Knapp vier Prozent der Fahrzeuge auf deutschen Straßen sind mittlerweile reine Elektroautos – fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Der Ausbau der Förderung zeigt also Wirkung. Die wachsende Attraktivität der Elektromobilität ist zudem ein Indiz für das steigende Klimaschutzbewusstsein. Die Energiewende nimmt Fahrt auf. Die Bereiche Mobilität und Gebäude sowie die Energieerzeugung wachsen, im Sinne einer erfolgreichen Sektorenkopplung, zusammen. Eine Entwicklung, von der die Elektrohandwerke enorm profitieren.
Wie erfolgreich sich E-Mobilität künftig entwickelt, hängt jedoch auch in großem Maße von der Ladeinfrastruktur ab. Hier fokussiert man sich allerdings zu stark auf die öffentliche Infrastruktur. 80 Prozent aller Ladevorgänge werden aber künftig Zuhause oder auf der Arbeit erfolgen. Der Gesetzgeber berücksichtigt das zu wenig: Sowohl das Gebäudeenergiegesetz (GEG) als auch das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) greifen mit ihren Ladeinfrastrukturvorgaben zu kurz. Auch der Elektroanlage wird nach wie vor nicht die nötige Bedeutung beigemessen. Die Elektrohandwerke plädieren daher im Zuge von größeren Sanierungen für eine Überprüfung älterer Elektroanlagen sowie dafür, bei Sanierungen oder Neubauten zumindest Leerrohre für eine leichtere Nachrüstung des Gebäudes in Sachen Lademöglichkeiten zu verlegen.
Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) arbeitet jedoch nicht nur vehement daran, Hindernisse für einen Hochlauf der Elektromobilität aus dem Weg zu räumen. Die elektrohandwerkliche Organisation unterstützt ihre Innungsmitglieder auch durch entsprechende Kooperationen, so zum Beispiel mit der Volkswagen-Tochter Elli, dem ADAC oder dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Mit der im Frühjahr 2020 gestarteten E-Mobilitäts-Plattform „Deutschland tankt Strom“ (www.deutschland-tankt-strom.de), bietet der Verband E-Fahrzeug-Besitzern und potentiellen Käufern zudem eine Plattform mit hohem Informationsgehalt und integrierter bundesweiter Fachbetriebssuche an.
Knapp 1.200 solcher E-Mobilität-Fachbetriebe gibt es aktuell, Tendenz stark steigend. Denn das Interesse unserer Innungsmitglieder, sich für diesen Wachstumsbereich zu qualifizieren, hat zugenommen. Da passt es gut, dass ab 2021 mit dem „Elektroniker für Gebäudesystemintegration“ ein neuer, ganz auf Vernetzung spezialisierter Ausbildungsberuf an den Start geht. Denn wo es gilt, dezentral erzeugte Energien, ein Energiemanagement, smarte Stromnetze und E-Mobilität miteinander zu verbinden, braucht es spezielles Know-how.
Qualifizierungsmaßnahmen, Kooperationen und ein neuer, auf Systemintegration und eine schnittstellenorientierte Arbeitsweise ausgerichteter, Ausbildungsberuf – die Elektrohandwerke sind bestens auf den Hochlauf der E-Mobilität vorbereitet. Werden die oben genannten Hindernisse aus dem Weg geräumt, steht dem von der Bundesregierung ausgegebenen Ziel von rund zehn Millionen zugelassenen Elektrofahrzeugen bis 2030 nichts mehr im Weg.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der Oktober-Ausgabe der ElektroWirtschaft. Als Printabonnent haben Sie fünf Zugriffe auf die digitale Ausgabe inklusive. Stöbern Sie ansonsten in unserem Shop.