Die Geschäftsbedingungen in der deutschen Industrie haben sich im August weiter verbessert. Das signalisiert der saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der mit aktuell 52,2 Punkten auf einem 22-Monatshoch nach 51,0 im Juli landete. Demnach erholen sich die Auftragseingänge weiter von ihren Tiefstständen, die auf dem Höhepunkt des Coronavirus-Lockdowns gemessen wurden. Darüber hinaus stieg die Produktionsrate den IHS-Markit-Angaben zufolge auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Zwar setzte sich der Abbau von Arbeitsplätzen abermals fort, er fiel allerdings aufgrund der besseren Geschäftsaussichten und wachsender Auftragsbestände weniger stark aus als im Vormonat.
„Der deutschen Industrie ist es gelungen, ihre Produktion bereits den zweiten Monat in Folge wieder auszuweiten. Allerding ist es angesichts der noch nicht überwundenen Corona-Krise und der damit verbundenen negativen Folgen auf weite Teile der Wirtschaft noch zu früh für eine Entwarnung“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Freitag in Eschborn.
Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:
Produktion: Die jüngsten Daten zeigen, dass sich die Industrieproduktion in Deutschland nach dem historischen Einbruch aufgrund der Coronavirus-Pandemie weiter erholt. Nachdem der saisonbereinigte Teilindex Leistung im Juli erstmals seit anderthalb Jahren wieder in die Wachstumszone zurückgekehrt war, legte er im August nochmals zu und signalisierte den stärksten Produktionsanstieg seit Februar 2018.
Auftragseingang insgesamt: Beim Auftragseingang wurde abermals ein kräftiger Zuwachs verzeichnet, der nur marginal unter dem Zweieinhalb-Jahreshoch vom Juli lag. Beim Blick auf die Detailergebnisse zeigt sich, dass die Neuaufträge im Konsumgüter- und Vorleistungsgüterbereich signifikant stiegen. Dagegen fiel das Plus im Investitionsgüterbereich nur moderat aus, weil die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen weiter verhalten ist.
Auftragseingang Export: Die Exportaufträge nahmen im August den zweiten Monat in Folge zu. Zwar blieb die Steigerungsrate unter der des Gesamt-Auftragseingangs, sie verbesserte sich dennoch leicht im Vergleich zum Vormonat und stieg auf den höchsten Wert seit April 2018. Vor allem in China und in der Türkei zog die Nachfrage laut Berichten einiger Umfrageteilnehmer deutlich an.
Beschäftigung: Auch im August setzte sich der Arbeitsplatzabbau in der Industrie fort, da viele Unternehmen ihre Kosten weiter reduzieren und ihre Mitarbeiterzahl verkleinern wollen. Zwar schwächte sich die Schrumpfungsrate auf den niedrigsten Wert seit fünf Monaten ab, dennoch war sie eine der stärksten seit Juli 2009. Damit wurden seit mittlerweile anderthalb Jahren in jedem Monat Stellenkürzungen vorgenommen
Einkaufspreise: Die Einkaufspreise sanken im August ein weiteres Mal. Hauptgründe waren die immer noch schleppende Nachfrage nach Rohmaterialien, der starke Euro sowie der Wettbewerb unter den Zulieferern. Die Schrumpfungsrate schwächte sich allerdings zum dritten Mal in Folge ab und fiel so gering aus wie seit Mai 2019 nicht mehr – als die aktuelle Kontraktionsphase begann. Laut Detailergebnissen gingen die Preise in allen drei Teilsektoren geringer zurück als im Juli.
Verkaufspreise: Wie schon im Vormonat ermäßigten sich die durchschnittlichen Verkaufspreise in der Industrie im August deutlich weniger als auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Krise im zweiten Quartal. Zudem konzentrierte sich die Reduzierung erneut vor allem auf den Investitionsgüterbereich; dort war der Kundendruck, die Preise zu senken, nach Einschätzung einiger Umfrageteilnehmer besonders hoch.
Geschäftserwartungen: Die Stimmung im Produzierenden Gewerbe hellt sich weiter auf. So verbesserte sich der Teilindex Geschäftsaussichten den fünften Monat in Folge (nach dem historischen Tief im März) und kletterte auf den höchsten Stand seit Februar 2018. Die Mehrzahl der befragten Einkaufsmanager ist zuversichtlich, dass sich sowohl die Binnen- als auch die Auslandsnachfrage nachhaltig erholen werden – solange es zu keinem Rückschlag durch eine zweite Corona-Welle kommt.