Die Versorgung mit elektrischer Energie ist bei einer Pandemie essenziell für das Gemeinwohl. Gerade in der gegenwärtigen Situation haben die Netzbetreiber eine besondere Herausforderung zu bewältigen: Sie müssen sicherstellen, dass die für den Betrieb notwendigen Mitarbeitenden und Prozesse im gesamten Netzbetrieb arbeitsfähig bleiben. Daher haben die Netzbetreiber bereits frühzeitig präventive Maßnahmen ergriffen, um zum Beispiel Personal vor Infektionen mit dem Coronavirus zu schützen. Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) appelliert in seinem aktuellen Positionspapier „Netzbetrieb ist Teil systemkritischer Dienste“ eindringlich an Politik und Behörden in Deutschland, Mitarbeitende wichtiger Bereiche bei Netzbetreibern und beauftragten Dienstleistern mit denen von anderen systemrelevanten Diensten durchgehend gleichzustellen. „Betriebsnotwendige Mitarbeitende in diesem Bereich müssen, wie Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Pflegekräfte und medizinisches Personal auch, Zutrittsrechte erhalten sowie Notbetreuung für Kinder in Anspruch nehmen dürfen – und dies nicht einzeln in Abstimmung mit über 11.000 Kommunen, sondern bundesweit einheitlich“, betont Heike Kerber, Geschäftsführerin von VDE|FNN. „Die Netzbetreiber müssen sicherstellen, dass die für den Betrieb notwendigen Prozesse laufen und das dafür notwendige Personal am richtigen Ort ist. Bereits kleine Stromausfälle können die Unsicherheit in der Bevölkerung vergrößern.“
Den Betrieb des Stromnetzes stellen täglich tausende Mitarbeitende bei Netzbetreibern deutschlandweit sicher. Dazu muss Personal in den Leitwarten und vor Ort im Netz unterwegs sein, zum Beispiel um Reparaturen durchzuführen. “Netz- und Systembetrieb bedeutet arbeiten in der Fläche, beispielsweise zur kurzfristigen Behebung von Störungen. Kurz gesagt: Netzbetrieb nur aus dem Homeoffice geht nicht”, berichtet Kerber.
Reservekräfte schnell und unbürokratisch aktivieren
Durch Krankheit, Quarantänemaßnahmen oder auch durch Kinderbetreuung können Personalengpässe entstehen. Gleichzeitig werden zur Erstellung provisorischer Netzanschlüsse, beispielsweise für ein Containerkrankenhaus in einem abgeriegelten Risikogebiet, zusätzliche Fachkräfte notwendig. „Um Personalengpässen etwa durch Krankheit oder Quarantäne vorzubeugen, sollten schnell und unbürokratisch rechtliche und finanzielle Bedingungen geklärt werden, damit passive Personalressourcen, sprich Reservekräfte, aktiviert und eingesetzt werden können. Sie sind von ihrer Ausbildung grundsätzlich in der Lage, diese Tätigkeiten auszuüben“, erklärt Kerber.
Beschleunigte Tests für systemrelevantes Betriebspersonal
Gemäß Robert Koch-Institut darf eine Person unter Risikoverdacht nicht eingesetzt und muss rechtzeitig vom Rest der Belegschaft separiert werden. Das gilt auch für die entsprechenden Kontaktpersonen. Ein weiterer Einsatz dieser Mitarbeitenden ist erst nach Eingang der negativen Testergebnisse möglich. Deshalb unterstreicht Heike Kerber: „Schnelle Tests für diese Mitarbeitenden sind notwendig, damit diese zügig wieder die Arbeit aufnehmen können.“
Die Hauptforderungen im Überblick
- Mitarbeitende kritischer Bereiche bei Netzbetreibern mit denen von systemrelevanten Diensten gleichstellen
- Netzbetrieb geht vor: bei Bewegungs-/Reiserestriktionen Ausnahmen für Netzpersonal vorsehen – Verzicht auf Einzelgenehmigungen
- Tests bei systemrelevantem Betriebspersonal beschleunigen