Bernd Walter, Geschäftsführer der Elektro Junker GmbH, erklärt im Interview mit der ElektroWirtschaft, wie das Elektrohandwerk die aktuelle Situation erlebt.
ElektroWirtschaft: Herr Walter, derzeit erleben wir noch nie dagewesene Einschränkungen, das öffentliche Leben wurde weitestgehend stillgelegt. Das Elektrohandwerk zählt zu den systemrelevanten Berufen, wie erleben Sie die Situation aktuell?
Bernd Walter:Die Situation ist für uns alle neu. Nachdem die Schulen und Kindergärten geschlossen wurden, mussten auch wir in unserem Betrieb einiges neu organisieren. Jedoch sind wir in der glücklichen Lage, vorhandene Aufträge abzuarbeiten. Wir erleben ein starkes Miteinander im Betrieb und das möchten wir auch unseren Kunden gegenüber vermitteln.
ElektroWirtschaft: Spüren Sie Auswirkungen in puncto Auftragseingang und Lieferfähigkeit?
Bernd Walter: Die Aufträge von Privatkunden haben stark abgenommen. Einige turnusgemäße Wartungsarbeiten sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Momentan arbeiten wir viel in geschlossenen Schulen und Kindergärten und nutzen die Zeit. Im laufendem Schulbetrieb mussten anfallenden Arbeiten oft verschoben werden, wenn beispielsweise arbeitsbedingter Lärm entstand. Gerade in Prüfungsphasen war das teilweise schwierig. Auch für die kommenden Monate sind wir mit dem Auftragsvolumen zufrieden. Momentan bearbeiten wir Aufträge, die wir Anfang des Jahres akquiriert haben. Auch in der momentanen Lage sind die Auftragsbücher mit neuen Projekten gefüllt. Bei der Lieferfähigkeit bemerken wir, dass die Beschaffung von PV-Modulen komplett eingebrochen ist. Auch bei einigen elektronischen Bauteilen gibt es Lieferprobleme. Aber: Wir können unsere Arbeit trotzdem in einem stabilen Rahmen weiterführen. An dieser Stelle ein großes Lob an die Großhändler, sie haben sich hervorragend an die neue Situation angepasst. Wir fühlen uns als Elektrohandwerksbetrieb gut betreut und schätzen es sehr, persönliche Ansprechpartner zu haben.
ElektroWirtschaft: Kann sich das Handwerk gerade in einer Krise, wie wir sie bisher nicht gekannt haben, als Stabilitätsfaktor erweisen?
Bernd Walter: Absolut, die Auftragslage in den Elektrohandwerkbetrieben ist gut bis sehr gut. Da hängt ein großer Wirtschaftszweig dran. Vom Großhandel bis hin zur produzierenden Industrie.
ElektroWirtschaft: Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Pandemie auf die globale und auf die heimische Wirtschaft ein?
Bernd Walter: Der wirtschaftliche Schaden ist momentan nicht zu beziffern. In vielen Bereichen wird es Einschnitte geben. Geplante Investitionen werden verschoben bzw. zurückgestellt. Den Kommunen fehlen die Steuereinnahmen. Entscheidend wird sein, wie lange die Einschränkungen andauern.
ElektroWirtschaft: Ganz praktisch: Was bedeutet die Corona-Krise, wenn ich einen Installateur brauche? Wie halten sie die Abstandspflicht ein?
Bernd Walter: Unsere Mitarbeiter sind angehalten, die Hygienevorschriften und Abstandsregeln einzuhalten. Sämtliche Auftragseingänge, ob Störungsbeseitigung oder sonstige Dienstleistungen, werden unter Einhaltung der Vorschriften erledigt. Unsere Baustellen sind weitläufig, sodass der Abstand eingehalten werden kann. Interne Prozesse wurden ebenfalls auf die neuen Vorschriften abgestimmt: Wir reizen aktuell unsere gesamte Fahrzeugflotte aus. Dann fahren die Mitarbeiter auch mal mit zwei bis drei Fahrzeugen zu einer Baustelle, sodass man sich auch im Auto nicht zu nahe kommt. Atemschutzmasken werden daher aktuell nicht verwendet.
ElektroWirtschaft: Wie gehen Ihre Angestellten mit dieser Situation um? Was bedeutet Mitarbeiterführung in diesen Tagen?
Bernd Walter: Als die Kontaktsperre verkündet wurde, war auch bei unserer Belegschaft eine gewisse Unsicherheit zu spüren. Etliche Einzelgespräche wurden geführt und einige ältere Mitarbeiter bauen Resturlaub ab. Wir haben ein internes Motivationsschreiben verfasst und sind stolz auf unser Team, das auch in dieser Zeit hervorragende Arbeit leistet. Heutzutage ist das nicht selbstverständlich. Bis jetzt haben wir keinen bestätigten COVID-19 Fall, darüber sind wir natürlich froh. Bei 70 Mitarbeitern müssen wir individuell jede Situation bewerten. Fühlt sich ein Mitarbeiter krank, dann bleibt er zu Hause. Mittlerweile hat man sich aber gut an die Situation angepasst.
ElektroWirtschaft: Welche Herausforderungen und welche Chancen sehen Sie in der aktuellen Situation? Was kommt nach dem Exit?
Bernd Walter: Wir alle müssen die Einschränkungen gemeinsam bewältigen. Krisen schweißen die Gesellschaft zusammen. Der Blick auf das Wesentliche hat wieder mehr Bedeutung. Die Frage wird allerdings die Nachhaltigkeit der aktuellen Denkmuster sein: Lernt die Menschheit aus dieser globalen Ausnahmesituation oder wird sehr schnell der Alltag einkehren? Ich wünsche mir, dass nach der Krise wichtige Produktionsstätten der Industrie in die EU verlegt werden. Dafür sind Gesetzesänderungen und politische Anreize notwendig. Aber eins ist sicher: Nach schlechten Zeiten kommen auch wieder gute.
Über die Elektro Junker GmbH:
Die Elektro Junker GmbH ist seit bald 60 Jahren Partner für Bauvorhaben aller Art und Größe – von der Wohnung, über Einfamilienhäuser, öffentliche, Gewerbe- und Industriebauten, bis hin zu Hotelkomplexen. 70 Mitarbeiter arbeiten in den Bereichen Elektrotechnik, Elektroplanung, Instandsetzung, Installation, Kundendienst, Schaltschrankbau, Elektroinstallation, Schaltanlagenbau, Datentechnik, Beleuchtungstechnik, EIB/KNX-Programmierung, Kundendienst, Photovoltaik.