LKWs bieten auf ihren Anhängern eine enorme ungenutzte Fläche. Das Fraunhofer Institut möchte unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE herausfinden, wie diese Fläche sinnvoll genutzt werden kann. Hierzu wurden PV-Module entwickelt, welche direkt am Fahrzeug Solarstrom erzeugen sollen. Erfahren Sie im Interview mit Stephan Möllinger, Logistikleiter bei der Alexander Bürkle GmbH & Co. KG, wie die Elektrogroßhandlung Teil dieses Projekts wurde.
ElektroWirtschaft: Wie kam es zur Teilnahme von Alexander Bürkle an diesem Projekt?
Stephan Möllinger: Das Fraunhofer Institut Freiburg hat einen Partner gesucht, welcher einen E-LKW in seinem Fuhrpark hat. Obwohl wir zu der Zeit keinen solchen LKW vorweisen konnten, wollten wir gerne Teil eines derart spannenden Projektes sein. Dank der Kooperationsbereitschaft vom Fraunhofer Institut konnte uns dieses einen E-LKW zur Verfügung stellen. Zu den weiteren Projektteilnehmern zählen das Fraunhofer Institute for Transportation and Infrastructure Systems IVI, TFS Fahrzeugbau, die Sunset Energietechnik GmbH und die M&P Motion Control and Power Electronics GmbH. ElektroWirtschaft: Welches Ziel verfolgt das Projekt? Stephan Möllinger: Durch Daten und Erfahrungen, welche im Projekt gesammelt werden, soll ein Modul hergestellt werden, das industriefertigt entwickelt ist und sozusagen umgehend in den Vertrieb gehen kann. Im Fokus steht eindeutig das Modul, dass den LKW zusätzlich mit Energie versorgen soll.
ElektroWirtschaft: Welchen Beitrag kann Alexander Bürkle zu diesem Projekt leisten?
Stephan Möllinger: Wir sind insgesamt sechs Konsortiums- Mitglieder, darunter zwei Fraunhofer Institute, welche sich um die Forschung kümmern und vier Industrieunternehmen, unter anderem Alexander Bürkle. Unsere Aufgabe im Projekt ist es, Nachhaltig zum Kunden unterwegs das Fahrzeug über einen Zeitraum von drei Jahren zu testen und somit Daten zu gewinnen. So soll herausgefunden werden, wie der Anspruch an die Module gewährleistet werden kann und auf welche Strapazen es vorbereitet werden muss. Daher muss der E-LKW unter verschieden Umständen getestet werden, beispielsweise auf Feldwegen oder bei Schnee und Glätte. Im ersten Jahr wird der LKW ohne Modul bewegt. Er ist aber komplett mit Sensoren ausgestattet, jedes Verhalten wird aufgezeichnet, beispielweise wie viel Energie bei schnellerem Fahren verbraucht wird. Im zweiten Jahr werden die Module auf das Dach des LKWs montiert und deren Reaktion auf die Sonneneinstrahlung gemessen. Im dritten und letzten Forschungsjahr werden die Module dann an den LKW angeschlossen.
ElektroWirtschaft: Welche Fortschritte können Sie dank dieses Projekts in Richtung Nachhaltigkeit machen?
Stephan Möllinger: Eine Herausforderung unserer Logistik ist, dass unsere Lieferung bei vielen Kunden vor 07:00 Uhr morgens sein muss. Dadurch werden die Anwohner einer hohen Lärmbelästigung am frühen Morgen ausgesetzt. Durch die Umstellung auf den E-LKW konnten wir uns in diesem Punkt schon etwas verbessern. Ziel ist es natürlich, unseren Fuhrpark irgendwann auf die umweltbewussten Alternativen umzustellen. Dieses Projekt ist auf dem Weg dahin ein erster Schritt.
ElektroWirtschaft: Wie funktioniert der E-LKW?
Stephan Möllinger: Der E-LKW hat ein Automatik-Getriebe und deutlich weniger Bauteile als die aktuell gängigen LKWs. Er funktioniert mithilfe einer Batterie und einer Ladestation, jedoch wird dies in dem Projekt von den Solaranlagen auf dem Dach ergänzt, um einem großen Kritikpunkt bei E-LKWs entgegenzuwirken – der mangenden Reichweite. Diese soll durch die zusätzliche Stromerzeugung verlängert werden. Im Großen und Ganzen geht es jedoch um die gesamte Stromerzeugung, welche zusätzlich durch die Module gewonnen werden kann.
ElektroWirtschaft: Was sind die Vor- und Nachteile bei dem Projekt?
Stephan Möllinger: Der große Vorteil ist die Energiegewinnung auf regenerative Art und Weise. Ein Nachteil ist tatsächlich die Schwierigkeit, alle Voraussetzungen für den TÜV weiterhin erfüllen zu können. Dabei geht es um essenzielle Themen wie die Sicherheit bei Unfällen und Fragen, ob zum Beispiel die Module bei einem Unfall splittern könnten.
ElektroWirtschaft: Welche Veränderungen haben sich bei der Umstellung auf den E-LKW für den Fahrer ergeben?
Stephan Möllinger: Für unseren Fahrer Herrn Splitt, der aktuell mit dem E-LKW fährt, hat sich einiges verändert. Er fährt jetzt eine Stadttour, welche morgens startet, gegen Mittag kehrt er nochmal zum Beladen zurück. Wir haben diese Tour gewählt, weil wir während des Beladens den E-LKW laden können. Laut Herrn Splitt fährt sich der LKW sehr gut, ist immens leise und hat einen sehr guten Beschleunigungswert.
ElektroWirtschaft: Gibt es schon erste Erkenntnisse?
Stephan Möllinger: Dafür ist es aktuell noch zu früh. Fotos: Bürkle Wir haben den E-LKW seit Ende Januar und zum Start lediglich für Sonderfahrten eingesetzt. Seit Juli nutzen wir den E-LKW wirklich täglich im Standardverkehr. Das Fraunhofer Institut zieht sich auch täglich die durch die Sensoren gewonnen Daten. Im Oktober ist ein Treffen geplant, bei dem wir sicherlich erste Erkenntnisse erfahren und austauschen dürfen.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der Oktober-Ausgabe der ElektroWirtschaft. Merken Sie sich jetzt den 27. Oktober vor!