Gelebte Partnerschaft: „Wir stellen uns den Herausforderungen der Coronakrise im Schulterschluss.”

Für ein aktuelles Stimmungsbild aus der Elektrobranche führte die ElektroWirtschaft am 1. April 2020 ein gemeinsames Web-Interview mit den drei Spitzenverbänden VEG, ZVEH und ZVEI

ElektroWirtschaft: Herr Dr. Henning, vor einer guten Woche sagte uns Holger Heckle, Vorstandsvorsitzender des VEG: „Es ist schön zu sehen, dass wir uns im Elektrogroßhandel ein Stück Normalität erhalten konnten. Wir können liefern, beraten und unseren Geschäften nachgehen“. Wie sieht es jetzt aus?

Dr. Hans Henning: Diese Lagebeurteilung gilt unverändert. Natürlich machen sich die Kontaktbeschränkungen bemerkbar: Ganz besonders in der Logistik sind die Abläufe komplexer geworden, weil das Abstandsgebot eingehalten werden muss und Schichten sich nicht begegnen dürfen. Das ist nicht einfach umzusetzen, aber machbar. Die Arbeit im Homeoffice muss gut organisiert sein, damit sie effektiv ist. Aber auch das ist eine Hürde, die unsere Mitglieder meistern können. Mein Fazit: Unter erschwerten Bedingungen haben wir jetzt einen halbwegs normalen Betrieb. Wobei niemand weiß, wie es nächste Woche aussieht.

ElektroWirtschaft: Herr Jakobi, der ZVEH befragt gerade seine Mitglieder zu vier Themenkomplexen im Zusammenhang mit der Coronakrise. Haben Sie schon Ergebnisse?

Ingolf Jakobi: Wir haben ganz aktuelle Informationen durch eine Umfrage des ZDH aus der letzten Woche und führen jetzt unsere eigene Befragung durch. Wir haben eine hohe Rücklaufquote (von 20.000 Betrieben haben rund 2.000 geantwortet und das macht die Ergebnisse sehr valide. Zuerst zur Stimmung: In der Vor-Corona-Zeit sind wir ja von einem Stimmungshoch zum nächsten geeilt und so zeigt die reguläre Frühjahrskonjunkturumfrage im Handwerk noch einen Geschäftsklimaindex von 88,2 Punkten. In unserer aktuellen Befragung ist dieser auf 55,6 Punkte gesunken. Unsere ZVEH-Umfrage zeigt bei 59 Prozent der Betriebe einen Umsatzrückgang, der im Durchschnitt 44 Prozent beträgt. Nur sehr wenige haben gar keinen Umsatz mehr. Im Vergleich zum Gesamthandwerk (Umsatzrückgang um 77 Prozent) stehen wir etwas besser da. In der Elektrobranche haben wir noch den Vorteil, dass wir viele Auftragspuffer aus der Vor-Corona-Zeit hatten. Von 15 Prozent unserer Betriebe hören wir, dass Mitarbeiter in Quarantäne geschickt wurden. Betriebsschließungen aufgrund gesetzlicher Anordnungen sind die Ausnahme (sechs Prozent).

ElektroWirtschaft: Herr Jung, wie schätzt dieElektroindustrie aktuell ihre Lieferfähigkeit ein? Wie lange kann noch produziert werden? Ist „Made in Germany“ jetzt die Rettung oder fehlen bald zu viele wichtige Komponenten aus dem Ausland?

Klaus Jung: In der Elektroinstallationsindustrie war der März im Abverkauf der Produkte durchweg ein guter Monat, aber ich sehe das Handwerk für uns diesmal als konjunkturellen Frühindikator. Sonst war es immer umgekehrt. Wobei aktuell die Lieferfähigkeit der Industrie absolut gegeben ist – sowohl bei den Konzernverbünden als auch im Mittelstand, der in der Breite europäische Lieferketten hat. Der Großteil der Elektroinstallationsprodukte mit Fokus auf Kunststoff und Metallverarbeitung ist nicht durch ausbleibende Zulieferungen aus China beeinträchtigt. Elektronikbauteile für bestimmte Bereiche der Gebäudeautomation und Sensorik sind auf dem Seeweg sechs bis acht Wochen unterwegs. Deshalb gab es hier bisher nur partielle Probleme.

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