„Die Unternehmen der Elektroindustrie benötigen immer länger, um Neubesetzungen von Stellen vornehmen zu können“, stellt Dr. Gunther Kegel, ZVEI Vize-Präsident, fest. Er bezieht sich dabei auf die aktuelle MINT-Umfrage, die der ZVEI in seiner Mitgliedschaft durchgeführt hat. Danach geben 60 Prozent Unternehmen an, dass die Neubesetzung von Stellen mit Akademikern aus dem MINT-Bereich länger als sechs Monate dauert. Nur bei drei Prozent dauert der Neubesetzungsprozess weniger als drei Monate. Bei der zurückliegenden Umfrage aus dem Jahr 2018 war das Verhältnis noch genau umgekehrt. Auch bei beruflich qualifizierten MINT-Kräften hat sich der Neubesetzungsprozess deutlich verlangsamt. Kegel: „Weder die aktuelle Corona-Pandemie noch konjunkturelle Abschwung-Phasen dürfen uns davon abhalten, beim Nachwuchs weiterhin für MINT-Qualifikationen zu werben und Begeisterung für Technologie zu entfachen. Anderenfalls droht perspektivisch eine Verschärfung des Fachkräftemangels.“
90 Prozent der Unternehmen betreiben bereits Kooperationen mit Schulen und Hochschulen, um den Nachwuchs frühzeitig an MINT-Berufe heranzuführen. Jeweils über 80 Prozent planen mehr MINT-Auszubildende und duale MINT-Studierende gewinnen zu wollen. „Auf die Elektroindustrie kommt es bei den großen Zukunftsherausforderungen wie Energie- und Mobilitätswende, Digitalisierung, 5G oder Industrie 4.0 in besonderer Weise an. Jungen Menschen, die Lust haben, die Zukunft ein stückweit mitzugestalten, steht in der Elektroindustrie ein weites Betätigungsfeld offen“, so Kegel weiter.
Neues Fachkräftezuwanderungsgesetz in der Praxis nicht angenommen
Für mehr als 90 Prozent der deutschen Elektrofirmen ist es zurzeit eher schwierig, ihren Bedarf an MINT-Beschäftigten über den deutschen Arbeitsmarkt zu decken. Dennoch wird das Fachkräftezuwanderungsgesetz, das die Anwerbung von MINT-Fachkräften aus Drittstaaten erleichtern soll, nicht angenommen. Über 90 Prozent der befragten Unternehmen nutzen diesen Weg nicht oder planen es nicht. Anders als noch bei der Umfrage aus dem Jahr 2018 werben die Firmen um MINT-Kräfte nicht mehr weltweit, sondern mittlerweile überwiegend in der EU.
„Deutschland muss mehr in die MINT-Bildung und damit in seine Zukunftssicherung investieren“, konstatiert der ZVEI-Vizepräsident. Schülerinnen und Schüler sowie Studierende benötigten deshalb attraktive, begeisterungsfähige MINT-Angebote mit Bezug zu realen Themen und Fragen. Insbesondere die dualen Studiengänge mit den Hochschulen für angewandte Wissenschaften seien für die Unternehmen der Elektroindustrie ein großer Faktor für innovative, hochklassige und praxisnahe Bildung und sollten weiter ausgebaut werden.
Quelle: ZVEI