„Digital nachhaltiger leben“ – unter diesem Motto steht der erstmals in virtueller Form stattfindende Digital-Gipfel der Bundesregierung. Wie schon in den vergangenen zwei Jahren – 2018 stellte die elektrohandwerkliche Organisation mit dem E-Haus sogar das Kanzlerinnen-Exponat – bringen sich die Elektrohandwerke auch in diesem Jahr aktiv in das Programm der renommierten Veranstaltung ein. Sie gestalteten die Auftaktveranstaltung in einem von insgesamt drei parallel stattfindenden Foren, in deren Rahmen Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung, Politik und Handwerk unterschiedliche Aspekte der Digitalisierung beleuchten. Unter den Teilnehmern des noch bis morgen dauernden Digital-Gipfels sind auch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sowie zahlreiche Bundesminister.
Energie-Einsparungen durch smarte Anwendungen
Den Auftakt bildete ein Impulsvortrag von Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V., und Hans-Georg Krabbe, Vorstandsvorsitzender der ABB AG. In „Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit: Wie Smart Living zur Energiewende beiträgt“ gingen beiden Referenten der Frage nach, welchen Beitrag smarte Anwendungen und Technologien in Sachen Energie- und CO2-Einsparungen leisten und inwiefern sie zu einer nachhaltigeren Ressourcennutzung beitragen können. Esser und Krabbe vertraten dabei die „Wirtschaftsinitiative Smart Living“, zu deren Gründungsmitgliedern auch der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) gehört. Mit einem nicht weniger wichtigen Aspekt intelligenter Vernetzung setzte sich die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Elisabeth Winkelmeier-Becker, auseinander, indem sie die wirtschaftspolitische Bedeutung des Smart-Living-Marktes hervorhob.
Verleihung der „Smart Living Professional Awards“
Im Anschluss folgte mit der Übergabe der vom ZVEH in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsinitiative Smart Living verliehenen „Smart Living Professional Awards 2020“ ein Höhepunkt des Forums. Ausgezeichnet wurden mit der Kröger Systemtechnik GmbH, der Claus Heinemann Elektroanlagen GmbH und der Nelhiebel Elektrotechnik GmbH drei elektrohandwerkliche Innungsbetriebe, die technisch innovative und anspruchsvolle Smart-Living-Projekte geplant und realisiert und damit ganz neue Maßstäbe gesetzt haben. Die Preise wurden in den Kategorien „Wohnbau“, „Zweckbau“ sowie „Anwendung im eigenen Unternehmen“ verliehen.
Kategorie „Wohnbau“: Claus Heinemann Elektroanlagen
Gewinner in der Kategorie „Wohnungsbau“ ist die Claus Heinemann Elektroanlagen GmbH aus Unterföhring. Sie stattete in der hochmodernen Wohnsiedlung „mynido“ in Karlsfeld bei München 60 Wohnungen und knapp 30 Häuser mit der von ihr entwickelten iHaus-Technik aus. Im Zusammenspiel mit KNX sorgt iHaus dafür, dass alle Wohn- und Lebensbereiche miteinander vernetzt und über eine einzige Plattform steuerbar sind. Die Bewohner haben so die Möglichkeit, Belüftung, Heizung und Licht sowie auch Haushaltsgeräte oder Musikanlage bequem, per Handy, Tablet oder auch per Sprachbefehl, zu steuern. Alarmanlagen, Videoüberwachung und eine moderne Türkommunikation erhöhen die Sicherheit in den eigenen vier Wänden; Smart Meter und ein ausgeklügeltes Energiemanagement die Energieeffizienz.
Kategorie „Anwendung im eigenen Unternehmen“: Kröger Systemtechnik
Den Preis in der Kategorie „Anwendung im eigenen Unternehmen“ sicherte sich die Kröger Systemtechnik GmbH, die sich mit ihrer komplett vernetzten Firmenzentrale beworben hatte. Von der Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) auf dem Dach über die Klima- und Heizungstechnik und unterschiedliche Multimedia-Anwendungen bis hin zu einer individualisierbaren Beleuchtung und Verschattung – in dem Bündner Unternehmen ist alles miteinander verbunden. Mit dem Einsatz moderner Gebäudeautomation und der Kopplung von Luft-Wasser-Wärmepumpe, PV-Anlage und Sonnenstand-gesteuertem Verschattungssystem erhöht das Unternehmen zum einen die Energieeffizienz des Gebäudes. Zum anderen verbessert es durch die Möglichkeit, das eigene Arbeitsumfeld individuell zu konfigurieren, das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter.
Kategorie „Zweckbau”: Nelhiebel Elektrotechnik
Der Smart Living Professional Award in der Kategorie „Zweckbau“ ging an die Nelhiebel Elektrotechnik GmbH. Für das Projekt JB7 hat das Münchener Elektrounternehmen ein innovatives gebäudeübergreifendes Facility Management installiert, von dem die Mitarbeiter von Nelhiebel ebenso profitieren wie Kunden des Unternehmens. Denn smarte Gebäudetechnologien und der Einfluss eines smarten, vernetzten Energiemanagements auf den Energieverbrauch im Gebäude können in der Firmenzentrale, die gleichzeitig als Showroom fungiert, in der Praxis erlebt werden. Mitarbeiter wiederum können dank intelligent vernetzter Technologien ihre Arbeitsumgebung mitgestalten. Nelhiebel zeigt damit, dass sich Automatisierung und Individualisierung nicht etwa ausschließen, sondern perfekt ergänzen.
Die Laudationes hielt Hans-Georg Krabbe. In Kurzinterviews, die unter dem Motto „Die Zukunft spricht Smart Living!“ standen, verrieten die Preisträger anschließend, was ihr Erfolgsrezept ist und welches Potential sie in der Gebäudeautomation sehen. Stichworte waren hier insbesondere das Zusammenspiel von Energiemanagement und Elektromobilität beziehungsweise die nachhaltige Nutzung selbst erzeugter Erneuerbarer Energien.
Thema „Fachkräftequalifizierung in den E-Handwerken“
Auch in den darauffolgenden Kurzinterviews drehte sich alles um die Zukunft. Dabei ging es vor allem um Fragen wie, „Wie können sich Fachkräfte für das Mega-Ökosystem Smart Living fit machen?“, „Wie hält man mit den schnellen technologischen Entwicklungen Schritt?“, „Welche Weichenstellung kann die Politik geben?“ und „Welche Qualifikationen braucht es, damit die deutsche Wirtschaft im Smart-Living-Markt langfristig wettbewerbsfähig bleibt?“
Antworten auf diese Fragen lieferten ZVEH-Vizepräsident Hans Auracher, Hanna Rieke, Vice President Consumer Internet of Things bei der Telekom AG, und Helmut Dittke, Koordinator für Handwerkspolitik/KMU im IG-Metall-Vorstand. Ein gutes Beispiel für künftige Qualifizierungsmöglichkeiten lieferte Hans Auracher, der beim ZVEH für das Ressort „Kommunikation & Berufsbildung“ verantwortlich ist. Er verwies auf den neuen Beruf „Elektroniker/-in für Gebäudesystemintegration“, den die elektrohandwerkliche Organisation ab 2021 anbietet. Mit dem neuen Ausbildungsberuf, so Auracher, habe der Verband frühzeitig auf die Herausforderungen der Digitalisierung reagiert: „Junge Menschen können so gleich zu Beginn ihrer Karriere die notwendigen Qualifikationen für den Wachstumsmarkt Smart Building erwerben und zu echten Vernetzungsexperten werden.“