Die mittlerweile fünfte Umfrage unter ZVEI-Mitgliedsunternehmen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigt: Die deutsche Elektroindustrie sieht Chancen, allmählich aus der Krise zu kommen. „Das Tief scheint überwunden, die Branche erwartet für die kommenden Monate jedoch eine wenig dynamische Erholung“, fasst Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, die Ergebnisse zusammen. So gaben drei Viertel der Unternehmen an, dass sie von einer U-förmigen Entwicklung ausgehen. „Wichtig dabei ist aber: Wir sehen, dass es inzwischen wieder aufwärts geht“, so Weber weiter.
Erholung zeichnet sich insbesondere beim Geschäft mit China und den ASEAN-Staaten ab, aber auch im Inland. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (58 Prozent) sind positiv gestimmt, was den Markt in Asien angeht. Im Inland sieht ein Drittel (33 Prozent) eine Erholung. Am schwierigsten wird das Geschäft mit den USA bzw. Nordamerika bewertet: Hier rechnen mehr als zwei Drittel der Unternehmen mindestens mit einer Stagnation, knapp die Hälfte (45 Prozent) sogar mit einem Rückgang. Der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China macht die Situation zudem kompliziert: Vier von fünf Unternehmen beobachten die Spannungen mit Besorgnis.
Für das laufende Jahr rechnet der ZVEI derzeit mit einem Rückgang bei Produktion und Umsatz der deutschen Elektroindustrie in der Größenordnung von minus sieben bis minus acht Prozent. Auch für den Welt-Elektromarkt – der heute zu mehr als 60 Prozent in Asien stattfindet – geht der Verband von einem Rückgang in diesem Jahr aus. Dieser sollte mit minus drei Prozent allerdings vergleichsweise geringer ausfallen. „Der Grad an Unsicherheiten für die konjunkturelle Entwicklung ist nach wie vor sehr hoch“, betont Weber. Es dürfe auf keinen Fall zu einem zweiten Lockdown kommen. „Wir müssen vielmehr ein Risikomanagement zu Corona entwickeln, mit dem wir flexibel, differenziert und lokal auf neue Corona-Ausbrüche reagieren können, ohne das Leben lahmzulegen – im Alltag, im Beruf, und ganz wichtig: in Schule und Kita.“ Die Unternehmen der deutschen Elektroindustrie (94 Prozent) sehen laut Umfrage in einem regulären Schul- und Kitabetrieb eine entscheidende Voraussetzung.
Sorgfaltspflichtengesetz hat gravierende Schwächen
Auch weitere regulative Maßnahmen könnten die wieder positive Entwicklung ausbremsen. Kritisch sehen ZVEI-Mitgliedsunternehmen das geplante Sorgfaltspflichtengesetz. Sie befürchten hohe Bürokratiekosten und stellen infrage, ob sich die verfolgten Ziele überhaupt erreichen lassen. „Die Durchsetzung von Menschenrechten ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, die nicht allein auf die Unternehmen abgewälzt werden kann, sondern zusammen mit Politik und Gesellschaft verfolgt werden muss“, erklärt Weber. Zudem wäre es besser, von vornherein eine europäische Lösung anzustreben, statt sich womöglich im nationalen Alleingang zu verlieren.