Wo steht der Großhandel zum Jahreswechsel 2020/21 wirtschaftlich und welche Erwartungen haben die Unternehmen an die weitere Entwicklung? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der traditionellen Umfrage des BGA bei den Unternehmen des Großhandels im Dezember 2020.
Während die Umsätze im Jahr 2019 noch nominal um 1,7 Prozent und real um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2018 zunahmen, brachen die Umsätze im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie massiv ein. Im zweiten Quartal waren massive Rückgänge der Umsätze zu verzeichnen. Im April und Mai waren sie um 10,2 und 10,8 Prozent nominal und um 7,1 und 7,0 Prozent real rückläufig. Im Juni fielen sie nominal um 5,9 Prozent und real um 2,5 Prozent. Auch im Juli und August war die Entwicklung noch rückläufig. Im September drehte die Entwicklung jedoch auf einen Umsatzanstieg von nominal 2,4 Prozent, und real war ein Anstieg um 4,3 Prozent zu verzeichnen.
Umsatzentwicklung
Bis Oktober 2020 ist es den Unternehmen im Großhandel gelungen, einen Teil der Umsatzeinbrüche aufzufangen. In der Summe lagen die Umsätze nominal um 1,9 Prozent unter dem Vorjahr. Die Entwicklung im Großhandel verlief aber uneinheitlich. Die Unternehmen im Produktionsverbindungshandel, die sich bereits mit einer deutlich nachlassenden Dynamik konfrontiert sahen, trafen die Folgen der Pandemie zudem heftig. Im Sommer zeichnete sich eine Erholung im Produktionsverbindungshandel ab, der von einer vorsichtigen Erholung in der Industrie und im Außenhandel getragen war.
Im Konsumgütergroßhandel zeichnete sich nach dem heftigen Einbruch bereits rasch eine Erholung der Umsätze ab. Allerdings ebbte diese Entwicklung bereits im Herbst wieder ab, und eine Seitwärtsbewegung deutete sich an. Insgesamt lag die Entwicklung der Umsätze im Konsumgütergroßhandel bis Oktober um 1,9 Prozent über dem Vorjahr. Allerdings differieren die Entwicklungen auch in den einzelnen Sektoren und bei den Unternehmen deutlich. Auch in Großhandelsbranchen, deren Geschäftstätigkeit eng mit den von den Betriebsschließungen direkt betroffenen Wirtschaftszweigen verbunden ist, machen sich die Umsatzeinbrüche deutlich bemerkbar, was den BGA in Unterstützung der betroffenen Branchen zu mehreren Initiativen zur adäquaten Einbeziehung in die Überbrückungshilfen veranlasst hat. Insgesamt geht der BGA davon aus, dass die Umsätze der beiden Vorjahre in Höhe von rund 1.300 Milliarden nicht wieder erzielt werden können.
BGA-Großhandelsklima-Indikator
Zum Jahreswechsel 2020/21 besteht eine insgesamt verhaltene Stimmung im Großhandel. Nach der Umfrage des BGA bei den Unternehmen des Großhandels zur wirtschaftlichen Situation und den weiteren Perspektiven zeichnet sich nach dem massiven Einbruch im Frühjahr 2020 eine vorsichtige Verbesserung der Stimmung innerhalb des Großhandels ab. Die Lage in den Unternehmen bleibt jedoch vielfach kritisch, da der zweite Lockdown die unternehmerischen Aktivitäten vielfach erneut einschränkt oder indirekt belastet. Die weitere Entwicklung wird vom Erfolg bei der Eindämmung des Corona-Virus und seinen Mutationen sowie dem schnellen Zugang zu wirksamen Impfstoffen abhängen. Die Großhändler er-warten jedoch, dass beim wirtschaftlichen Neustart mehr in Bildung, Digitalisierung und Gesundheit investiert wird.
Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage hat sich verbessert. Mit einem Wert von 85,9 Punkten ist ein Anstieg um +8,7 Punkte zu verzeichnen, wobei Werte über 100 eine positive Stimmung und Werte unter 100 Punkten eine negative Stimmung zum Ausdruck bringen.
Die Einschätzungen bleiben aber weiterhin zurückhaltend. Die Großhändler gehen davon aus, dass die Erholung trotz Impfstoff länger dauern wird. Die Erwartungen an die künftige Entwicklung haben sich im Vergleich etwas geringer erholt. Der Anstieg von 76,0 Punkten auf 81,6 Punkte fällt mit +5,6 Punkten etwas schwächer aus als nach dem ersten Lockdown. Darin schlagen sich die dämpfenden Effekte des zweiten Lockdowns nieder. Aufgrund der gestiegenen Infektionszahlen und der damit verbundenen weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie signalisieren die Geschäftserwartungen eine Abschwächung der Erholung im Großhandel.
Insgesamt ergibt sich für den BGA-Großhandelsklimaindikator ein Wert von 83,7 Punkten. Er verbessert sich von 76,6 Punkten um +7,1 Punkte. Die Unternehmen erwarten eine leichte Erholung der Umsätze infolge leicht verbesserter Kapazitätsauslastung und leicht steigender Aufträge. Allerdings ist die Investitionsneigung der Großhändler stark zurückhaltend.