“Indonesien ist von der deutschen Industrie stärker in den Blick zu nehmen”, gibt sich Klaus John vom ZVEI überzeugt.
Der Leiter der Abteilung International Trade and Future Markets verweist auf die großen wirtschaftlichen Erfolge des Landes in den vergangenen Jahren mit konstant hohem Wachstum. “Der Inselstaat bietet viel Potenzial, das sich durch den aktuell eingeschlagenen Industrialisierungspfad weiter erhöhen wird.” In der Strategie “Making Indonesia 4.0” werden besonders die fünf Sektoren – Autobau, Elektronik, Nahrungsmittel, Textilien und Chemie – herausgestellt und gefördert.
Im Fokus steht auch das Internet der Dinge und der Ausbau als Produktionsstandort für Sensorik.
Anreize für internationale Großunternehmen will Indonesien vor allem mit Steuervorteilen setzen. Abhängig vom Industriesektor und der Höhe des Investitionsvolumen können Steuernachlässe zwischen 20 und 100 Prozent mit einer Dauer von bis zu 25 Jahren gewährt werden. Darüber hinaus will das bevölkerungsreiche Land ein Berufsbildungssystem aufbauen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. John: “Sowohl beim Technologietransfer als auch bei der Ausbildung von Fachkräften können wir unterstützen. Unsere immer noch nur wenigen Unternehmen vor Ort genießen einen sehr guten Ruf.” Der Außenhandelsexperte verweist darauf, dass sich die rund 300 deutschen Unternehmen vor allem mit vielen tausend asiatischen Wettbewerbern messen müssen, insbesondere aus China. “Indonesien ist tief in asiatische Handels- und Finanzströme eingebunden”, so John.
Für die deutsche Elektroindustrie hat das Land derzeit nur eine nachgeordnete Bedeutung. 2019 exportierte die Branche dorthin Waren im Wert von 493 Millionen Euro. Gemessen an den gesamten deutschen Elektroexporten in Höhe von 216,5 Milliarden Euro entspricht dies einem Anteil von 0,2 Prozent. Auch als Lieferant von elektrotechnischen und elektronischen Gütern im Wert von 653,9 Millionen Euro ist Indonesien nur eine nachgeordnete Größe für den deutschen Markt.
Dennoch sieht der ZVEI-Experte Indonesien auf dem Sprung: “Durch das hohe Wirtschaftswachstum und die schnell wachsende, junge Bevölkerung sehen Prognosen Indonesien im Jahr 2030 bereits als siebtgrößte Wirtschaftsnation und damit vor Deutschland.” Mit dem Land müsse sich die deutsche Industrie deshalb mehr befassen. “Es ist ein strategischer Markt. Insbesondere für Unternehmen, die Produkte und Lösungen für Digitalisierung, Automation und Energieeffizienz anbieten”, erklärt John.
Quelle: ZVEI