen sowie im Angebot datenbasierter und kontaktloser Dienstleistungen, wie zum Beispiel Predictive maintenance oder Ferndiagnosen. Potential bietet hier insbesondere der Wachstumsmarkt „Smart Home“. Im Zusammenhang damit gewinnt das Thema Datenökonomie an Bedeutung. Denn datenbasierte Services können nur dann angeboten werden, wenn für das Handwerk ein freier und gleichberechtigter Zugang zu den Daten möglich ist.
Gleichzeitig macht es die Digitalisierung notwendig, dass elektrohandwerkliche Unternehmen ihre internen und externen Prozesse optimieren und deren Effizienz erhöhen. Dabei können ihnen neue Tools und Plattformen helfen, die beispielsweise das Konfigurieren und Kalkulieren von Projekten übernehmen.
Künftige Aufgaben
Ein Thema, das künftig noch viel stärker in den Fokus rücken muss, ist das Thema „Fachkräftegewinnung und -qualifizierung“. Denn der demografische Wandel schlägt zunehmend auf das Handwerk durch. Um zukunftsfähig aufgestellt zu sein, ist es daher für die Betriebe wichtig, in Aus- und Weiterbildung zu investieren – insbesondere in Bereichen der genannten neuen Wachstumsmärkte und Kompetenzfelder. Für die deutschen Elektrohandwerke hat der ZVEH hier mit der Neuordnung der Ausbildungsberufe sowie der Schaffung des neuen Berufes „Elektroniker/-in für Gebäudesystemintegration“ bereits erfolgreich die Weichen Richtung Zukunft gestellt.
Vorgestellt wurde die Studie Ende Januar im Rahmen eines Events mit namhaften Referenten. Zu sehen ist die Präsentation im YouTube-Kanal von EuropeOn. Zu den Vortragenden gehörte auch Daniel Erdmann, ZVEH-Referent „Technik und Wirtschaft“. Er stellte neue, auf Daten basierende Dienstleistungen der E-Handwerke vor und präsentierte Ziele, Vorhaben und erste Arbeitsergebnisse des neu gegründeten ZVEH-Netzwerkes „Digitalisierung im E-Handwerk“. Der Vortrag wurde vorab aufgezeichnet.